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Artikel „Klose, Samuel Benjamin“ von Hermann Markgraf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 226–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klose,_Samuel_Benjamin&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:24 Uhr UTC)
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Klose: Samuel Benjamin K., geb. am 27. April 1730 in Breslau als Sohn eines Kürschners, studirte 1750–53 in Halle und Frankfurt a/O. Theologie. Nach seiner Rückkehr nach Breslau beschäftigte er sich neben ausgedehnten litterarischen Studien mit Privatunterricht, bis er im Mai 1762 als College an das Gymnasium zu St. Maria-Magdalena und im November 1763 als Rector an die Schule zum Heiligen Geist in der Neustadt, welche ihre Zöglinge [227] bis zum 14. Lebensjahre theils für das bürgerliche Leben, theils für einen späteren Besuch der Gymnasien vorbereitete, berufen wurde. In dieser bescheidenen Stellung wirkte er 35 Jahre lang mit hingebendem Eifer und vorzüglichem Erfolge, zweimal schlug er das Rectorat des Gymnasiums zu St. Elisabeth aus, ebenso die Berufung in die Prüfungscommission für die Candidaten des Lehrfachs. Im J. 1774 verfaßte er im Auftrage des Ministers v. Carmer ein Gutachten über die Verbesserung der Jesuitenschulen, 1779 waren Scheibel, David und er die Männer, denen der Minister v. Zedlitz die Ausarbeitung eines Planes zur Umgestaltung der Breslauer Schulen übertrug. K. war ein Mann von allseitiger tiefer Gelehrsamkeit, von schlagfertigem und kritischem Geiste, von unermüdlicher Thätigkeit. Niemand stand Lessing während seines Aufenthaltes in Breslau 1760–1765 so nahe und wurde ihm so nützlich als K. Er wurde Lessing’s Führer auf den ihm genau bekannten großen Bibliotheken der Stadt, von denen er selbst seit 1763 die zu St. Bernhardin verwaltete. Seiner encyklopädischen und kritischen Neigung folgend begann er seine litterarische Thätigkeit mit gelehrten Anzeigen in der Schlesischen Zeitung, wurde dann K. F. Flögel’s Mitarbeiter an den „Vermischten Beiträgen zur Philosophie und den schönen Wissenschaften“, Breslau 1762 und 1764, gab 1769–76 „Breslauer Nachrichten von Schriften und Schriftstellern“ und 1774–75 „Neue Litterarische Unterhaltungen“, ebenfalls in Breslau, heraus, die fast nur Aufsätze aus seiner Feder enthielten. Es war durchweg gründliche, oft witzige und geistreiche Arbeit, doch drängt sich in der Regel der lehrhafte Ton mit zu großer Breite hervor. Allmählich concentrirte er seine Studien auf das Gebiet der Schlesischen Geschichte. So erschien sein jetzt noch unentbehrliches Werk: „Von Breslau. Documentirte Geschichte und Beschreibung. In Briefen“, Breslau 1781–83 – wie alle Schriften Klose’s anonym – die erste kritische Bearbeitung der schlesischen Geschichte, doch im Grunde nur eine Aneinanderreihung der kritisch gesichteten Materialien, ohne Zusammenarbeitung und Gestaltung des Stoffs, aber immer zuverlässig. Es sind fünf Bände, die bis zum J. 1526 reichen, gedruckt, die im Manuscript vorhandene Fortsetzung über das 16. Jahrhundert würde mindestens noch fünf Bände gefüllt haben. Der Abbruch des Druckes lähmte seine Thätigkeit nicht, doch beschränkte sie sich fortan auf die Sammlung von Materialien für die schlesische Geschichte. Hierin war K. so unermüdlich und schreiblustig, daß sein nach mancherlei Wechselfällen 1859 auf die Breslauer Stadtbibliothek geretteter Nachlaß noch jetzt 248 Bände, meist in Folio, schön und sauber geschrieben, enthält. Zum Druck gab er nichts mehr. Das reichhaltige Stadtarchiv ordnete und verzeichnete er mit erstaunlichem Fleiße. Aergerlich darüber, daß ihm wegen seiner pedantischen Breite und Umständlichkeit die litterarische Welt die Anerkennung versagte, die er nach seinem Geist und seiner Gelehrsamkeit beanspruchen zu können glaubte, hüllte er sich allmählich in einen grämlichen Geniestolz und wurde, ein Hagestolz wie er war, in Kleidung und Wohnung sich vernachlässigend, mit der Zeit ein unfreundlicher und durch seinen Sarkasmus gefürchteter Sonderling. Nur die Unterhaltung über Lessing konnte ihn auf Augenblicke heiter und gesprächig machen. Er starb den 18. September 1798.

G. G. Fülleborn in der Litterarischen Beilage zu den Schles. Provinzialblättern, Februar 1799 und M. Morgenbesser, Gesch. des Hospitals und der Schule zum heil. Geist, Breslau 1814.