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Artikel „Leu, Joseph Burkard“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 466–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leu,_Burkard&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:01 Uhr UTC)
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Leu: Joseph Burkard L., katholischer Theologe, geb. zu Schongau im Kanton Luzern am 30. März 1808, † zu Luzern am 22. Januar 1865. Nachdem er die Gymnasialstudien zu Luzern absolvirt hatte, studirte er, durch ein Staatsstipendium unterstützt, 1828–31 zu Tübingen Theologie und ging dann in Folge einer Weisung der Luzerner Regierung behufs weiterer philosophischer und philologischer Ausbildung (mit Bernhard Meyer, dem späteren Staatsschreiber von Luzern und österreichischen Ministerialrath) nach Berlin, wo er auch Neander und Schleiermacher hörte. 1833 wurde er zum Priester geweiht und von der Luzerner Regierung zum Professor der Dogmatik und Apologetik an der theologischen Lehranstalt zu Luzern ernannt, 1840 auch zum Chorherrn an dem Stift St. Leodegar im Hof. Entschieden gläubig und katholisch, dabei aber liberal gesinnt, wirkte er gegen die beabsichtigte Berufung der Jesuiten nach Luzern. Er veröffentlichte 1840 „Beitrag zur Würdigung des Jesuiten-Ordens. Nebst einer noch ungedruckten Geschichte und Beurtheilung der Jesuiten von Dr. Joh. Adam Möhler“ (aus dessen Collegienheft vom J. 1831). Er war auch seit 1844 ein fleißiger Mitarbeiter an dem „Luzerner Volksblatt“; von der von J. A. Fischer herausgegebenen Kirchenzeitung hatte er sich wegen ihrer radicalen Tendenz bald zurückgezogen. – Nach der Berufung der Jesuiten wurde L. von der Regierung als Professor entlassen, 1846 aber zum Mitgliede des kantonalen Erziehungsrathes gewählt; er gehörte diesem, anfangs als das einzige liberale Mitglied, bis zu seinem Tode an, in den letzten Jahren als Vicepräsident. Nach der Vertreibung der Jesuiten wurde er 1848 als Professor, jetzt für Kirchengeschichte reactivirt, und bekleidete dieses Lehramt bis zu seinem Tode; von 1853 an hielt er auch die Religionsvorträge am Lyceum. 1857 wurde er infulirter Propst des Stiftes im Hof. Er war auch nichtresidirender Domherr des Bisthums Basel; bei den Bischofswahlen im J. 1854 und 1863 stand er auf der Candidatenliste. Im J. 1848 veröffentlichte L. unter dem Namen „Joseph Imhof“ die Broschüre „Die Jesuiten in Luzern, wie sie kamen, wirkten und gingen“, 1853 „Papst Clemens XIV. und die Jesuiten“ (Auszug aus dem größeren Werke von A. Theiner) und „Warnung vor Neuerungen und Uebertreibungen in der katholischen Kirche Deutschlands“. Diese letztere sehr interessante Broschüre wurde alsbald (14. Febr. 1854) in Rom auf den Index gesetzt und L. unterwarf sich diesem Urtheil. 1861 erschien „Luquet (päpstlicher [467] Nuncius in Luzern im J. 1848) über die kirchlichen Zustände in der Schweiz in seiner Zuschrift an Pius IX. Aus dem Französischen übersetzt von J. B. L.“ Außer diesen kleineren Schriften hat L. noch zwei größere wissenschaftliche Werke geschrieben: „Allgemeine Theologie, enthaltend die theologische Encyklopädie und Apologetik“, 1848, und „Lehrbuch der speciellen katholischen Dogmatik“, 1864, ferner „Gieb Rechenschaft von deinem Glauben. Religionsvorträge für Studirende an Lyceen und oberen Gymnasien und jeden gebildeten Christen“, 1855 und zwei Bände Predigten, 1865. L. war einer der gebildetsten und ehrenwerthesten katholischen Geistlichen, welche die Schweiz in diesem Jahrhundert gehabt, und als Lehrer der Theologie hat er sich ein dankbares Andenken vieler Schüler gesichert. – Der in Möhler’s „Gesammelten Schriften“, II. 253, abgedruckte Brief „An einen jungen schweizerischen Theologen“ (über die Verhältnisse und Zustände der katholischen Schweiz, vom Jahre 1836) ist an L. gerichtet.

Nekrolog im Luzerner Tageblatt, 1865, Nr. 25, 27–32. Blätter der Erinnerung an J. B. Leu aus der Trauerfeier der Studirenden, 1865.