ADB:Konrad (Mönch von Scheyern)

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Artikel „Konrad, Mönch von Scheiern“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_(M%C3%B6nch_von_Scheyern)&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 12:18 Uhr UTC)
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Konrad, Mönch von Scheiern, war etwa seit 1210 in diesem Kloster als Schreiber, Büchermaler, wol auch als Goldschmied thätig. Es ist nicht leicht, ihn von anderen Mönchen des Namens Konrad, die zur selben Zeit im Kloster Scheiern lebten, auch von dem Abte Konrad, stets auseinanderzuhalten. Nach der sorgfältigen Untersuchung des Grafen Hundt dürfte in ihm der custos K. zu suchen sein, der 1224 an der Verfertigung eines Ciboriums aus Gold und Lazurstein für den Hauptaltar mitwirkte, in ihm auch derjenige, dem die Beinamen sacerdos. aedituus (dem Custos unterstellter Aufseher über die Kirchenparamente), primarius (der die Frühmesse liest), der Reihe nach von seinen Würden und Beschäftigungen, der Name philosophus wegen seiner Bildung beigelegt wird. Seine letzte sichere Erwähnung fällt in das Jahr 1241; denn daß er auch noch mit dem 1266 genannten Prior K. identificirt werden darf, ist sehr unwahrscheinlich. Sind die nicht unwichtigen Annales Schirenses (Mon. Germ. Script. XVII, 629 ss.), wie Graf Hundt vermuthet, sein, nicht des Abtes K. Werk, so zeigt sich, daß er auch litterarisch thätig war; überwiegend ist jedenfalls seine künstlerische Bedeutung. K. soll an 30 Schriften geschrieben und illuminirt haben, wie er sich denn auch selbst seiner Mühe und seines Fleißes rühmt. Von seiner Hand ist uns wol auch der schöne deutsche Rhythmus von der Erlösung überliefert, den Aug. Hartmann in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, N. F. XI, 173 ff. herausgegeben hat. Fünf von K. geschriebene und illuminirte Bände finden sich jetzt in der Münchener Bibliothek: „Das Glossar Salomons von Constanz“, „Die Werke des Flavius Josephus“, „Die Alterthümer der Juden“, „Die Historia scholastica des Comestor“ und der „Liber matutinalis“. der unter Anderem eine Illustration der Theophilussage enthält. In leicht mit Farbe angetuschten Federzeichnungen sind hier die mannigfachsten Seiten des menschlichen und natürlichen Lebens, heilige und profane Gegenstände, Geschichte, Allegorie und Bildnisse, darunter auch Konrads Selbstporträt dargestellt. Die Steifheit des byzantinischen Stils beginnt sich in diesen Bildern zu lösen, die einen zwar oft handwerksmäßigen, doch gewandten, eigener Einfälle fähigen, ja zuweilen in der Einfachheit großartigen Künstler verrathen.

Jos. v. Hefner, Ueber den Mönch K. v. Sch. (Oberbaierisches Archiv II, 155–180); Kugler, Kleine Schriften und Studien, I. 86 ff.; Sighart, Gesch. d. bildenden Künste im Königreich Baiern (mit Illustrationsproben nach K.), S. 275 ff.; Graf Hundt Kloster Scheyern, bes. S. 16 ff.; Woltmann, Geschichte der Malerei, I. 286.