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Artikel „Löhner, Joseph, Edler von“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 130–131, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%B6hner,_Josef_Edler_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:35 Uhr UTC)
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Löhner: Dr. Joseph, Edler v. L., zuerst Jurist und Inhaber einer böhmischen Landesadvocatur zu Prag, später Grundbesitzer und tüchtiger Landwirth, † am 17. Mai 1837. L. gehörte einer steierischen Familie an, welche unter Kaiser Ferdinand II. aus Steiermark nach Böhmen geflüchtet und dort katholisch geworden war; in Pisek am 19. April 1767 geboren, wurde er schon früh von seinem Vater, welcher sich als Salzhändler nicht viel um den Knaben bekümmern konnte, zum Zweck der Erziehung ins Kloster Tepel gebracht. Nachdem er sodann das Gymnasium seiner Heimathstadt besucht, widmete er sich dem Studium der Rechtswissenschaften zu Prag und erwarb sich dort 1789 die akademische Würde eines Dr. juris. Seine Neigung bestimmte ihn jedoch, vermöge der in Prag betriebenen anderweitigen Studien zunächst den Lehrberuf zu wählen, er bewarb sich um ein Lehramt am Gymnasium und bekleidete solches von [131] 1789–99 theils in Leitmeritz, theils in Prag an den dortigen gleichnamigen Instituten. Zu Ende 1799 erhielt er eine Landesadvocatur und schloß mit der Lehrthätigkeit ab, nach zehnjähriger Praxis im juristischen Fache kaufte er sich im Verein mit seinem Schwiegervater, Professor Joseph Ritter v. Mader, die Grundherrschaft Rostock, Kreis Rakonitz. Nunmehr gab er sich mit ganzer Kraft dem Studium der Landwirthschaft hin, ging 1811 dieser Tendenz gemäß zu Albrecht Thaer in Möglin und bildete sich unter dessen unmittelbarer Leitung zum tüchtigen Landwirthe aus, wobei er mit Vorliebe sein Augenmerk auf die Schafzucht und Wollproduction gerichtet sein ließ. Von Möglin zurückgekehrt auf sein Landgut, stellte er sich die Aufgabe, nicht nur im Bereiche des letzteren den Grundsätzen Thaer’s Anwendung zu geben, sondern auch denselben eine weitere Verbreitung in alle landwirthschaftlichen Kreise Böhmens zu verschaffen. Diese mit größter Uneigennützigkeit verfolgten Bestrebungen fanden bald Anerkennung und schon 1813 wurde ihm die Ernennung zum wirklichen Mitgliede der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft des Königreichs Böhmen zu Theil, in welcher Eigenschaft er noch mit größerem Nachdruck für die Hebung der vaterländischen Landwirthschaft bemüht sein konnte. Später von seiner Lieblingsbeschäftigung, der Schafzucht, mehr und mehr angezogen, entwickelte er in dieser Richtung besondere Fähigkeiten und ging mit Energie auf das Ziel los, die Schafzucht und Wollproduction Böhmens auf einen hohen Grad der Veredlung und Einträglichkeit zu heben. So gründete er 1828 im Einverständniß mit der genannten patriotisch-ökonomischen Gesellschaft einen Schafzüchterverein für Böhmen, dessen Organisation und weitere Leitung ihm übertragen wurde. Als Redacteur des von diesem Vereine herausgegebenen Organes: „Verhandlungen“ etc. fand er vielfach Anlaß zu litterarischer Thätigkeit und hat dadurch einerseits den Aufschwung der böhmischen Schafzucht wesentlich gefördert, andererseits auch eine allgemeine Anerkennung in den Kreisen der deutschen Schafzüchter sich erworben. Zur Bestätigung dessen sei darauf hingewiesen, daß seine bezüglichen Schriften: „Fragmente über Schafzucht, Wollhandel und Wollmärkte“ – Prag 1828 – und „Anleitung zur Schafzucht und Wollkunde für angehende Schafzüchter“ etc. – Prag 1835 – größere Verbreitung fanden, und daß er von vielen in- und ausländischen Landwirthschaftsgesellschaften zum Ehrenmitgliede ernannt wurde. – Außerdem erwarb er sich durch seine humanistischen Bestrebungen noch besondere Verdienste für seine Heimath; schon 1801 hatte er in Prag eine Suppenanstalt gegründet und damit den vorbereitenden Schritt gethan, um nach kurzer Frist dort auch einen Verein zur Unterstützung der Hausarmen ins Leben rufen zu können. In Anerkennung seines gemeinnützigen und verdienstvollen Wirkens wurde er 1836 in den erbländischen Adelstand erhoben. Als ein rüstiger Greis verfolgte er mit ungeschwächter Kraft alle die Aufgaben, welche ihm theils durch die Wahrung der Berufsinteressen, theils durch die Sorge für das öffentliche Wohl und durch die Pflege vieler persönlichen Beziehungen gestellt sein mochten, und noch beschäftigten ihn weitere Pläne, als seinem Wirken durch einen Schlagfluß im 71. Lebensjahre ein Ziel gesetzt wurde.

Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. XV, desgl. Lengerke, Landwirthsch. Conversationslexikon, Bd. II. und auch M. v. Neitzschütz, Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schafes etc. 1869.