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Artikel „Lenhossék, Michael von“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 257–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lenhoss%C3%A9k,_Michael_von&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 13:35 Uhr UTC)
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Lenhossék: Michael v. L., Arzt, ist den 11. März 1773 in Preßburg geboren. Er hatte an den Universitäten in Wien und Pest Medicin studirt, an der letztgenannten im J. 1799 den Doctorgrad erlangt und war noch in demselben Jahre von dem Fürst Primas Batthyany zum Physikus des Graner Comitats ernannt worden. Seine praktischen Leistungen als Arzt und Beamter, vor Allem die von ihm im J. 1804 veröffentlichte Schrift „Untersuchungen über Leidenschaften und Gemüthsaffecte, als Ursachen und Heilmittel der Krankheiten“ hatten die Aufmerksamkeit der Unterrichtsbehörden auf ihn gelenkt und im J. 1808 seine Ernennung zum Professor der Physiologie an der Universität in Pest veranlaßt. – Im J. 1819 wurde er, nach dem Abgange von Prochaska, in gleicher Eigenschaft nach Wien berufen und sechs Jahre später zum Statthaltereirathe und Protomedicus von Ungarn und zum Director des medicinisch-chirurgischen Studiums an der Universität zu Pest ernannt; hier ist er am 12. Febr. 1840 gestorben. – Von den wissenschaftlichen Arbeiten Lenhossék’s, welche sich durch einen hohen Grad von kritischer Nüchternheit in der Auffassung der Thatsachen, Klarheit in der Darstellung und Beherrschung des Materials auszeichnen, sind die von ihm veröffentlichten physiologischen Werke, deren Abfassung in die Zeit seines ersten Aufenthaltes in Pest fällt, die bekanntesten und bedeutendsten: zuerst eine kleine, aber gehaltreiche Schrift „Introductio in methodologiam physiologiae corporis humani“, 1808, mit welcher er seine akademische Thätigkeit begann und in welcher er in rationellster Weise die Aufgaben einer exacten Methode in der physiologischen Forschung, mit Zurückweisung aller aprioristischen Speculationen, aller aus der Naturphilosophie abstrahirten Phrasen, dargelegt hat, sodann ein großes physiologisches Werk „Physiologia medicinalis“, 5 Voll. 1816–18, ein seiner Zeit hochgeschätztes Handbuch dieser Wissenschaft, ferner eine kürzere Bearbeitung desselben Gegenstandes mit Benutzung neuerer Forschungen, welche als Lehrbuch unter dem Titel „Institutiones physiologiae corporis“, 2 Voll. 1822, erschien, und endlich, neben mehreren in den Oesterreichischen medicinischen Jahrbüchern veröffentlichten kleineren Arbeiten physiologischen Inhalts, die „Darstellung des menschlichen Gemüthes in seinen Beziehungen zum geistigen und leiblichen Leben“, 2 Bde., 1824/25 (in 2. Aufl. 1834), ein Handbuch der empirischen Psychologie. Nach seiner Uebersiedelung nach Wien wandte sich die litterarische Thätigkeit Lenhossék’s den praktischen Gebieten der Heilkunde zu und zwar stammen aus dieser Zeit eine größere Zahl theils monographisch, theils in den Oesterreich. medicinischen Jahrbüchern und anderen Journalen veröffentlichter Arbeiten über Scharlach, Blattern, Cholera etc., auch einige medicinisch-forensische, besonders die Leichenschau betreffenden Arbeiten, zuletzt eine Schrift über „Die Wuthkrankheit nach bisherigen Beobachtungen und neueren Erfahrungen etc.“, 1837, der eine kürzere, im J. 1822 in den Oesterreich. medicinischen Jahrbüchern veröffentlichte [258] Bearbeitung desselben Gegenstandes vorausgegangen war. – Nicht weniger Anerkennung wie seine wissenschaftliche Thätigkeit haben seine Leistungen als Medicinalbeamter, seine Verdienste um Bildung tüchtiger Aerzte, um die Regelung der Sanitätsverhältnisse Ungarns und um die Sorge für das Wohl der Leidenden gefunden, und die Auszeichnungen, welche ihm durch Ernennung zum Mitgliede zahlreicher Akademien und gelehrter Gesellschaften zu Theil geworden sind, haben dieser Anerkennung einen beredten Ausdruck gegeben.

Ueber L.’s Leben vgl. den Nekrolog in der Salzburger med.-chirurg. Ztg. 1840 Nr. 78, III. 460; ein Verzeichniß seiner sämmtlichen Schriften findet sich in Callisen, Med. Schriftstellerlexikon XI. 234; XXX. 2.