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Artikel „Krupp, Alfred“ von Franz Maria Feldhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 528–537, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krupp,_Alfred&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Krupp *): Alfred K., der große Stahlindustrielle, wurde als ältester Sohn des Folgenden am 26. April 1812 in Essen geboren. Das Geburtshaus ist Flachsmarkt Nr. 3. Die Geburt des Sohnes fällt in die Zeit, da Friedrich K. „alle Sorten feinen Stahl, auch Guß-, Rund- und Triebstahl“ anzufertigen begann. So günstig die Zeit durch die von Napoleon verhängte Continentalsperre auch war, ebenso schwierig gestalteten sich die Jugendjahre für Alfred K., da die Versuche des Vaters fehlschlugen und alles Vermögen verzehrt wurde. Mit der Uebersiedelung der Familie von Essen nach der „Gußstahlfabrik“ wurden die Zeiten am schwersten. Im J. 1873 schrieb K. unter das Bild der damaligen Wohnung, das er unter seine Arbeiter vertheilen ließ:

„Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnung die Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter der Kummer fern bleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns verhängte. 25 Jahre lang blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem allmählich die Entbehrungen, Anstrengungen, Zuversicht und Beharrlichkeit der Vergangenheit endlich so wunderbar belohnt hat. Möge dieses Beispiel Andere in Bedrängniß ermuthigen, möge es die Achtung vor kleinen Häusern und das Mitgefühl für die oft großen Sorgen darin vermehren. Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet. Möge in unserem Verbande Jeder vom Höchsten zum Geringsten mit gleicher Ueberzeugung sein häusliches Glück dankbar und bescheiden zu begründen und zu befestigen streben; dann ist mein höchster Wunsch erfüllt.

Essen, Februar 1873.
Alfred Krupp.
25 Jahre nach meiner Besitzübernahme.“

In den ersten Jahren seiner Schulzeit hatte Alfred K. noch ein Reitpferd, dann aber ging es mit den Verhältnissen des Vaters immer mehr abwärts. Schon am 4. October 1825, als Alfred 131/2 Jahr alt war, nahm ihn der Vater zu sich ins Geschäft, nachdem ihn sein Buchhalter und sein Factor verlassen hatten. Tagsüber ging der Junge auf die Quarta des Gymnasiums zu Essen. Es war beabsichtigt, Alfred eine Lehre auf der Düsseldorfer Münze durchmachen zu lassen, doch die zunehmende Kränklichkeit des Vaters und die [529] immer größer werdenden Geldsorgen verhinderten das Vorhaben. Zu Ostern 1826 mußte Alfred das Gymnasium ganz verlassen, um die Leitung des Werkes zu übernehmen. Vier ständige Arbeiter zählte damals die Fabrik. Nach dem Tode von Friedrich K. erließ dessen thatkräftige Wittwe in einigen rheinischen Zeitungen folgende Empfehlung:

„Den geschätzten Handlungsfreunden meines verstorbenen Gatten beehre ich mich die Anzeige zu machen, daß durch sein frühes Hinscheiden das Geheimniß der Bereitung des Gußstahles nicht verloren gegangen, sondern durch seine Vorsorge auf unseren ältesten Sohn, der unter seiner Leitung schon einige Zeit der Fabrik vorgestanden, übergegangen ist, und daß ich mit demselben das Geschäft unter der früheren Firma ‚Friedrich Krupp‘ fortsetzen und in Hinsicht der Güte des Gußstahls, sowie auch der in meiner Fabrik daraus gefertigten Waaren nichts zu wünschen übrig lassen werde. Die Gegenstände, welche in meiner Fabrik gefertigt werden, sind folgende: Gußstahl in Stangen von beliebiger Dicke, desgl. in gewalzten Platten, auch in Stücken, genau nach Abzeichnungen oder Modellen geschmiedet, z. B. Münzstempel, Stangen, Spindeln, Tuchscheerblätter, Walzen u. dergl., wie solche nur verlangt und aufgegeben werden, sowie auch fertige Lohgerberwerkzeuge.

Gußstahlfabrik bei Essen, im October 1826.
Wittwe Therese Krupp, geb. Wilhelmi.“

In einer späteren Kundgebung an seine Arbeiter schrieb Alfred K.: „Vor 45 Jahren stand ich in den ursprünglichen Trümmern dieser Fabrik, dem väterlichen Erbe, mit wenigen Arbeitern in einer Reihe. Der Tagelohn war damals von 18 Stüber auf 71/2 Groschen erhöht, der ganze Wochenlohn betrug 1 Thaler 15 Silbergroschen. Fünfzehn Jahre lang habe ich gerade so viel erworben, um den Arbeitern ihren Lohn ausbezahlen zu können, für meine eigene Arbeit und Sorgen hatte ich weiter nichts, als das Bewußtsein der Pflichterfüllung.“ Weiter berichtet er über jene schlimmste Zeit seines Lebens: „In das kleine Häuschen zogen wir, als mein Vater sein großes Vermögen durch die erstrebte Fabrikation verloren hatte, als ich zehn Jahre alt war und seit dem siebenten mein Reitpferd hatte. 1826, als mein Vater, 39 Jahre alt, von Kummer gebrochen starb, als meine Kameraden nach Tertia kamen und ich vierzehn Jahre alt war, sollte ich laut Testament für Rechnung meiner Mutter die Fabrik fortsetzen, ohne Kenntniß, Erfahrung, Kraft, Mittel, Credit. Bei schwerer Arbeit, oft Nächte hindurch, lebte ich bloß von Kartoffeln, Kaffee, Butter und Brot, ohne Fleisch, mit dem Ernst eines bedrängten Familienvaters, und 25 Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich bei allmählich steigernder Besserung der Verhältnisse eine leidliche Existenz errang. Meine letzte Erinnerung der Vergangenheit ist diese lange dauernde, drohende Gefahr des Unterganges und die Ueberwindung durch Ausdauer, Entbehrung und Arbeit, und das ist es, was ich jedem jungen Manne zur Aufmunterung sagen möchte, der nichts hat, nichts ist und was werden will.“

