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Artikel „Lange, Johann“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 638–639, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Johann_(Humanist)&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 11:14 Uhr UTC)
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Lange: Johann L., Gelehrter und Staatsmann, Sohn eines Tuchmachers in Freistadt in österreichisch Schlesien und dort am 16. April 1503 geboren, † am 25. Septbr. 1567, genoß in Neisse den Unterricht des bischöflichen Protonotars Valentin Crautwald, studirte alsdann in Krakau und in Wien unter Philipp Gundel die Rechte und Griechisch mit solchem Erfolge, daß er es fertig sprach. Wegen seiner Gelehrsamkeit berief ihn König Ludwig von Ungarn zum Informator der königl. Kapelle in Ofen, doch war diese Stellung, jedenfalls ein Schulamt, nur von kurzer Dauer; 1527 finden wir ihn, gewiß in Folge der Empfehlung seines früheren Lehrers Crautwald als Rector der Schule in Goldberg. Daß der Freund Crautwald’s und Schwenckfeld’s (s. d.) als Nachfolger Trotzendorf’s sich in den dortigen Verhältnissen nicht heimisch fühlen konnte, ist leicht erklärlich, und so nahm er nach 1½jähriger Thätigkeit seinen Abschied und ging 1529 als Rector nach Neisse. Dem Schmutze des Schulstaubes gegenüber hat der Glanz des Staatsdienstes viel Verführerisches; L. fühlte sich zu höherem berufen und resignirte 1535 auf sein Amt, um in Schweidnitz das Amt des Stadtschreibers zu übernehmen; er hat es blos übernommen, denn 1536 berief ihn Bischof Jacobus von Salza in seinen Dienst als Secretarius. Nach dem Tode seines Gönners blieb L. im Dienste dessen Nachfolgers Balthasar v. Promnitz, wurde Kanzler und als solcher wiederholt an den Hof König Ferdinands und des Königs von Polen gesandt. Ferdinand gewann ihn so lieb, daß er ihn zu seinem Rath und Redner (orator caesareus) ernannte und ihn zu mehreren Malen für wissenschaftliche Arbeiten reich beschenkte. Des Hoflebens müde, zog sich L., wahrscheinlich schon vor 1557, in das ihm lieb gewordene Schweidnitz zurück und beschloß dort 1567 sein der Wissenschaft gewidmetes ruhmreiches Leben. Seine Verdienste um die Patristik sind unvergessen, seine Uebersetzungen griechischer Kirchenväter ins Latein grundlegend geworden. Für seine Ausgabe der Gedichte Gregors v. Nazianz erhielt er von König Ferdinand ein Geschenk von 500 Dukaten, eine gleiche Summe für seine Uebersetzung des Nicephorus Callisti, die erst nach seinem Tode, Frankfurt a. M. [639] 1588, gedruckt worden ist. Außerdem übersetzte er die Werke Justins des Märtyrers, Basel 1565 Fol. Als poeta laureatus hat er eine Sammlung lyrischer Gedichte hinterlassen. Die Frage nach der Confession, welcher L. angehörte, ist eigentlich müßig. Evangelische bekleideten am Hofe Ferdinands die höchsten Aemter; die Confessionen standen sich damals noch nicht schroff gegenüber. Daß L. als Kanzler des Bischofs, wie als Rath des Kaisers seinen evangelischen Ueberzeugungen treu geblieben ist, geht daraus hervor, daß er in dem 1557 über den Besitz der Pfarrkirche in Schweidnitz ausgebrochenen Streite sich entschieden auf die Seite der Evangelischen stellte.

Henelii Silesiogr. ren. I. cp. VII. p. 135. Ehrhardt, Presbyterol. IV. 465. Pol, Jahrbücher der Stadt Breslau, a. a. O. Schneider, Ueber den geschichtlichen Verlauf der Reformation in Liegnitz. Programm.