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Artikel „Liehm, Anton“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 627–628, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liehm,_Anton&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:40 Uhr UTC)
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Liehm: Anton L., Landschaftsmaler, geb. am 25. Jan. 1817 in der im Sprengel des berühmten Cistercienserstiftes Ossegg (im westlichen Böhmen) gelegenen Ortschaft Janegg – ebenfalls dort auch gestorben am 27. Mai 1860. Sohn eines wohlhabenden Bauern, zeigte L. schon während des Besuchs der Volksschule entschiedenes Talent für das Nachbilden von Naturgegenständen, insbesondere für gewandtes Skizziren von Landschaften. Dadurch in Verkehr gekommen mit dem kunsteifrigen Cistercienserpriester P. Victor (Zuleger, † 1855), wußte es dieser auch zuwege zu bringen, daß L. behufs weiterer Ausbildung sich nach Prag begab, und dort in die von Prof. Max Haushofer geleitete Schule für Landschaftsmalerei eintrat. – Sein erstes öffentliches Auftreten datirt von 1840, doch vorläufig nur mit einer Copie nach einer Studie seines Meisters in Aquarell, wogegen er 1842 schon mit zwei selbständigen Oelgemälden: „Landschaft“ und „Partie am Erzgebirge“ auf der Kunstvereinsausstellung erschien. – Ermuthigt durch günstige Aufnahme beschickte er von da ab während eines in Prag verlebten Jahrzehntes ununterbrochen die Kunstausstellung. Im J. 1843 mit zwei Erzgebirgsbildern, 1844 „Schloß Sternberg an der Sazawa“, „Partie bei Ossegg“ und „Baumpartie“; 1845 über den engeren Kreis der Heimathgegend hinausgehend, brachte er nebst der „Mühle bei Sternberg“ den „Wolfgangsee bei St. Gilgen“ und „Partie am Ebensee“; 1846 „Die Riesenquelle im Erzgebirge“, „Mittag bei der Riesenquelle“, „Gebirgslandschaft“, „Partie bei Ebensee“ und „Gegend bei Salzburg“; 1847 „Gegend bei Eichwald“, „Partie bei Dux“; 1848 „Gegend bei Doppelburg im Erzgebirge“, „Partie bei Ossegg“ und „Gegend bei Dux“; 1849 „Partie bei Ullersdorf im Erzgebirge“ und „Partie bei Dux zur Erntezeit“; 1850 „Anziehendes Gewitter (Partie bei Ossegg)“, „St. Barbara-Teich bei Dux“, „Abendlandschaft (bei Dux)“, „Partie bei Klostergrab“, „Bauernhof bei Teplitz“, „Herbstlandschaft“, „Partie bei der Riesenquelle“, „Partie aus dem Riesengebirge“ und „Frühlingsmorgen“; 1851 „Partie bei Dux“, „Herbstlandschaft“, „Partie im Egerthale bei Warth“; 1852 „Waldpartie“, „Partie am Ganghof“. Familienereignisse scheinen ihn noch 1852 zur Uebersiedelung in die Heimath bewogen zu haben, denn die nächstfolgenden der Prager Ausstellung zugesandten Bilder v. J. 1853: „Sonntagsmorgen (Partie bei Rothenhaus)“ „Waldpartie im Sturme“, „Sommermittag bei angehendem Gewitter“ und von 1854: „Sommernachmittag (Gegend von Ossegg)“, „Herbstlandschaft (aus dem Erzgebirge)“ datiren aus Teplitz, wohin sich L. zurückgezogen hatte mit der Absicht, daselbst einen eigenen häuslichen Herd zu gründen und zwar im Zusammenhange mit einer Zeichenschule. Letztere kam auch zu Stande und bewirkte eine Malpause von 1855–1858, in welchem Jahre er wieder mit zwei Bildern „Herbstlandschaft“ und „Schwüler Sommertag“ hervortrat; 1859 neuerdings pausirend, gelangte noch 1860 – im Todesjahre – sein letztes Bild: „Herbstlandschaft [628] mit Mondaufgang“ zur Ausstellung. Das angestrebte häusliche Glück hatte L. nicht erreicht. – Beim Ueberblicke des gegebenen Verzeichnisses seiner zur Ausstellung gebrachten, theils für die Kunstvereinsverloosung, theils von Privaten angekauften Bilder wird es leicht wahrnehmbar, daß ihm vor allem die Heimathgegend – das an landschaftlichen Reizen reiche Erzgebirge am Herzen lag. Und thatsächlich wußte L. unter Anwendung der einfachsten Mittel auch diese Reize zu wahrhaft anheimelnder Anschauung zu bringen. Erklärlich war daher, daß seine Bilder stets gern gesehen waren und bereitwillige Abnehmer fanden. Sein anspruchsloses Wesen in Verbindung mit einer ungewöhnlich leichten Production erwarben ihm zugleich guten Ruf als Lehrer von Kunstdilettanten in adeligen Kreisen, namentlich den gräflichen Häusern Colloredo und Waldstein. – Ein in den Motiven unerklärt gebliebener Fehltritt brachte schließlich den kräftigen und lebensfrohen Mann ins Verzagen. Geistig und körperlich gebrochen zog er sich im Frühjahre 1860 von Teplitz ins Vaterhaus zurück, um dort nach Kurzem sein Leben zu beschließen.