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Artikel „Linck, Hieronymus“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 716–717, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Linck,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:48 Uhr UTC)
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Linck: Hieronymus L. aus Glatz, Liederdichter und Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Er scheint sich während der Jahre 1558–1565, in denen er litterarisch thätig war, in Nürnberg, Augsburg und Wien aufgehalten zu haben; ob er mit dem von Puschmann (N. Lausitz. Magazin 53, 99) angeführten Meistersinger „Hieronymus Lincke, Kirschner und Brifftrager von Zwickau 1557“ identisch ist, bleibe dahingestellt. 1558 beschrieb er in einem Meisterliede in der Rorweis Pfaltzen von Straßburg die Ermordung des Bischofs Melchior Zobel von Würzburg durch einen Anhänger Grumbach’s, 1559 „im Thon, wie man singt von der Statt Luttringen“, den Tod Heinrich’s II. von Frankreich, 1563 die Presburger Krönungsfeier Maximilian’s II., ohne Anschaulichkeit in Einzelheiten oder Hervorhebung seiner protestantischen Gesinnung. Zu mehreren bekannten weltlichen Liedern: „Beschaffen Glück ist unversaumbt“, „Es was ein wacker Mädelein“, „Mein Man der wil in Krieg ziehn“ verfaßte er geistliche Parodien. – Von seinen Schauspielen ist nur eins gedruckt: „Von einem jungen Ritter Julianus genannt, wie er sein Vatter und Mutter erstochen hat“ (Augsburg 1564, 10 Acte), eine trockene, knappe Bearbeitung einer im Meisterliede (V. Schumann, Nachtbüchlein 1893, [717] S. 367) wieder aufgelebten Erzählung der Gesta Romanorum. Die dem Kaiser Maximilian II. gewidmete biblische „Comedi von Hoffard vnnd Demut, auß dem ersten Konigbuch getzogen, das erste, ander biß ins dritte Capittl“ (Wiener Hs. 9841, 94 Bl. 4°) enthält in 19 Acten die unbedachte Erhebung Adonia’s, Salomo’s Thronbesteigung und sein Urtheil im Streit der beiden Weiber. Der reizlosen, nüchternen Darstellung mangelt Lebendigkeit der Charakterzeichnung und consequente Durchführung der einzelnen Handlungen; David’s Tod, die Tödtung des Adonia und Joab werden übergangen und dafür humorlose Teufelsintermezzi und die Verführung der eitlen Magd Nuda durch einen Knecht eingeflochten. Die Sprache verwendet volksthümliche Redensarten, das Metrum ist nachlässig behandelt, vielleicht durch Schuld des Kalligraphen. Für die 25 Personen wird der „Proces“ angegeben, „so man mit dieser Comedi auff der gassen gehett“. Der Prolog des Regisseurs (Aktors), der hier „Buchhalter“ heißt, kennzeichnet die hoffnungsvolle Stimmung, mit der die Protestanten der Regierung Maximilian’s entgegensahen: „Ich bin durchzogen manches land; Wo ich hinkam, findt ich zuhandt, Das man prediget offenbar Gottes wort lauter, hell unnd klar, Sonnderlich im deutschen lannd“. Noch deutlicher lehrt das Linck’s drittes Stück, das man eine politische Denkschrift in dramatischer Form nennen könnte: „Ein Schön Neue Comedia, darinnen ein Rahtschlag gehaltenn wirdt, Was nützlich wehr zu dem Krieg, darein man sich ien dieß 1565. Jar rüstet, vnd ist Kaiser Maximiliano zu ehrenn gemacht“ (Wiener Hs. 9822, 46 Bl. 4°, 6 Acte. Gleichfalls mit einer akrostichischen Widmung an den Kaiser). Hier wandert der alte Theodorus, unter dessen Gestalt der Dichter sich offenbar selber schildert, nach Wien, um dem Kaiser ein strenges Verbot aller Gotteslästerung und alles Doppelspiels ans Herz zu legen, sonst werde die Rüstung zum Türkenkriege vergeblich sein. Zu ihm gesellt sich mit freundlicher Aufmunterung der Engel Raphael und mit listiger Abmahnung der verkappte Satan. Die Landsknechte und Gartbrüder, denen Theodorus dann von den geistlichen Waffen und dem frommen Helden Josua predigt, schenken ihm theilweise Beifall, und ein Kriegslied auf den neuen Kaiser wird angestimmt: „Frisch auff, ihr Landsknecht alle“. Außerdem streiten im 3. Acte Raphael und Satan darüber, ob die Papisten oder die Evangelischen einen christlichen Wandel führen, und im 6. Acte kommen Conrat und der Narr Rüpel auf dasselbe Thema zurück. Am Schlusse ein vierstimmiger Chor: „O ihr christenn last euch gen zu hertzen“.

Goedeke, Grundriß2 2, 263. 407. – Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur, 1877, S. 125. – Dresdener Hs. M 6, 417 a und M 8, 674 b. – Weller, Annalen 2, 406. 513. – Flugblätter der Berliner Bibliothek (Yd 7830, 43. 67. Yd 7831, 57. Hymn. 5268. 7539. 7543. Ye 3851).– Wackernagel, Kirchenlied 3, 962 Nr. 1152 (ohne Linck’s Namen).