ADB:Kugelmann, Hans
Herzog Albrecht von Preußen, gab um 1540 im Auftrage seines Fürsten eine Sammlung dreistimmig contrapunktisch gesetzter Kirchenlieder heraus, die aber auch eine Reihe fünf- bis achtstimmig kunstvoll gesetzter Psalmen enthalten (Exemplare in Wien und München). Ueber Kugelmann’s Leben sind wir sehr wenig orientirt. Erst aus den 1876 in den Monatsheften für Musikgeschichte[WS 1] veröffentlichten Briefen aus dem geheimen Staatsarchive in Königsberg in Pr. ist so viel zu ersehen, daß K. anfänglich Trompeter beim Herzog war, damals freilich eine angesehenere Stellung als heute; daß er um 1536 den Kapellmeister Adrian Rauch beim Herzog anschwärzte, worauf derselbe entlassen wurde und K. in dessen Stellung einrückte (a. a. O. S. 65 u. 68), die er bis zum J. 1542 inne hatte, in welchem Jahre er nach dem Rathsbuche in Königsberg starb. Außer den 28 mehrstimmigen Gesängen, die sich in obiger Sammlung befinden, ist nichts weiter von ihm bekannt. v. Winterfeld widmet der Sammlung eine weitläufige Besprechung und äußert sich dann über Kugelmann’s Satzweise (evangel. Kirchengesang, I. 212): Die Formen des Kugelmann’schen Satzes sind mannigfaltig; er ist gewandt, sangbar in den Mittelstimmen, doch nicht ganz frei von verbotenen Fortschreitungen, die zwar in der Genauigkeit der Nachahmung eine Erklärung finden, aber doch wol hätten vermieden werden können. Man wird diesen Meister stets unter den besseren Setzern jener Zeit nennen müssen. Ob er auch zugleich „Sänger der Melodieen der Weisen“ war, d. h. ob er die Melodieen auch erfunden hat, ist Winterfeld nicht geglückt nachzuweisen.
Kugelmann: Hans K., Kapellmeister des kunstsinnigen Fürsten
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Robert Eitner: Briefe von Thomas Stoltzer, Adrian Rauch und Silvester Raid, Monatshefte für Musikgeschichte 1876, Jg.8, S. 65 Internet Archive