ADB:Lagnasco, Peter Robert Taparelli Graf von
August des Starken, ihr Glück zu machen suchten. Zeitgenossen schildern ihn als einen Mann von Geist und durchdringendem Verstande, Unternehmungslust und Gewandtheit, Eigenschaften, die ihm die Gunst des Königs erwarben, sodaß er 1707 Commandant der neuformirten Chevaliergarde, 1714 General der Cavallerie und 1719 Ritter des weißen Adlerordens mit dem Titel eines geheimen Cabinetsministers wurde. Ein gern gesehener Gesellschafter des Königs bei dessen Lustbarkeiten, spielte er am Dresdener Hofe doch auch eine politische Rolle. Er half zu Beichlingen’s Sturz und hielt sich zur Partei des Statthalters Fürstenberg. Insbesondere aber wurde er der Leiter des freilich windigen Plans, dem Hause Wettin als Entschädigung für die durch den Altranstädter Frieden verlorene polnische Krone die von Neapel zu gewinnen. Um die Seemächte für diesen oder irgend einen anderen Entschädigungsplan günstig zu stimmen, wurde er 1707 nach dem Haag geschickt und hier half er zu diesem Zwecke den Vertrag vom 22. Febr. 1709 vermitteln, welcher die Ueberlassung von 8000 Mann Sachsen an die Seemächte bestimmte, suchte auch zu bewirken, daß nach der Schlacht bei Pultawa die letzteren dem Wiedereinmarsch August’s in Polen kein Hinderniß in den Weg legten. Neben Graf Werthern vertrat er Kursachsen bei dem Friedensschluß zu Utrecht. Da Flemming seinen Einfluß auf den König fürchtete, so ließ er ihn als Gesandten im Haag und schickte ihn dann als solchen nach Rom. Seit 1716 entsagte L. der Politik. Stets verschuldet, obgleich zweimal mit reichen Frauen verheirathet, zuerst mit einer Tochter des holländischen Generals Grafen von Noyelles, 1721 mit der verwittweten Gräfin Josepha Thun, geb. Waldstein, starb er auf der Rückreise von Wien zu Breslau am 2. Mai 1735 kinderlos. Irrthümlicherweise ist er für den Verfasser des von Wolframsdorff herrührenden Portrait de la Cour de Pologne gehalten worden.
Lagnasco: Peter Robert Taparelli Graf v. L., geboren 1659 im Piemontesischen aus einem ursprünglich bretagnischen Geschlechte, demselben, welchem später Massimo d’Azeglio entsprossen ist, gehörte zu der nicht geringen Anzahl von Ausländern, welche am Hofe und im Dienste des prunkliebenden Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen,- Vehse, Gesch. d. sächs. Höfe, VI. 38 ff. Sahrer v. Sahr, Graf H. Bünau, S. 115, 164 ff. Danielson, Zur Geschichte der sächsischen Politik, 1706–1709.