1832 hatte K. es bis auf zehn Arbeiter gebracht. Aber er mußte noch, um seinen Fabrikaten Absatz zu verschaffen, persönlich die Reckhämmer der Umgegend besuchen, und um schnell Geld zu bekommen, brachte er seine Münzstempel meist persönlich nach Düsseldorf zur Münze; denn die Fabrikcasse war so schwach, daß sie nicht immer das Porto der einlaufenden Briefe zu zahlen vermochte. Im J. 1838–39 erfand K. eine Gußstahlwalze, um Löffel aus Gold, echtem oder unechtem Silber herzustellen, doch erst Anfang der 40er Jahre konnte er sich mit der Erfindung ernstlich beschäftigen. Nicht nur in den deutschen Staaten, sondern auch in England, Frankreich und Oesterreich [530] bekam er Patente darauf. Der Verkauf des englischen Patentes brachte ihm so viel ein, daß er nicht allein die alten Schulden, die auf dem Werk hafteten, zum größten Theil abtragen konnte, sondern daß er auch den Betrieb auszudehnen vermochte. Um seine Erfindung in Deutschland einzuführen, trat das angesehenste Bankhaus seiner Gegend, die Elberfelder Firma von der Heydt, Kersten & Co. an ihn heran, um sich mit ihm zu vereinigen, machte jedoch zur Bedingung, daß die Fabrikation nach Elberfeld verlegt werde. Hierein konnte K. nicht willigen, denn er hätte das Essener Werk aufgeben müssen. Später beklagte K. sich, daß der Theilhaber des Elberfelder Bankhauses, der preußische Finanz- und nachherige Handelsminister August von der Heydt, ihm in Berlin so wenig entgegengekommen sei, als es sich um die Einführung der Gußstahlgeschütze handelte, weil er zeitlebens nachgetragen habe, daß aus der gemeinsamen Verwerthung der Löffelwalze damals nichts geworden sei. In dem Kaufmann Alexander Schöller, einem geborenen Dürener, der seit 1833 in Wien eine Großhandlung betrieb, fand K. einen Theilhaber zur Verwerthung seiner Löffelwalze. Aus dieser Vereinigung entstammt die heutige Metallwaarenfabrik zu Berndorf, die Krupp’s jüngerer Bruder Hermann leitete.

Das Wachsen des Essener Werkes seit den vierziger Jahren ist am Schluß dieses Artikels aus der Statistik zu ersehen. Im Verkehr mit den bedeutendsten Technikern und Industriellen und auf Reisen, die ihn bis nach England führten, erweiterte Alfred K. seine Kenntnisse. Auf die Erfindung der Gußstahlgeschützrohre kam K. durch Anfragen und Versuche zu Gußstahlgewehrsläufen. Bedenkt man, daß K. der bedeutendste deutsche Industrielle war und das sein Werk eine große nationale Bedeutung hat, so ist es kaum zu verstehen, daß, was ich hier aussprechen muß, die verschiedenen Krupp-Biographien inbezug auf die Einführung der Gußstahlgeschütze gänzlich versagen und nur widersprechende und mit den Acten nicht übereinstimmende Daten geben.

Aus den Acten, die ich benutzte, konnte ich feststellen, daß eine Anfrage auf Probesendung von Gewehrläufen aus Gußstahl an Stelle der bisherigen eisernen bereits 1836 aus München erfolgte. Doch erst 1843 wandte K. sich mit von ihm gefertigten Gewehrläufen aus Gußstahl nach Saarn und darauf nach Suhl, Potsdam und im J. 1844 an das Deutzer Artilleriedepot. Am 1. März 1844 wandte K. sich an den preußischen Kriegsminister in Berlin um Einführung gußstählerner Flintenläufe. Von Berlin aus wurde K. abschlägig beschieden. Ob ihm aber eine Mustersendung von Flintenläufen, wie man allgemein liest, uneröffnet zurückgeschickt wurde, konnte ich nicht feststellen. Ende 1843 oder Anfang 1844 wandte K. sich nach Paris und soll beim dortigen Kriegsminister gute Resultate mit den neuen Läufen erzielt haben. Sehr zu bedauern ist es, daß im königlichen Zeughaus zu Berlin ein Geschütz als Krupp’sche Kanone vom Jahre 1843 bezeichnet ist. In der That ist sie ein etwa dreipfündiger glatter Hinterlader der Firma Wahrendorff aus Schweden. Ihr Material ist Gußeisen und nicht Gußstahl.

