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Artikel „Linck, Konrad“ von Ludwig Nieser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 804–807, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Link,_Franz_Konrad&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:48 Uhr UTC)
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Linck *): Konrad L., pfälzischer Künstler des 18. Jahrhunderts. Geboren zu Speier den 15. Decbr. 1732 als Sohn eines Bildhauers war er bestimmt die gleiche Kunst zu erlernen. Den ersten Unterricht ertheilte ihm sein Vater. Nachdem er so viel Fertigkeit erworben, um sich selbst ernähren zu können, ging er zunächst nach Würzburg, wo er ein Jahr thätig war. Der Wunsch nach weiterer Ausbildung führte ihn nach Wien in die Werkstätte des Bildhauers Jac. Schletterer; [805] zugleich besuchte er die kaiserliche Akademie, an welcher sein Meister Professor war und studirte hier drei Jahre hindurch eifrig und mit gutem Erfolg. Mit Kenntnissen und Empfehlungen wohl ausgerüstet wurde er von hier – wie er sich selbst ausdrückt – „nach Berlin verschrieben“ und ward Gehülfe des dortigen königl. Bildhauers G. Fr. Ebenhecht; als solcher betheiligte er sich in den folgenden drei Jahren an der Ausführung der großen Marmorstatuen, welche für den königl. Park in Sanssouci aus Ebenhecht’s Atelier hervorgingen. Bald nach dem Tode seines Meisters (1757) und nach Ausbruch des siebenjährigen Krieges kehrte L. in seine Heimathstadt Speier zurück, wo noch ein Bruder, ein nicht ungeschickter Bildschnitzer, thätig war. Durch Anfertigung von Grabdenkmalen und Reliefporträts in Medaillonform, wofür er besonderes Talent zeigte, erwarb er seinen Lebensunterhalt; bald darauf erhielt er eine feste Anstellung in der kurfürstlichen Porzellanfabrik in Frankenthal, für welche er die in die Bildhauerei einschlagenden Modelle zu liefern hatte. Seine Arbeiten hatten ihm den Ruf eines gediegenen Künstlers erworben, so daß ihn im Jahre 1763 der Kurfürst Karl Theodor zum Hofbildhauer und Professor der 1757 gegründeten Zeichnungs- und Bildhauerakademie in Mannheim ernannte. Hier wirkte er nun viele Jahre an der Seite von P. v. Verschaffelt, Augustin Egell und P. van der Branden und schuf für die pfälzische Residenzstadt, für den kurfürstlichen Park in Schwetzingen und im benachbarten Heidelberg, Dürkheim und Saarbrücken hervorragende Werke der Plastik, welche, meist noch erhalten, ihm einen geachteten Namen in der Kunstgeschichte der Pfalz sichern. Für den Park in Schwetzingen, den Karl Theodor nach einem vom Baudirector v. Pigage entworfenen Plane großartig anlegen und mit vielen Kunstbauten und Bildwerken schmücken ließ, hat L. zunächst die beiden ägyptischen Sphinxe gearbeitet, welche sich am Eingang zum Tempel der Botanik befinden. Von ihm ist ferner das Frontonrelief des Minervatempels (der thronenden Minerva überreicht die Kunst den Plan des Gartens, welchen die Göttin billigt und auszuführen befiehlt) und an den Schmalseiten des Badhauses am Dachgesimse zwei vorzügliche Gruppen, Kinder, welche einen mit dem Kurfürstenhut bekrönten Schild mit dem fürstlichen Namenszug halten. Vor letzterm Gebäude waren sodann zwei freistehende, meterhohe Bildwerke aufgestellt, je drei prächtige Knaben mit bacchischen Attributen, welche mit einem Ziegenbock spielen; eines dieser schönen Werke Linck’s ist leider in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts durch einen umgestürzten Baumstamm zertrümmert worden; die andere Gruppe wurde dann in die Nähe des Panfelsens versetzt; das kleine Thonmodell zu diesem Werke, geringfügige Abweichungen zeigend, eine Arbeit von fesselnder Unbefangenheit und Grazie, befindet sich in Mannheim in dem Besitze der noch lebenden Enkelin des Künstlers. Für den ehemaligen fürstl. Hofgarten in Saarbrücken fertigte L. sodann eine Diana und einen Flußgott in kolossaler Größe; für den fürstlich leiningen’schen Park in Dürkheim (Pfalz) das Grabdenkmal einer Gräfin Erbach geb. v. Leiningen, zwei Vestalinnen in