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Artikel „Fürstenberg-Heiligenberg, Anton Egon, Fürst v.“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 217–218, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anton_Egon&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 08:15 Uhr UTC)
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Fürstenberg-Heiligenberg: Anton Egon, Fürst v. F., geb. am 23. April 1656 zu München, als Sohn des ersten Fürsten dieses Hauses Hermann Egon. Da seine beiden Oheime zu den erklärten Parteigängern Frankreichs gehörten, zog er sich dadurch, daß er sich in Paris 1677 mit einer reichen französischen Dame, Marie de Ligne, vermählte, die Ungnade des Kaisers in dem Maße zu, daß dieser ihn seines Sitzes im Reichstage verlustig erklärte und seine Güter sequestrirte. Deshalb nach Deutschland zurückgekehrt, lebte F. bald in Wien, bald in München, und nur zeitweise bei seiner Gemahlin in Paris. 1691 aufs Neue in des Kaisers Ungnade gefallen, zog er sich auf seine Güter zurück, scheint aber nach seiner Wiederaussöhnung mit demselben eine Anstellung bei den ungarischen Goldbergwerken erhalten zu haben. Von da wurde er von König August dem Starken auf Empfehlung des Bischofs von Raab und des kaiserlichen Beichtvaters Menegati nach Dresden berufen und 2. December 1697 für die Zeit der Abwesenheit des Königs in Polen zum Statthalter von Sachsen ernannt mit 24,000 Fl. Gehalt, 4000 Fl. Deputat, einer Leibgarde von 20 Pferden und verschiedenen Naturalbezügen. Der hochgeborene Ausländer sollte nicht blos der katholischen Propaganda dienen, sondern auch der Coterie des sächsischen Hofjunkerthums und ihrer Mißwirthschaft entgegenarbeiten und durch Beseitigung [218] der dem Könige lästigen Schranken der Verfassung die Mittel zur Befriedigung seines steten Geldbedürfnisses schaffen. Wirklich nahm der unter seinem Vorsitz gebildete Generalrevisionsrath anfangs einen kräftigen Anlauf in dieser Richtung, nachdem aber derselbe auf die Gegenvorstellungen der Stände 1700 wieder hatte aufgegeben werden müssen, entsagte F. der Rolle des Reformators und machte seinen Frieden mit der sächsischen Aristokratie, unter der vornehmlich die Familie v. Friesen ihn auf ihre Seite zog. Sowol Haxthausen’s Memoiren, als Wolframsdorf’s Caractères de la cour de Saxe schildern ihn als einen intriguanten und unbedeutenden Mann. Er wirkte 1703 bei Beichlingen’s Sturz mit; 1706 ging er, wahrscheinlich in geheimer Sendung nach Wien, um den Kaiser für das Interesse des durch Karl XII. bedrängten Königs zu gewinnen. In demselben Jahre machte der Friede zu Altranstädt seiner Statthalterschaft ein Ende. Nach Erneuerung des Kriegs wurde er zwar abermals zum Statthalter ernannt, aber sein Einfluß blieb beschränkt und, nachdem seine Hoffnung, 1711 auf Vorschlag des Königs zum Cardinal ernannt zu werden, von der päpstlichen Curie nicht erfüllt worden war, zog er sich, nur der Leidenschaft für die Jagd lebend, nach Wermsdorf zurück, wo er am 10. Oct. 1716 starb. Da sein einziger Sohn Franz Joseph, geb. 1682, vor dem Vater gestorben war, so erlosch mit ihm seine Linie. Seine drei Töchter waren an französische Große vermählt.

Vgl. Münch, Gesch. des Hauses und Landes Fürstenberg 1830 ff. IV, 74 ff.