Aus dem ersten Briefe Krupp’s an den Kriegsminister vom 1. März 1844 geht hervor, daß K. von dem Gedanken ausging, an Stelle des Schmiedeeisens der Gewehrläufe und der Bronce der Kanonen ein einziges Material, den Gußstahl zu setzen. „Es ist mir dann gelungen“, berichtet K. in der Eingabe, „einen Gußstahl herzustellen, der die Eigenschaften der Festigkeit, Reinheit und Dehnbarkeit vereinigt im höheren Grade besitzt, als irgend ein anderes Metall, und daraus Gewehrläufe mit Mündung versehen, aus einem massiven Körper, ohne Schweißen, anzufertigen.“ Diesem Schreiben an den Kriegsminister lag ein Gewehrlauf, „der nach obiger Angabe ausgeschmiedet und dann im erkalteten Zustande krumm geschlagen wurde“, bei. K. stellte dem Kriegsminister [531] anheim, den Lauf zur Prüfung der Güte des Materials wieder kalt zu strecken und versichert, daß derselbe nicht brechen werde. K. stützt sich dabei auf die Thatsache, daß bereits in der königlichen Artillerie-Werkstatt zu Deutz ein solcher Lauf versucht und für gut befunden worden sei. Auch habe die königliche Gewehrfabrik zu Saarn einen seiner Gußstahlläufe fertig gemacht; „zum strengeren Versuch der Festigkeit des Materials ist derselbe bis auf die Hälfte der vorschriftsmäßigen Metallstärke abgefeilt und die gewöhnliche Schießprobe bis zu 6 Loth Pulverladung erhöht worden. Endlich erhielt der Lauf stellenweise Erweiterungen, jedoch ohne zu zerreißen“. K. berechnete „das rohe Metall pr. Pfd. auf 71/2 Sgr.; geschmiedete Läufe bei großer Production auf 121/2 Sgr. pr. Pfd. und geschmiedete Kanonen auf 14 bis 15 Sgr. pr. Pfd.“. Ein Prüfungsbericht über das Krupp’sche Material, datirt Deutz, den 10. Jan. 1844, sagt, daß „zu Gewehr- und namentlich zu Büchsenläufen dieser Stahl (abgesehen von den Kosten) unbedingt den Vorzug haben“ würde.

Nach längeren Verhandlungen mit dem königlichen Kriegsdepartement unterbreitete K. diesem 1847 den weiteren Vorschlag, einen 3-Pfünder zur eingehenden Prüfung zur Verfügung zu stellen, der aus einem dünnwandigen gußstählernen Kernrohr bestand, das in einem gußeisernen Schaft (Mantel) eingelagert war, um das Rohr schwerer zu machen und mit Schildzapfen versehen zu können. Zur Verbindung beider diente eine stählerne Bodenschraube, deren Kopf sich in Form einer bei glatten Kanonen üblichen Traube gegen die Bodenfläche des Mantels legte. Gegen seitliche Verschiebungen sicherte eine Stiftschraube, die in den Boden des Kernrohres eingriff. Das Kernrohr der fertigen Kanone wog 299, das Gesammtgewicht einschließlich Bodenschraube betrug 490 Pfund.

Die Versuche, 1848 wegen Kriegsgefahr verschoben, fanden im Juni 1849 statt. „Bei 200 scharfen Schüssen (Kugelgewicht 2 Pfd. 21 Lth., Ladung 11/4 Pfd. Gesch. P.) tadelloses Verhalten des Materials; bei Gewaltsprengversuchen Rohr schließlich bei 3 Kugeln und 8facher Ladung zu Bruch gegangen. Vorzüge des Gußstahls gewürdigt; aber Zweifel erhoben, ob Fabrik im Stande sein würde, Stahl von gleichartiger Beschaffenheit in größeren Mengen herzustellen.“ Erst am 4. September 1849 erfolgte seitens Krupp’s an die Artillerie-Prüfungscommission das Angebot, einen 6-Pfünder nach derselben Construction, aber mit Broncemantel zu liefern. Veranlassung zu diesem Angebot war wohl die besonders kräftige Zerlegung des Gußeisenmantels beim Springen des Geschützes.

Im J. 1850 stellte K. ein Geschütz her, das aus gußstählernem Kernrohr mit gußeiserner Ummantelung gebildet war. Es erregte im folgenden Jahr auf der Londoner Weltausstellung großes Aufsehen. Gegenwärtig steht es als „blanker Gußstahl-Sechspfünder in Lafette von braun polirtem Holz“ im Berliner Zeughaus. Auf der erwähnten Londoner Weltausstellung konnte K. auch einen Gußstahlblock von 4300 Pfund zum Staunen der ganzen Stahlindustrie zeigen.