Lebensgröße, welche auf einer mit einem Tuch behängten Bahre den Krug mit der Asche der Verblichenen tragen. Letztere Werke sind in den Zeiten der französischen Occupation in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zerstört worden und verschollen. – Für das in den Jahren 1776 und 1777 errichtete Nationaltheater in Mannheim wurden bei L. die vier großen Sphinxe bestellt, die auf den Thorpfeilern der kleinen Vorhöfe der Hauptfronte angebracht wurden, freiere Umwandlungen des älteren Typus mit den Emblemen der Musik und Schauspielkunst ausgestattet; beim Theaterumbau 1854 veräußert, sind sie jetzt am Schmuckert’schen Hause zur Seite der nach dem Garten führenden Freitreppen aufgestellt. Im Innern des Theatergebäudes wurde L. die Decoration [806] des Vestibüles vor dem großen Concertsaale übertragen; sechs Satyre mit Hermenfuß (die männlichen Köpfe ausdrucksvoll, die weiblichen dagegen ebenso wie die Gewanddraperien und Rebenkränze etwas nüchtern und conventionell), darüber sieben kleine Relieftafeln, Kinder mit Musikinstrumenten. Eine weitere Betheiligung des Künstlers am äußeren Schmuck des Theaters, der vornehmlich von P. van der Branden herrührt, ist urkundlich nicht erwiesen. – Ein Werk, vorwiegend decorativer Plastik war ferner der prachtvolle aus Zinn und vergoldeter Bronze hergestellte, mit Kriegs- und Ordensemblemen reich geschmückte Sarkophag des Prinzen Friedrich von Zweibrücken in der Gruft des ehemaligen Karmeliterklosters zu Heidelberg. Dieses Kunstwerk Linck’s, in der Description de la résidence de Mannheim etc. von 1794 ausführlich beschrieben, ist 1803 mit den dort beigesetzten fürstlichen Leichen nach München überführt worden. – Aus Heidelberg erhielt L. 1786 den ehrenvollen Auftrag das große Monument Karl Theodors zu liefern, welches auf der Neckarbrücke errichtet werden sollte. Im J. 1788, wie die Inschrift besagt, vollendet, stellt es die elf Fuß hohe Gestalt des Kurfürsten in voller Rüstung, den Feldherrnstab in der Rechten, mit dem Fürstenmantel bekleidet, dar; er steht auf hohem Postamente, an dessen Seiten Reliefdarstellungen, Allegorien des Universitätsjubiläums 1786, der Vereinigung der Pfalz mit Baiern, des Regierungsjubelfestes des Kurfürsten und das pfälzer Wappen angebracht sind und zu dessen Füßen vier Flußgottheiten, Rhein und Neckar, Donau und Mosel (die beiden letzten weiblich gedacht) ruhen. Für den zweiten Brückenpfeiler hat L. noch in den letzten Jahren seines Lebens ein entsprechendes weiteres Denkmal entworfen und theilweise ausgeführt, die Statue der Minerva auf ähnlich hohem Postamente, am Sockel vier liegende allegorische Figuren, die Theologie (verschleiert) und Jurisprudenz, den Handel (Merkur) und Ackerbau vorstellend. Nach der Inschrift ist das zweite Denkmal 1790 errichtet worden: Carolo Theodoro, pietatis justitiaeque patrono, agriculturae fautori, musarum amico. Diese großen Bildwerke kommen zwar in der Hauptsache über einen recht trockenen Manierismus kaum hinaus; die Figur des Kurfürsten, wie die weiblichen Gestalten sind nicht mit dem Künstlernamen gezeichnet und vermuthlich nur von Gehülfenhand gefertigt, zudem auch in der Form unschön; doch macht sich in den liegenden Flußgöttern und dem sitzenden Merkur (die kleinen Modelle zu ersteren haben sich noch im Privatbesitz erhalten) ein entschieden freierer Zug geltend, der L., wie dies auch seine Kindergruppen bezeugen, vielfach die Befangenheit der Zopfzeit abstreifen läßt. – Auch für die Friedhöfe Mannheims hat er manches schöne Denkmal geschaffen. Bewunderung erregte seinerzeit namentlich das poetische Grabmal der siebenzehnjährigen Maria Anna Micheroux von 1789 (eine gebrochene Rose in der Hand neigt sich eine edle weibliche Gestalt trauernd über eine Aschenurne, auf deren Sockel die Worte stehen: So war sie.) und der Denkstein der Gattin des Hofgerichtsrath Traiteur, einer jung gestorbenen Mutter, welche ein zuvor entschlafenes Kind am Arme fassend von zwei überlebenden Kindern rührenden Abschied nimmt (1790).

