ADB:Loder, Friedrich Wilhelm
[76] die Lieder Gellert’s. – Ob auch das von Meusel ihm zugeschriebene Lehrgedicht: „Ueber die Liebe und Ehe“ (Altenburg 1783) von L. herrührt, ist zweifelhaft; mit größerem Rechte scheint es Kayser’s Index (III, 547a) dem obengenannten Waldau, Antistes in Nürnberg, beizulegen.
Loder: Friedrich Wilhelm L., Kirchenliederdichter, war der Sohn eines hohenlohe-neuenstein’schen Legationssecretärs beim fränkischen Kreise und wurde den 14. Febr. 1757 in Regensburg geboren. Anfangs durch Privatlehrer gebildet, besuchte er dann die Schulen in Weickersheim und Heilbronn und studirte seit 1776 in Jena und Göttingen die Rechte. Durch den Einfluß seines unterdessen nach Ohrdruff versetzten Vaters erhielt er 1778 eine Anstellung als Aktuarius daselbst und machte sich in diesem Amte durch die vollständige Neuordnung des ihm anvertrauten Archivs verdient. 1784 wurde er zum Kanzleirath und 1795 zum Hofrath befördert und vertrat daneben noch seinen Fürsten als Abgeordneter beim gothaischen Landtage. Eine Gehirnerschütterung, die Folge eines Sturzes von einem scheugewordenen Pferde, führte am 31. Mai 1823 seinen Tod herbei. – Obwol eifrig und gewissenhaft in seinen Dienstpflichten und ein genauer Kenner seines Fachs, wäre L. bei seiner Neigung zur Theologie doch ein noch besserer Geistlicher geworden. Da er nicht aus innerem Antriebe, sondern nur auf den Wunsch seines Vaters die Rechte studirt hatte, so blieb ihm stets eine besondere Vorliebe für jene Wissenschaft. Er wohnte bis zu seinem Tode dem Gottesdienste fleißig bei und hörte die Predigt mit Aufmerksamkeit; ja in früherer Zeit besuchte er sogar Kranke, um sie mit erbaulichem Zuspruch zu trösten. Dieser geistliche Zug, der ihm aus seinem elterlichen Hause vererbt worden war, hat auch in seinen Kirchenliedern Ausdruck gefunden, von denen vierzig in Georg Ernst Waldau’s „Geistlichen noch ungedruckten Liedern“ (Nürnberg 1781) zuerst veröffentlicht wurden. Sie fanden bald Aufnahme in verschiedene Gesangbücher und haben zum Theil ihren Platz bis auf unsere Zeit behauptet. Zu den bekanntesten gehören: „Gottlob! ich weiß ein Vaterland“, „Immer näher kommt die Zeit“, „Unser Gott ist groß und mächtig“, „Wie süß mein Vater, ist die Pflicht“. Ihr ganzer Ton erinnert an- Meusel. – N. Nekr. 1823. – Aug. Beck, Ernst II., Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, Gotha 1854. S. 133–134. – Ed. Emil Koch, Geschichte d. Kirchenlieds und Kirchengesangs. 1. Hptthl. 6. Bd. Stuttgart 1869, S. 226. – C. Kehr, Der christl. Religions-Unterricht in d. Volksschule. 2. Bd. 2. Aufl. Gotha 1870, S. 361.