Die Londoner Ausstellung machte K. bekannt und es liefen Bestellungen auf Eisenbahn-, Schiffs- und Maschinenmaterial ein. Am 21. März 1853 wurde K. ein achtjähriges preußisches Patent auf nahtlos geschweißte Radreifen für Eisenbahnräder ertheilt. Aus diesem Patent schöpfte K. jahrelang die Mittel zu seinen artilleristischen Versuchen. Am 16. Juni des Jahres 1853 besuchte der Prinz von Preußen, nachmaliger Kaiser Wilhelm I., die Krupp’sche Fabrik. Auf den 17. Februar des folgenden Jahres fällt die Geburt des Friedrich Alfred Krupp, mit dessen Tod (1902) die männliche Linie erlosch. Damals trat besonders der bairische Oberst Weber, Director der Geschützgießerei [532] zu Augsburg, in Dingler’s Polytechnischem Journal (1855) für die Einführung der Krupp’schen Gußstahlgeschütze auf, und auf der im gleichen Jahre zu Paris stattfindenden Weltausstellung kam eine zwölfpfündige Granatkanone zur Geltung. Gleichzeitig konnte K. einen Gußstahlblock vorführen, der 5000 kg wog. Napoleon III. aber ernannte K. zum Ritter der Ehrenlegion. Daß sogar eine Bestellung auf 300 Stück Geschütze seitens Frankreichs erfolgte, die aber wegen einer herrschenden Geldkrisis zurückgezogen worden und dadurch nicht zur Ausführung gekommen sei, ist nicht richtig. Rußland, Holland, Württemberg, die Schweiz, Hannover, Spanien, Oesterreich und England machten Versuche mit Geschützen. Aegypten aber war das erste Land, das Bestellungen machte: in den Jahren 1856–59 kamen 36 Geschütze dorthin zur Ablieferung. Nach Versuchen mit Sechspfündern von K. wurden am 7. Mai 1859 300 Feldgeschütze von Preußen bestellt. Ob der damalige Prinzregent, spätere Kaiser Wilhelm I., die ursprüngliche Zahl „einhundert“ in „dreihundert“ geändert hat, wie man allgemein liest, möchte ich auf Grund des eingesehenen Actenmaterials hier als zweifelhaft hinstellen, ohne daß ich in der Lage wäre, die Frage endgültig zu entscheiden. Die 300 Geschütze (9 cm-Geschütz c/61) kamen 1861 zur Ablieferung an Berliner Fabriken, die mit der Fertigstellung der von K. geschmiedeten und vorgedrehten Rohre beauftragt waren.

Am 19. September 1861 kam der berühmte Dampfhammer „Fritz“ bei K. zur Aufstellung. Anfänglich hatte er ein Fallgewicht von 42 500 kg, später wurde es auf 50 000 kg erhöht. Die Kosten hatten 1 800 000 Mk. betragen. Am 9. October desselben Jahres konnte K. diese riesenhafte Maschine dem preußischen König vorführen. Im folgenden Jahr stellte K. auf der zweiten Londoner Weltausstellung aus, und dem preußischen Kriegsministerium sandte er eine Sammlung seiner neu construirten Keilverschlüsse, die heute noch im Berliner Zeughaus vorhanden ist. Neben der Geschützfabrikation, die von jetzt ab ständig an Umfang zunahm, wurden auch die übrigen Werkbetriebe vergrößert. 1862 entstammt das Bessemer Werk, 1864 das Schienen- und Blechwalzwerk, und im folgenden Jahre wurden die ersten Gruben- und Hochöfen gekauft, sowie in der Fabrik in Essen der erste Schießstand angelegt. 1868 kaufte K. die erste Zeche, „Hannover“, und im folgenden Jahre wurde der Martin-Proceß zur Stahlbereitung eingeführt. Der Meppener Schießplatz wurde 1876–78 angelegt.

Zwischen der Einführung des prismatischen Pulvers im J. 1867 und der des rauchschwachen Pulvers im J. 1889 liegt die bedeutendste Zeit der Entwicklung des Krupp’schen Werkes in Essen. An auswärtigen Besitzungen kamen hinzu: 1886 das Gußstahlwerk in Annen, 1893 das Grusonwerk in Magdeburg, 1896 die Schiffswerft und Maschinenfabrik „Germania“ in Kiel und Berlin, 1897 Inbetriebnahme der Hochofenanlage „Rheinhausen“, 1899 die Zeche „Hannibal“, 1901 Erwerb des Alleineigenthums der Zeche „Vereinigte Sälzer-Neuack“.

Im dänischen Krieg (1864) waren acht 8-cm-Gußstahlgeschütze im Feld, außerdem 30 Krupp’sche 9-cm-Geschütze. Insgesammt hatte Preußen damals 110 Geschütze mit in den Feldzug genommen, worunter also 72 glatte Broncekanonen. An der Alsener Föhrde bei Fridericia und vor Düppel standen die Krupp’schen Geschütze im Feuer. Diese Geschütze sowohl wie die im deutsch-österreichischen Krieg von 1866 verwendeten Krupp’schen Rohre waren in Berliner Werkstätten aus Krupp’schem Rohmaterial angefertigt worden. Die geringe Entfaltung der Artillerie in dem Feldzug gegen Oesterreich hatte Bedenken gegen den gezogenen Hinterlader aufkommen lassen, und sie schwanden erst vollständig, als sich das Krupp’sche Rohmaterial im deutsch-französischen [533] Kriege bewährt hatte. Denn auch in diesem Feldzug war die Artillerie nur mit Fabrikaten versehen, die K. vorgearbeitet und die Berliner Werkstätten fertiggestellt hatten. Als Merkwürdigkeiten galten zwei auf Karren montirte Ballongeschütze, die K. ins Feld geschickt hatte und die sich heute im Berliner Zeughause befinden.