Nächst dem hochgeachteten Namen als schaffender Künstler und Lehrer der Kunst hatte sich L. auch eine materiell unabhängige bürgerliche Stellung errungen. Seit 1768 glücklich verheirathet, kaufte er am 11. März 1776 um einen für damalige Zeit nicht unbeträchtlichen Preis ein Haus in Mannheim, baute dasselbe herrschaftlich um und schmückte das Portal mit Werken eigener Erfindung; auf dem Schlußsteine des Thorbogens hat er einen jugendlichen Medusenkopf mit fliegenden Haaren ausgemeißelt; über der Portalkrönung sind zu beiden Seiten einer monumentalen Urne zwei reizende Kinder angebracht, welche einen Früchtekranz tragen. Auch diese, wie überhaupt seine Kindergruppen, sind bei sorgfältiger Durchbildung der Formen von einer so einfachen Natürlichkeit und Ungezwungenheit in der [807] Erfindung und Auffassung, daß sie auch neben besseren Werken unseres Jahrhunderts ihren Platz behaupten, während die größeren statuarischen Arbeiten Linck’s das Durchschnittsmaß ihrer Zeit kaum überschreiten. L. ist den 13. Oct. 1793 am Schlag gestorben; im Sterbe- beziehungsweise Beerdigungsregister der katholischen Pfarrei steht das Datum des 15. Oct. 1793 mit dem Vermerk: subito mortuus (daß ihn Nagler 1802 noch leben läßt, ist also ein Irrthum). Sein Sohn Franz Arnold, geb. 1769 ist als königlich baierischer Regierungspräsident, Geheimerath und in den Adelstand erhoben zu Augsburg 1838 gestorben. Eine den 9. März 1776 geborene Tochter, 1802 vermählt, ist die Mutter der noch lebenden Enkelin Linck’s gewesen. Im Besitze der letzteren und ihres Gatten befindet sich noch heute das großväterliche Haus und viele Arbeiten des Künstlers; außer den oben genannten Modellen noch (im Garten des Landgutes zu Mußbach in der Pfalz aufgestellt) eine Gruppe der drei Grazien, eine kleine Gruppe scherzender Kinder und die Modellbüste zum Denkmal Karl Theodors auf der Heidelberger Brücke.

Eigene Aufzeichnungen Linck’s. Meusel, Museum f. Künstler u. Kunstliebhaber, Mannheim 1787. X, S. 377/79. XII, 589/90. XV, 170/1. Meusel, Teutsches Künstlerlex. Lemgo 1808, I, S. 568; Nagler, Künstlerlex. VII, S. 531 u. a. a. O. Widder, Geogr.-histor. Beschr. der kurfürstl. Pfalz, I, S. 141. Description de la résidence de Mannheim etc. 1794 p. 95/6. 101/2. Zeiher und Römer, Beschreib. d. Gartenanlagen zu Schwetzingen, 1809, S. 30. 32. 35. Wundt, Gesch. und Beschreib. d. St. Heidelberg, 1805, I, S. 185. Gemeindearchiv d. St. Mannheim G. B. Nr. 11. S. 369 f. Kurpfälz. Hof- und Staatskalender, Jahrg. 1763–94.

[804] *) Zu Bd. XVIII S. 661. Das Material ließ sich nicht rechtzeitig beschaffen.