ADB:Löwe, Franz Ludwig Feodor

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Löwe, Franz Ludwig Feodor“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 104–105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%B6we,_Franz_Ludwig_Feodor&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Louise Hollandine
Nächster>>>
Löwig, Karl Jacob
Band 52 (1906), S. 104–105 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Löwe (Schauspieler)#Feodor Franz Ludwig Löwe in der Wikipedia
Franz Ludwig Feodor Löwe in Wikidata
GND-Nummer 117164860
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|104|105|Löwe, Franz Ludwig Feodor|Hermann Arthur Lier|ADB:Löwe, Franz Ludwig Feodor}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117164860}}    

Löwe: Franz Ludwig Feodor L., Schauspieler und Dichter, wurde am 5. Juli 1816 als Sohn des gefeierten Heldenspielers Ferdinand L. und seiner Gattin, der Schauspielerin Johanna Tost, zu Kassel geboren. Er besuchte das Lyceum in Mannheim und setzte dann seine wissenschaftlichen Studien in Frankfurt a. M. fort. Seine Absicht, sich ganz einer wissenschaftlichen Laufbahn zu widmen, wurde durch den im J. 1832 erfolgenden Tod seines Vaters vereitelt. Er mußte sich nunmehr entschließen, die Theatercarriere zu ergreifen. Nachdem er in Mannheim, Hamburg und Frankfurt a. M. kürzere Engagements absolvirt hatte, wurde er durch den namentlich als Regisseur ausgezeichneten Schauspieler Heinrich Moritz für die Stuttgarter Hofbühne engagirt. Er siedelte daher im Februar 1841 nach Stuttgart über und errang sich hier als Heldenspieler in kurzer Zeit eine angesehene Stellung. Sein [105] Leicester in „Maria Stuart“, sein Faust, Karl Moor und vor allem sein Hamlet galten zu seiner Zeit für vollendete Kunstleistungen. Es gelang ihm, sich mehr und mehr in das bis dahin von August Wilhelm Maurer vertretene Rollenfach hineinzuspielen, wobei ihn Moritz kräftig unterstützte. Nicht minder förderlich wurde ihm seine Vermählung mit Josephine Stubenrauch, der Schwester der bei König Wilhelm in hoher Gunst stehenden Schauspielerin Amalie v. Stubenrauch. Im J. 1846 wurde ihm die Regie des Schauspiels übertragen, und seitdem beherrschte er gemeinsam mit dem Charakterdarsteller Karl Grunert so sehr das Repertoire der Stuttgarter Hofbühne, daß die Freiheit der Gesammtbewegung des Instituts dadurch gelähmt und der Plan und die Einheit seiner Leistungen arg geschädigt wurde. Nur mit Mühe fand er sich in das Fach der Väter, zu denen er Ende der sechziger Jahre überzugehen genöthigt wurde. Sein Gedächtniß sträubte sich gegen die neuen Zumuthungen, er wurde sehr gedehnt und brachte nicht allein durch sein häufiges Stocken ein schleppendes Tempo in die Stücke, sondern störte und hemmte auch vielfach seine Partner. Obwol er im J. 1869 bei dem Wechsel in der Theaterleitung nicht, wie man erwartet und gewünscht hatte, Leiter der Stuttgarter Bühne geworden war, so erschwerte er dem zum artistischen Director ernannten Wiener Schriftsteller Feodor Wehl sein Amt in keiner Weise, sondern gewährte ihm jeder Zeit seinen Rath und seine Unterstützung, die bei seiner großen Vertrautheit mit den Stuttgarter Verhältnissen besonders werthvoll war. Seine schauspielerische Thätigkeit setzte er so lange fort, bis ihn im J. 1889 eine schwere Krankheit zum Verzicht darauf zwang. Er erholte sich nicht wieder und starb am 20. Juni 1890. – L. hat sich nicht nur als Schauspieler einen guten Namen gemacht, sondern stand auch in dem Rufe, ein tüchtiger Lyriker zu sein, der ihn freilich kaum überdauert hat, obwol Heinrich Kurz seinen Gedichten (Stuttgart 1854, 2. vermehrte Aufl. 1860) „Formschönheit, Klarheit und Eindringlichkeit der Darstellung und erweiterten Gesichtskreis“ nachrühmt und ihn die Universität Gießen durch die Verleihung der philosophischen Doctorwürde honoris causa auszeichnete.

Heinr. Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur IV, 308–311, Leipzig 1872. (Vgl. auch das Register.) – Ad. Palm, Briefe aus der Bretterwelt. Stuttgart 1881. (Register.) – Feod. Wehl, Fünfzehn Jahre Stuttgarter Hoftheater-Leitung. Hamburg 1886, S. 62, 63, 65, 66, 67. – Deutscher Bühnen-Almanach, 55. Jahrg. Hrgg. von Th. Entsch. Berlin 1891, S. 318–320. – 1891, Neuer Theater-Almanach. Hrgg. von der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger, 2. Jahrg. Berlin 1891, S. 108, 109. – Ludw. Eisenberg’s Großes Biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig 1903, S. 617, 618. – Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des 19. Jahrhunderts, 3. Ausgabe. Leipzig (1889). I, S. 505, 506.