Am 24. Februar 1873 feierte K. das 25jährige Jubiläum als Fabrikinhaber. Er zählte damals 11671 Köpfe seiner Untergebenen, d. i. 1/6 der Einwohnerzahl von Essen. Als sein Sohn Friedrich Alfred am 29. April 1882 in die oberste Verwaltung des Werkes eingetreten war, zog Alfred K. sich immer mehr von der Leitung zurück. Im Frühjahr 1887 machte sich ein Verfall der Kräfte bemerkbar und am 14. Juli erreichte ihn auf seiner Villa Hügel der Tod. Es ist wohl kaum eine Zeitung, noch eine Fachzeitschrift der Metallindustrie, die damals nicht eingehende Würdigungen des Lebens dieses großen Industriellen gebracht hat, der aus geringen Anfängen und unter den schwierigsten Verhältnissen eine kleine Fabrik zu einem der größten Werke der ganzen Erde erhoben. –

Statistik: Nach den letzten von der Firma Friedrich Krupp Actien-Gesellschaft (Inhaberin der Actien ist seit dem 1. Juli 1903 die älteste Tochter von Friedrich Alfred K., Bertha, vermählte Krupp von Bohlen und Halbach) herausgegebenen statistischen Angaben zeigt das Werk bis heute folgende Entwicklung:

Das Werk gliedert sich in folgende Einzelbetriebe: 1. die Gußstahlfabrik in Essen mit Schießplätzen in Meppen und Tangerhütte, mit Kohlenzechen „Vereinigte Sälzer und Neuack“ in Essen, „Hannover“ bei Bochum, „Hannibal“ bei Bochum, mit zahlreichen Eisensteingruben in Deutschland, darunter 10 mit größeren Tiefbauanlagen, mit der Eisensteingrube bei Bilbao in Spanien, mit den Hüttenwerken „Friedrich-Alfred-Hütte“ in Rheinhausen, „Mülhofener Hütte“ bei Engers, „Hermannshütte“ bei Neuwied, mit der Eisengießerei und Maschinenfabrik in Sayn und mit einer Rhederei für Seedampfer in Rotterdam; 2. das Stahlwerk in Annen; 3. das Grusonwerk in Magdeburg; 4. die Germaniawerft in Kiel.

