ADB:Lindenberg, Johann Bernhard Wilhelm

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Artikel „Lindenberg, Johann Bernhard Wilhelm“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 688–689, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindenberg,_Johann_Bernhard_Wilhelm&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 22:52 Uhr UTC)
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Lindenberg: Johann Bernhard Wilhelm L., geb. zu Lübeck den 18. Septbr. 1781, † zu Bergedorf b. Hamburg den 6. Juni 1851, von Beruf praktischer Jurist, trat auch mit Erfolg als botanischer Schriftsteller auf. Auf dem gymnasium Catharineum seiner Vaterstadt vorgebildet, widmete sich L. auf den Universitäten Jena und Göttingen der Jurisprudenz und ließ sich, nachdem er zum Dr. jur. utr. promovirt worden, im J. 1806 als Advokat in Lübeck nieder. Als diese Stadt im J. 1810 französisches Gebiet wurde, übersiedelte L. nach Hamburg, woselbst er bis 1814 an dem von Napoleon I. eingesetzten kaiserlichen Gerichtshofe practicirte. Nach der Befreiung der Hansestädte wurde er dann als Amtsverwalter nach Bergedorf b. Hamburg versetzt und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode. Die Muße, welche dem strebsamen Manne seine Berufsthätigkeit ließ, verwendete er zu botanischen Untersuchungen, welche dadurch, daß sie sich auf ein eng begrenztes Forschungsgebiet beschränkten, keinerlei dilettantischen Charakter tragen, vielmehr auf dem betreffenden Gebiete vollgültige, die Wissenschaft fördernde Leistungen geworden sind. In der That sind Lindenbergs Publicationen über die Lebermoose für die Systematik dieser zwar kleinen aber schwierigen Pflanzengruppe mit grundlegend geworden. Hierdurch [689] und durch seine Stellung als Mitglied der Kaiserl. Leopold.-Carol. Akademie zu Wien und anderer naturforschender Gesellschaften, gebührt auch L. ein Platz unter den wissenschaftlichen Botanikern Deutschlands. – Mit einer „Hepaticarum Capensium a C. F. Ecklon collectarum brevis recensio“, von dem Director des Hamburger botanischen Gartens Joh. G. Chr. Lehmann im 4. Bande der Linnaea (1821) mitgetheilt, beginnt Lindenberg’s botanische schriftstellerische Thätigkeit, der sich bald darauf eine größere, mehr selbständige Arbeit anschloß, die zunächst als Supplement zum 14. Bande der Nova Act. Acad. Leopold. erschienen, dann auch als eigenes Werk unter dem Titel: „Synopsis Hepaticarum europaearum adnexis observationibus et adnotationibus criticis illustrata“, 1829 in die Oeffentlichkeit trat. Die hierin beobachtete Beschränkung auf die europäischen Lebermoose gab L. bald auf. Es folgten von 1829–1838 einzelne Aufsätze über die aus Afrika und Asien von den Reisenden mitgebrachten Lebermoose aus verschiedenen Abtheilungen, deren Beschreibung L. zum Theil unter Mitarbeiterschaft seines bereits erwähnten Freundes Lehmann in den von letzterem herausgegebenen „Novarum et minus cognitarum stirpium pugilli III, IV–VII“ veröffentlichte. Inzwischen aber war eine treffliche „Monographie der Riccien“, als Abdruck aus dem 18. Bande der Nova Acta Leopold., 1836 als selbständiges Werk erschienen, die auf 19 Tafeln mustergültige Abbildungen enthaltend, in erhöhtem Maße die Aufmerksamkeit der Botaniker auf L. lenkte. Dies veranlaßte auch, daß die bedeutendsten Kenner der Lebermoose, C. M. Gottsche und C. G. Nees v. Esenbeck L. zu ihrem Mitarbeiter heranzogen bei der Herausgabe der „Synopsis Hepaticarum“ (1844–1847), eines Werkes, das für die Systematik der mehrerwähnten Pflanzengruppe die Grundlage bietet und auch heute noch durch ein besseres nicht ersetzt worden ist. Als das Hauptwerk Lindenberg’s ist jedoch eine Arbeit anzusehen, die, in einem großartigen Maßstab angelegt, mehr als ein Menschenalter zu ihrer Vollendung beansprucht. In der That hat L. dieselbe auch nicht mehr erlebt. Es sind das die „Species Hepaticarum“. Außer dem Umfang, den das Werk, seinem Titel und seiner Anlage entsprechend, haben mußte, hinderte auch wol die durch die zahlreichen Kupfertafeln bedingte Kostspieligkeit seine regelmäßige Fortführung und weitere Verbreitung. Günstig für das Werk war trotzdem noch der Umstand, daß die Bearbeitung der einzelnen Gattungen in Monographien derartig erfolgte, daß jede ein Ganzes für sich bildet. Es sind überhaupt nur 4 Gattungen behandelt. Die ersten 5 Hefte, 1839 begonnen und mit zweijähriger Unterbrechung 1844 vollendet, schließen die Monographie der Gattung Plagiochila ab. Es sind hier im Ganzen 96 Arten beschrieben und auf 33 Tafeln abgebildet; 24 Arten sind völlig neu und 34 neu benannt. Eine sehr schätzenswerthe Beigabe ist eine Tafel über die geographische Verbreitung der Arten und werthvoll für die bequeme Bestimmung ein recht übersichtlicher clavis analyticus, so daß das Werk als ein treuer Führer durch das schwierige Gebiet gelten kann. Die folgenden Hefte erschienen unter thätiger Beihülfe des bewährten Lebermooskenners C. M. Gottsche und unterstützt durch die technische Kunst des Zeichners Schott, der wahrhaft mustergültige, die früheren weit übertreffende Abbildungen lieferte. Das 6. und 7. Heft bringt abgeschlossen die Monographie der Gattung Lepidozia mit 47 Arten, von denen auf 12 Tafeln 32 abgebildet sind. Das 8.–11. Heft endlich enthält die Gattungen Mastigobryum mit 68 und Micropterygium mit 2 Arten. Mit dem J. 1851, dem Todesjahre des Verfassers, schließt das Werk.

Lexikon der Hamburg. Schriftsteller Bd. IV und Botan. Ztg. 1851.