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Artikel „Kosarek, Adolf“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 737–739, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kosarek,_Adolf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 12:58 Uhr UTC)
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Kosarek: Adolf K., Landschaftsmaler, geb. am 6. Januar 1830 zu Heraletz (Markt im Czaslauer Kreise) in Böhmen, † am 30. Octbr. 1859 zu Prag, erhielt seine erste Schulung im Dorfe Wlkanec auf der Herrschaft Goltsch-Jenikau, wohin sein Vater in der Eigenschaft eines Rentmeisters versetzt worden war. Obschon dieser bald einsah, das ganze Wesen und Treiben des verständigen Knaben dränge nach höherer, über die Dorfschule hinaus greifender Bildung, vermochte er sich doch nicht für den Studiengang zu entschließen, half vielmehr, so gut er konnte, nach, ihn so frühe wie möglich für den Kanzleidienst tauglich zu machen, und glaubte sein Bestes gethan zu haben, als es gelang, den kaum 14jährigen K. auf der erzbischöflichen Domäne Manderscheid als Oekonomiepraktikanten unterzubringen. Mechanisch ging es dann weiter, K. kam mit dem 1. August 1847 als Rentamtsschreiber nach Roschmital, 1849 als Schreiber zur Gutsverwaltung in Unter-Breschan – ohne daß sich bis dahin Jemand gekümmert hätte, was es bedeute, daß der pflichteifrige, still in sich gekehrte Jüngling über die Amtsstunden hinaus unsichtbar, allenfalls nur vom Waldheger oder Gemeindehirten draußen im Gebüsche oder an den Feldrainen wahrgenommen wurde. Den Nachforschungen des Amtsverwalters war es endlich gelungen, den geheimnißdeckenden Schleier zu lüften, denn er fand gelegenheitlich einer Kanzleirevision am Tische Kosarek’s, unter die Akten verborgen, eine Menge von Zeichnungen und Farbenskizzen, die er sofort für Aufnahmen ihm wohlbekannter Weideplätze und Waldpartien erkannte. Seine Erkundigungen nach dem Vorleben des Sonderlings ergaben zudem, daß K. schon vom Haus an dieser „Naturschwärmerei“ nachhing, besonders während seiner Oekonomiepraxis in Manderscheid, welche mit Ueberwachung der Feld- und Waldarbeiter verbunden war, die er auch gern aufmerksam machte auf die mannigfachen Wolkenbildungen, den schönen Beleuchtungswechsel, die physiognomische Kennzeichnung der Laub- und Nadelhölzer etc. – aber für sich selber das so Erklärte zu Papier brachte. Bei solchem Vorgehen vom Kaplan des nächstgelegenen Pfarrdorfes Česlic, P. Böttcher, einem gleichfalls eifrigen Kunstdilettanten, angetroffen, ermuntert und in Folge auch angeleitet zum Gebrauche der Farben, verstand es K. bald, seine Aufnahmen in feinfühligster Weise zu coloriren – wie die dann, nach einem freundlichen Examen des erwähnten Amtsverwalters hervorgeholte Mappe, auf das überraschendste nachwies. – Glücklicherweise erfuhr inzwischen die Domäne einen Besitzwechsel. Dem 1849 verstorbenen Erzbischofe [[BLKÖ:Schrenck auf Notzing, Alois Joseph Freiherr Wechseln zu: Navigation, Suche|Frhrn. v. Schrenk]] folgte 1850 Cardinal Friedrich, Fürst zu Schwarzenberg. Im guten Rufe eines Kunstfreundes von Salzburg her, lenkte der K. gewogene Verwalter bald nach der Ankunft des Fürsten in Breschan – dem gewöhnlichen Sommersitze der Erzbischöfe von Prag – die Aufmerksamkeit desselben auf den kunstbeflissenen Schreiber. Zur Audienz beschieden und liebreich gefragt, was ihm anliege, lautete die gleich einer vertrauensvollen [738] Bitte ausgesprochene Antwort: „Maler werden möcht ich“. Lächelnd erwiderte der Cardinal: Nun so machen Sie sich reisefertig. – Wenige Wochen danach, zu Beginn des neuen Studienjahres, befand sich K. in Prag in der Akademieabtheilung für Landschaftsmaler unter Leitung von Professor Max Haushofer, ausgestattet mit einem erzbischöflichen Stipendium. – Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit aus der Elementarschule ins Maleratelier übergegangen, gewandter Hand sich die Technik seines Meisters aneignend, ohne jedoch im geringsten zum sklavischen Nachahmer geworden zu sein, weil er nach wie vor im Verkehre blieb mit der Natur und nach seinem eigenartigen