Die Arbeiterzahl betrug 1832 10 Mann, 1833 nur 9 Mann, 1843 waren es 99, im folgenden Jahre 107, 1845 zählte man 122. Im letzteren Jahre zählte die Stadt Essen erst 7840 Einwohner. 1847 zählte die Arbeiterschaft nur 93 Köpfe und sank im Revolutionsjahr bis auf 72 hinab. 1850 konnte man wieder 237 Mann zählen. 1851 waren es aber nur 192. 1852 war der Ruf des Essener Werkes infolge der Londoner Weltausstellung so bekannt geworden, daß 340 Arbeiter Beschäftigung fanden. Seit dieser Zeit stieg die Zahl der Arbeiter ununterbrochen. Am 1. Juli 1906 betrug die Gesammtzahl der auf den Krupp’schen Werken beschäftigten Personen einschließlich 5290 Beamte: 62 963 Köpfe. Von diesen entfallen auf die Gußstahlfabrik in Essen 35 122 Mann. In der Woche vom 15.–20. Mai 1905 betrug die Gesammtzahl der Krupp’schen Werksangehörigen einschließlich der Frauen und Kinder 182 721. Auf der Essener Gußstahlfabrik findet man 5700 Werkzeug- und Arbeitsmaschinen, 21 Walzenstraßen, 165 Dampfhämmer von 100–50 000 kg Fallgewicht mit zusammen 254 400 kg Fallgewicht, 74 hydraulische Pressen, darunter 2 Biegepressen zu je 7000 t, 1 Schmiedepresse zu 5000 t und 1 zu 2000 t Druckkraft, 356 Dampfkessel, 532 Dampfmaschinen von 2–3500 PS mit zusammen 55 250 PS, 1197 Elektromotore von zusammen 17 809 PS, 684 Kräne von 400–150 000 kg Tragfähigkeit mit zusammen 6 842 850 kg Tragfähigkeit. Der Gesammtverbrauch der Krupp’schen Werke, soweit sie von der Gußstahlfabrik versorgt wurden, betrug [534] 1905 an Kohlen 1 184 136 t (davon die Gußstahlfabrik allein 780 679 t), an Koks 584 354 t, an Briketts 17 160 t. Dies ergibt – Koks und Briketts in Kohle umgerechnet – einen Gesammtverbrauch der Krupp’schen Werke, soweit sie von Essen versorgt werden, von 2 019 392 t. In der Steinkammer und Tiegelkammer der Gußstahlfabrik werden für den eigenen Bedarf täglich etwa 204 100 kg feuerfeste Steine und durchschnittlich 2800–2900 Schmelztiegel hergestellt. Die Wasserversorgung der Gußstahlfabrik mit den dazu gehörigen Colonien und der Besitzung Hügel erfolgt durch 4 getrennte Anlagen, und zwar durch 2 Pumpwerke an der Ruhr, eine Centralwasserstation und einen Wasserschacht in der Gußstahlfabrik. Die Förderung dieser 4 Anlagen betrug im J. 1905 12 888 627 cbm; außerdem wurden der Wasserleitung der Stadt Essen zu Genuß- und Betriebszwecken entnommen 2 690 322 cbm, mithin Verbrauch im J. 1905 15 578 959 cbm. Der jährliche Gesammtverbrauch erreicht nahezu den Wasserverbrauch der Stadt Dresden. Länge der Leitungen zur Vertheilung des Wassers: 231 km Erdleitungen, 153 km Leitungen innerhalb der Gebäude mit 2010 Wasserschiebern innerhalb der Leitung, 521 Hydranten, 565 Feuerhähnen. Das Gaswerk der Gußstahlfabrik lieferte im J. 1905 18 462 700 cbm Leuchtgas (Verbrauch der Stadt Elberfeld in der gleichen Periode 17 552 650 cbm, der Stadt Stuttgart 17 702 120 cbm) für 2 323 Straßenflammen, für 37 062 Flammen in Werkstätten, Bureaus, Wohnungen von Werksangehörigen u. s. w. Gesammtlänge der Erdleitungen etwa 114,6 km, der inneren Leitungen etwa 279 km. Das Gaswerk der Gußstahlfabrik nimmt seiner Production nach die zweite Stelle unter den Gasanstalten des deutschen Reiches ein. Zur Erzeugung und Vertheilung von Elektricität verfügt die Gußstahlfabrik über: 3 Elektricitätswerke mit 3 Maschinenhäusern und 5 Umformer- und 2 Vertheilungsstationen, etwa 50 km unterirdisch verlegte Kabel und etwa 50 km oberirdisch verlegte Lichtkabel zur Speisung von 1651 Bogenlampen, 15 304 Glühlampen und 763 Elektromotoren. Die Elektricitätswerke leisteten im J. 1904/05 9 974 795 Kilowattstunden.

Zur Vermittelung des Verkehrs auf der Gußstahlfabrik dienen u. a.: 1. ein normalspuriges Eisenbahnnetz mit etwa 68 km Gleise, 17 Tender-Lokomotiven und 716 Wagen; 2. ein schmalspuriges Eisenbahnnetz mit etwa 49 km Gleise, 29 Lokomotiven, 1350 Wagen. Die Gußstahlfabrik hat directen Gleisanschluß an die Stationen der Staatsbahn Essen Hauptbahnhof, Essen Nord und Berge-Borbeck. Die Zu- und Abfuhr der Wagen erfolgt durch diese 3 Stationen mit täglich etwa 50 Zügen. Das Telegraphennetz der Gußstahlfabrik umfaßt 21 Stationen mit 37 Morse-Apparaten und 81 km Leitung und ist in Verbindung mit dem Kaiserlichen Telegraphenamt Essen. Der telegraphische Verkehr zwischen diesem und der Fabrik belief sich im J. 1904/05 auf 24 630 abgegebene und angekommene Depeschen.

Das Fernsprechnetz umfaßt zur Zeit ca. 500 Anschlüsse mit 460 km Leitung. Durchschnittlich finden täglich 2600 bis 2700 Telephongespräche statt.

