ADB:Kolowrat-Krakowský, Philipp Graf von (Oberstburggraf)

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Artikel „Kolowrat-Krakowsky, Graf Philipp“ von Ludwig Schlesinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 486–487, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kolowrat-Krakowsk%C3%BD,_Philipp_Graf_von_(Oberstburggraf)&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 05:26 Uhr UTC)
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Kolowrat-Krakowsky: Graf Philipp K.-K., Begründer der Linie Radienin (geb. am 26. März 1688). Er war einer der 17 Statthalter, welche, [487] als Karl VI. starb, die Regierung Böhmens leiteten, und blieb auch dann noch in Prag, als diese Stadt von den baierisch-französischen Truppen im November 1741 erobert worden war, um im Vereine mit dem Grafen Franz Buquoy und dem Ritter Dohalsky die Geschäfte provisorisch weiterzuführen. Von Karl VII. wurde er wegen seiner Beliebtheit beim böhmischen Adel an die Spitze der aus sieben Mitgliedern bestehenden Hofdeputation gestellt, welche in Abwesenheit des Königs das Land verwalten sollte. In dieser Stellung hatte er vielfach die Interessen seiner Standesgenossen gegen den wittelsbachischen König und dessen Verbündete zu vertheidigen, namentlich bei Gelegenheit der dem Adel auferlegten Kriegssteuer von sechs Millionen Gulden, dann der rücksichtslosen Erpressungen des französischen Intendanten Sechelle und endlich auch der durch die Versprechungen der baierischen und französischen Generale hervorgerufenen Bauernbewegung. Als die Franzosen Prag verlassen mußten, nahmen sie neben anderen vornehmen Geißeln auch den Grafen mit nach Eger, ließen ihn aber dort wieder frei. Von Maria Theresia wurde er anfangs, wie alle früheren Mitglieder der baierischen Landesregierung, aus Prag verwiesen, bald aber, weil er keine neuen Dienste angenommen, sondern nur die schon früher bekleideten Aemter fortgeführt, auch die Interessen des Königreichs vielfach gegen den Usurpator vertheidigt habe, als gerechtfertigt erklärt. Der Graf war daher schon 1745 unter jenen Adelichen, welche Maria Theresia bei ihrem Krönungseinzuge in Böhmen begrüßen durften. Um diese Zeit wurde er auch Präsident einer Commission, welche sich mit der Vertreibung der Juden aus Prag und Böhmen beschäftigen sollte, legte jedoch in diesem Amte große Mäßigung an den Tag. Er stieg dann von Stufe zu Stufe bis zum Oberstburggrafen und Director des Landesausschusses der böhmischen Stände empor, mußte aber im Juni 1771 auf den Wunsch der Kaiserin seine Stellen niederlegen, weil er sich in Folge seines hohen Alters – er zählte bereits 83 Jahre – den durch die damals herrschende Hungersnoth hervorgerufenen schwierigen Verhältnissen nicht gewachsen zeigte. Maria Theresia dankte ihm für seine Dienste in einem sehr ehrenden Dankschreiben. Gestorben ist er am 28. März 1773.

Arneth, Maria Theresia, I., II. u. X.; Wurzbach; Tupetz, Die baierische Herrschaft in Böhmen in Sybel’s Histor. Ztschr. 1879, 6.