Zuge sie am liebsten auch in ihren Sondererscheinungen erfaßte, trat K. bereits 1853 in der Kunstausstellung mit drei Gemälden vor, die zu allgemeiner Verwunderung nicht mehr auf den kürzlich eingetretenen Schüler, sondern auf den gereiften, Thema wie Material gleich selbständig beherrschenden Künstler hinwiesen. Der kunstverständige Referent der Bohemia äußerte sich denn auch in seinem Ausstellungsberichte: „Wir begrüßen erfreut in dem zum ersten Male an die Oeffentlichkeit tretenden K. ein sehr schönes, höchlich zu beachtendes Talent. Seine „Abenddämmerung“, sein „Herbstmorgen“ und die „Gewitterlandschaft“ haben den vollen Beifall von Kennern und Liebhabern mit allem Recht errungen und in der That spricht sich in diesen Bildern ein so klares Auge, eine so sichere Hand und ein solcher Sinn für Farbe aus, hat jedes Bild eine so fest individuell ausgeprägte Stimmung, daß wir den weiteren Leistungen des jungen Künstlers mit freudiger Erwartung entgegensehen“. – Diese Erwartungen gelangten auch wirklich Jahr um Jahr zu erhöhter Befriedigung – trotzdem der Uebereifer, mit welchem K. jetzt nicht allein seine Weiterbildung in der Kunst, sondern zugleich dem Nachholen im Gebiete der Wissenschaft oblag, ein längst schon im Keime in ihm gelegenes Körperleiden förderte und seine Schaffensfreude umwölkte. – Während dieser Erhebung zum gefeierten Künstler, Miethsmann eines bescheidenen Stübchens im Gelasse, das eine ehrbare Wittwe mit ihrer Tochter innehatte, waren diese beiden sodann auch seine liebevollen Pflegerinnen am Krankenlager. Wol trat nach dem Ueberwinden des ersten schweren Anfalles und nach längerem Landaufenthalte ein scheinbar vollkommener Genesungszustand ein, der ohne Zweifel auch den Zartfühlenden zum verhängnißvollen Entschlusse brachte – die liebenswürdige jugendliche Pflegerin zur Lebensgefährtin zu erwählen. – Die also geschlossene Ehe war zwar eine glückliche, leider nur zu kurze. Das tückische Wesen der Tuberkulose schritt unaufhaltsam fort, lähmte endlich im Laufe des Jahres 1859 die Thatkraft Kosarek’s vollständig. Geehrt, geliebt von allen seinen Collegen, sorgten diese in der letzten Periode totaler Hülflosigkeit getreulich für ihn, veranstalteten ein äußerst feierliches Leichenbegängniß, sicherten seiner Gemahlin und seinem Töchterlein die Fürsorge eines kunstfreundlichen Cavaliers. Zurückblickend auf die Werke Kosarek’s, dürfte nach der in flüchtigen Umrissen gegebenen Lebensskizze sich auch bei Fernstehenden Verständniß finden für die Andeutung, daß die meisten derselben eine tiefelegische Stimmung durchzog, die theilweise schon im Titel ausgesprochen lag, gutentheils noch auf die Entstehungsmomente zu beziehen bleibt. Denn K. hatte bei Anwandlung von Trübsinn über seinen Zustand das Bedürfniß, sich in die freie Natur zu begeben, am liebsten dann während eines tosenden Sturmes, bei heranziehendem Gewitter oder einbrechender Nacht. Die empfangenen Eindrücke skizzirte er dann meist aus der Erinnerung ebenso trefflich als leicht, wie er überhaupt rasch, im ersten Anlaufe seine Gemälde fertig machte. Von den auf die Prager Ausstellung gebrachten Gemälden im J. 1854 sind zu registriren: „Motiv aus der Gegend von Pardubitz“ (kam an den Frhrn. v. Talatzko in Wien), „Ein Sommertag“ und „Im Walde“ (im Besitz des k. k. Bergschreibers Auer in [739] Zbirow); aus 1855: „Gegend aus dem mittleren Böhmen“ (besitzt Dr. med. Karl Wostry in Saaz), „Ideale Landschaft“ (kam in Besitz des Erzherzogs Johann in Wien); aus 1856: „Waldlandschaft“ (besitzt Apotheker Em. Rossa in Podersam); aus 1857: „Friedhof am Meere“ (kam in Besitz des gräfl. St. Genois’schen Oberförsters Raim. Seidler), „Winternacht“ (Besitzer unbekannt); aus 1858: „Einsame Gegend“, „Motiv aus den Thälern von Kokorschin“, „Ideale Landschaft“ (ebenfalls in unbekannten Besitz gelangt). Mehrere Erstlingsbilder und auch spätere vorzügliche Stimmungsbilder und Naturstudien kamen in den Besitz des Cardinal-Erzbischofs Fürsten zu Schwarzenberg.

Handschriftliche Daten. Eigene chronistische Aufzeichnungen. Bohemia, Jahrgänge 1853–59.