Die Berufsfeuerwehr der Gußstahlfabrik besteht zur Zeit aus 3 Officieren und 119 Chargirten und Mannschaften und ist in drei Wachen eingetheilt. Es befinden sich im Fabrikbezirk und in den Colonien insgesammt 83 Leiterstationen und 574 Hydranten; überdies sind 49 Nothbrunnen vorhanden. In der Probiranstalt der Gußstahlfabrik, sowie in den Versuchsanstalten des Blechwalzwerks, Schienenwalzwerks und der Lafettenwerkstätten wurden im J. 1905 rund 336 000 Proben ausgeführt. In dem chemischen Betriebslaboratorium der Gußstahlfabrik wurden im J. 1905 etwa 54 000 Analysen ausgeführt mit etwa 278 000 erforderlichen Einzelbestimmungen. In der chemisch-physikalischen [535] Versuchsanstalt mit chemischer und physikalischer Abtheilung (Metallographie) wurden Untersuchungen wissenschaftlicher und technischer Art ausgeführt. In einem dritten chemischen Laboratorium wird täglich Gas und Wasser untersucht. Auf dem Schießplatz bei Meppen, der eine Ausdehnung Von 25 km Länge und 4 km Breite hat, wurden im J. 1905 1038 Versuche ballistischer Art durchgeführt. Hierzu wurden aus 286 Geschützen 11 423 Schuß abgegeben und 42 610 kg rauchschwaches Pulver, sowie 259 173 kg Geschoßmaterial verbraucht. Das beschossene Panzerplattenmaterial repräsentirte ein Gesammtgewicht von 884 451 kg. Die Zahl der auf dem Schießplatz beschäftigten Personen betrug am 1. Juli 1906 240. Auf dem Schießstand in der Gußstahlfabrik selbst wurden im J. 1905 rund 16 000 Schuß theils zu Versuchszwecken, theils zum Anschießen abnahmebereiter Geschütze abgegeben, und dazu verbraucht rund 23 000 kg Pulver und 135 000 kg Geschoßmaterial. Ferner wurden etwa 17000 Stück Gewehrpatronen gegen Specialnahlbleche für Lafettenschilde, Munitionswagen u. s. w. verfeuert. Auf dem Schießplatz Tangerhütte, der 8,1 km lang ist, eine Breite von 52 m im Anfange und eine solche von 121 m am Ende hat, wurden im J. 1905 112 Versuche ballistischer Art durchgeführt. Hierzu wurden aus 265 verschiedenen Geschützen 5681 Schuß abgegeben und 4 554 kg rauchloses Pulver, sowie 125 269 kg Geschoßmaterial verbraucht. Ferner wurden 11 030 Schuß aus Gewehren und Maschinengewehren verfeuert. Auf den drei Schießplätzen zusammen wurden also im J. 1905 33 100 Schuß abgegeben und dazu verbraucht rund 70 000 kg Pulver und 519 400 kg Geschoßmaterial.

An Wohlfahrtseinrichtungen besitzt die Gußstahlfabrik Krupp folgende: 70 Verkaufsstellen (davon 43 in Essen) für Fleisch, Brot, Colonial-, Manufactur-, Kurz-, Schuh-, Eisenwaaren und Hausgeräthe, 21 Ausgabestellen für Kartoffeln, Kohlen, Stroh u. s. w.; ferner 2 Schlächtereien, 1 Dampfbäckerei, 1 Bäckerei (Handbetrieb), 1 Mühle, 1 Eisfabrik, 1 Bürstenfabrik, 1 Tütenfabrik, 1 Kaffeebrennerei, 2 Schneiderwerkstätten, 1 Schuhmacherwerkstatt, 1 Plättanstalt, 1 Gasthof, 2 Beamtencasinos, 1 Werkmeistercasino, 10 Bierhallen, 8 Bierausgabestellen, 3 Kaffeeschenken. Die Zahl der bei der Consumanstalt Beschäftigten betrug am 1. Juli 1906 über 1000 Personen. Neben der Consumanstalt der Gußstahlfabrik bestehen noch besondere Consumeinrichtungen für das Grusonwerk in Magdeburg und die Germaniawerft in Kiel.

