ADB:Krauchenberg, Georg Freiherr von

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Artikel „Krauchenberg, Georg Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 61–63, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krauchenberg,_Georg_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:25 Uhr UTC)
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Krauchenberg: Georg Freiherr v. K., hannoverscher Generalmajor, zu Celle, wo sein Vater Hofgerichtssecretär und Garnisonauditeur war (wahrscheinlich am 12. Juni) 1776 geboren, trat am 3. März 1793 in das zehnte Regiment Prinz von Wallis leichte Dragoner und nahm mit demselben an den [62] Feldzügen der J. 1793–95 in den Niederlanden Theil. So unglücklich der Ausgang dieser Kämpfe für die Verbündeten war, eine so vortreffliche Schule des Vorpostendienstes waren sie für den jungen Reiteroffizier. K. boten sie schon früh Gelegenheit durch Kühnheit und durch geschicktes Erfassen und Benutzen des Augenblicks sich hervorzuthun. Nur ein, vom militärischen Standpunkte allerdings nicht zu rechtfertigender Zug mag hier erzählt werden. Als im Juni 1794 die Franzosen zur Belagerung von Ypern schritten, befand er sich, damals noch nicht Offizier, als Ordonnanz des österreichischen Commandanten, Generalmajor v. Salis, in der Festung. Er sah ein, daß diese sich nicht lange halten und daß er dann Gefangener werden würde. Ehe daher die Einschließung sich vollzog, ritt er, bei den eigenen Vorposten sich für den Ueberbringer von Depeschen ausgebend, davon und kam glücklich zum Regiment, während seine Kameraden der Kapitulation anheim fielen. In weiteren Kreisen wurde sein Name 1803 bekannt, wo er, unbeirrt durch die schwächlichen Maßnahmen und Verhaltungsregeln der Regierung und seiner höchsten militärischen Vorgesetzten, sich dem Einrücken der Franzosen in das Kurfürstenthum mit dem Säbel in der Faust widersetzte. Am 2. Juni in der Nähe des Forsthauses Weberkuhle beim Dorfe Borstel zwischen Nienburg und Sulingen mit einem Piket hinter einer Feldwache des Lieutenant Ernst v. Linsingen aufgestellt, erfuhr er, daß dieser, welcher erhaltenem Befehle gemäß dem Feinde als Parlamentär entgegengeritten war, als Gefangener zurückgehalten sei. Er vereinigte daher Linsingen’s Truppe mit der seinigen, nahm eine passende Aufstellung, fiel im geeigneten Augenblicke die im Vormarsche gebliebene französische Avantgarde an und warf sie blutig zurück. Dies wiederholte sich noch zwei Mal, bis stärkere befreundete Kräfte herankamen, wodurch seine eigene Macht zum Handeln aufhörte. Dem unerschrockenen K. brachte dieses mannhafte Eintreten für die Ehre der hannoverschen Waffen, als er nach der am 5. Juli abgeschlossenen Artlenburger Convention in Hamburg im Theater erschien, eine stürmische Beifallsbezeigung des versammelten Publicums ein und, als bei der gleich nachher beginnenden Errichtung der englisch-deutschen Legion die Rücksichtnahme auf das Avancement Anderer seine Anstellung zu verzögern drohte, wurde er auf König Georgs III. Einschreiten zum Rittmeister im ersten leichten Dragoner-, später ersten Husarenregimente ernannt. Schon im J. 1807 bei Lord Cathcart’s Expedition nach Seeland verstand er es, diese Gunst zu rechtfertigen. Bei einer gelegentlich der Einschließung von Kopenhagen dem Regimente nach außerhalb aufgetragenen Recognoscirung führte er die Avantgarde. Nachdem der von ihm vorgeschlagene Plan, einen nach der Feste Friedrichswerk bestimmten Munitionstransport aufzuheben, fehlgeschlagen war, erhielt er die Einwilligung des Commandirenden zu seiner Bitte, die Einnahme der Feste selbst, deren Besatzung großentheils aus Freiwilligen bestand, versuchen zu dürfen. Am Frühmorgen des 19. August überrumpelte er demzufolge eine vor dem Orte aufgestellte Abtheilung und glückte es ihm durch den Führer derselben den Commandanten auf die Vorspiegelung hin, daß er 10 000 Mann hinter sich habe, zur Kapitulation zu veranlassen; 800 Mann, Geschütze und vieler Kriegsvorrath fielen in des Siegers Hand. Seine Leistungen in den Kämpfen auf der Peninsula, an denen er von 1809–13 Theil nahm, erhöhten seinen Ruf; sein Benehmen im Gefechte bei Gallegos am 4. Juli 1810 „erregte die Bewunderung“ des Brigadegenerals Crawford, wie dieser amtlich schreibt; auf Wellington’s Vorschlag erhielt er zum Lohne das Brevet als Major und bei seiner im J. 1813 erfolgten Versetzung auf den Kriegsschauplatz im nordwestlichen Deutschland wurde er von letzterem Feldherrn dem Oberbefehlshaber der englischen Truppen, Herzog von York, ganz besonders empfohlen. In Folge hiervon dem Stabe des Kronprinzen [63] von Schweden zugetheilt, wohnte er mit diesem dem letzten Theile des Feldzuges in Holstein bei und befand sich dann bei der Blokade von Antwerpen. Während der Schlacht bei Waterloo war er detachirt. 1816 mit dem dritten Husarenregiment der Legion, welchem er seit 1813 angehörte, in den hannoverischen Dienst zurückgetreten, ward er bald darauf Commandeur desselben, vertrat seine Garnisonstadt Nordheim in der allgemeinen Ständeversammlung, ward später aus besonderem Vertrauen Inspecteur der Cavallerie und starb am 14. Mai 1843 zu Hannover als Commandeur der ersten Cavalleriedivision. Im Juni 1832 wurde er „in Anerkennung der von ihm im Felde bewiesenen Klugheit, Tapferkeit und Ausdauer“ in den Freiherrenstand erhoben, eine in seinem Vaterlande sehr seltene Auszeichnung.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 21. Bd., Jahrg. 1843.