Die zum Bereich der Gußstahlfabrik in Essen gehörigen Arbeitercolonien sind folgende: Westend, Nordhof, Baumhof, Schederhof, Cronenberg, Alfredshof, Friedrichshof, Altenhof (für invalide und pensionirte Arbeiter) mit zusammen 4491 Wohnungen, einschließlich der in Essen zerstreut liegenden Wohnhäuser. Außerhalb Essens befinden sich Arbeitercolonien: „Am Brandenbusch“ in Bredeney (für die auf der Besitzung Hügel beschäftigten Arbeiter), „Margaretenhof“ für die Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, auf den Zechen Hannover und Ver. Hannibal, in der Weddau für die frühere Johanneshütte, in Annen für das dortige Stahlwerk, in Gaarden für die Germaniawerft. Die Gesammtzahl der Familienwohnungen der Firma Friedrich Krupp Actiengesellschaft betrug am 1. Januar 1906 6227. Nach der letzten im Mai 1905 vorgenommenen Generalaufnahme wohnten in Krupp’schen Häusern im Bereiche der Gußstahlfabrik: 9614 Angehörige der Firma mit 21 530 Familienangehörigen, zusammen 31 144 Personen. Für unverheirathete Arbeiter bestehen: bei der Gußstahlfabrik: 1 Arbeitermenage mit Wohnung für 613 und Speisung für etwa 2200 Personen täglich (eine Vermehrung der Schlafräume für weitere 550 Personen ist im Gange); 2 Logirhäuser für je 30 Facharbeiter; auf der Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen: 1 Speisehaus mit [536] Dampfkochapparaten und 3 Schlafhäuser mit zusammen 547 Betten; auf der Hermannshütte und bei der Germaniawerft: je 1 Logirhaus für 112 bezw. 80 Personen. Außer den gesetzlichen Krankencassen bestehen bei der Firma noch eine Reihe von Hülfscassen sowie ähnliche Unterstützungen, so 2 Arbeiterpensionscassen: diejenige der Gußstahlfabrik mit einem Vermögen von annähernd 171/4 Millionen Mk., diejenige auf der Friedrich-Alfred-Hütte und früheren Johanneshütte mit einem Vermögen von 377 700 Mk.; beide Cassen gewähren auch Pensionen an Hinterbliebene. 2 Beamtenpensionscassen: diejenige für die Gußstahlfabrik und ihre Außenwerke mit einem Vermögen von über 71/4 Millionen Mk., diejenige für das Grusonwerk mit einem Vermögen von 11/2 Millionen Mk.; 1 Arbeiterhülfscasse und 1 allgemeine Vorschuß- und Unterstützungscasse des Grusonwerkes. Erstere, mit einem Vermögen von 130 000 Mk., gewährt invaliden Arbeitern sowie deren Wittwen laufende Unterstützungen. Aus der letzteren, deren Capital 30 000 Mk. beträgt, erhalten Beamte der Firma in Nothfällen zinsfreie Vorschüsse und Unterstützungen. Weiter folgende vom verstorbenen letzten Inhaber der Firma errichtete Stiftungen: die Arbeiterstiftung und die Invalidenstiftung zur Ergänzung der verschiedenen Cassenleistungen, mit einem Stiftungscapital von zusammen 4,7 Millionen Mk. Die Kaiserin-Augusta-Victoria-Stiftung zur Erleichterung der Aufnahme von Arbeitern im Krupp’schen Erholungshause mit einem Capital von 300 000 Mk. Die F. A. Krupp-Stiftung zur Erleichterung der Aufnahme von Angehörigen der Arbeiter im Krupp’schen Krankenhause mit einem Capital von 40 000 Mk. Endlich noch für die Arbeiter des Grusonwerks: Grusons-Arbeiterstiftung mit einem Capital von 200 000 Mk., und Grusons-Arbeiter-Prämienstiftung mit einem Capital von 100 000 Mk. Auf Grund der Reichsversicherungsgesetze wurden im J. 1904 von der Firma (einschließlich der Außenwerke) bezahlt für die Krankenversicherung 953 738,96 Mk., Unfallversicherung 1 162 058,77 Mk., Invalidenversicherung 373 673,73 Mk., zusammen 2 489 471,46 Mk. Die statutarischen Leistungen der Firma zu gesetzlich nicht vorgeschriebenen Cassen betrugen in demselben Jahre: zu den Unterstützungs- und Familiencassen 12 726,67 Mk., zu den Arbeiter-Pensionscassen 896 055,55 Mk., zu den Beamten-Pensionscassen 220 427,63 Mk., zusammen 1 129 209,85 Mk. Die aus den besonderen Stiftungen und Fonds der Firma geleisteten Unterstützungen einschließlich der Zuschüsse zu verschiedenen Werkscassen und der Aufwendungen zur Förderung allgemeiner Wohlfahrtseinrichtungen und Interessen betrugen im J. 1904 5 694 606,15 Mk. Als sonstige Wohlfahrtseinrichtungen der Firma sind zu nennen: bei der Gußstahlfabrik in Essen 1 Krankenhaus, 2 Barackenlazarethe für Epidemien, 1 Erholungshaus für Reconvalescenten, 2 Pfründhäuser in der Colonie Altendorf, 1 Badeanstalt in der Colonie Friedrichshof, 1 für medicinische Bäder eingerichtete Badeanstalt, 1 Dampfwaschanstalt für das Krankenhaus, 6 Speisesäle (einschließlich einer Speiseanstalt in der Arbeitermenage), 1 Beamten-Casino, 1 Werkmeister-Casino, 1 Haushaltungsschule, 1 Industrieschule für Erwachsene, 3 Industrieschulen für schulpflichtige Mädchen, 1 Bücherhalle, 1 Lesehalle in der Colonie Friedrichshof, 1 Spareinrichtung, 1 Lebensversicherungsverein, 1 Zahnklinik; bei dem Grusonwerk: 1 Cantine, 1 Beamten-Casino, 1 Arbeiterküche mit 3 Speisesälen für 1000 Personen. Endlich noch: 1 Speiseanstalt auf der Germaniawerft, sowie 1 Speisesaal auf der Hermannshütte.

Benutzte Quellen: Briefliche Mittheilungen der Essener Firma. – Diedrich Baedecker, Alfred Krupp und die Entwicklung der Gußstahlfabrik zu Essen. Essen 1889. – Hermann Frobenius, Alfred Krupp. Dresden [537] 1898. – Gust. Koepper, Das Gußstahlwerk Friedrich Krupp und seine Entstehung. Essen o. J. (1897). – Wilhelm Kley, Bei Krupp. Leipzig 1899. – Friedrich C. G. Müller, Krupp’s Gußstahlfabrik. Düsseldorf o. J. – Acten des Kriegsministeriums und der Artillerie-Prüfungscommission zu Berlin. – Wo man gegenüber meinen Angaben Widersprüche findet, namentlich in anderen Schriften über Krupp, dürfte diese Biographie ausschlaggebend sein, da sie auf Veranlassung von Frau Geheimrath F. A. Krupp auf dem litterarischen Bureau der Gußstahlfabrik vor dem Druck gelesen und ergänzt wurde. Leider fehlt es noch an einem Quellenwerk über Krupp und seine nationale und technologische Bedeutung. – Eine Krupp-Bibliographie enthält das „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ Nr. 34 und 35, 1903 aus der Feder von T. Kellen, Redacteur der Essener Volkszeitung.

[528] *) Zu Bd. LI, S. 410.