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Artikel „Fülleborn, Georg Gustav“ von Hermann Palm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 194–195, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BClleborn,_Georg_Gustav&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Fülleborn: Georg Gustav F., Philosoph, Philolog und Volksschriftsteller, wurde geboren den 2. März 1769 zu Groß-Glogau, wo sein Vater Hof- und Criminalrath war. Auf dem dortigen evangelischen Gymnasium gebildet, bezog er 1786 die Universität Halle, um Theologie zu studiren, indeß zog ihn Kant’s Kritik der reinen Vernunft zum gründlichen Studium der Philosophie, während Friedrich August Wolf ihn in das der classischen Philologie einführte. Im J. 1789 schrieb er: „De Xenophane, Zenone et Gorgia“, wurde in Folge dessen zum Doctor phil. promovirt und kehrte nach seiner Vaterstadt zurück, wo er seinen Studien und litterarischen Arbeiten lebte, auch mit Glück die Kanzel betrat, so daß er 1791 zum Diaconus an der lutherischen Kirche erwählt wurde. Er zog jedoch die Thätigkeit an einer gelehrten Schule vor, indem er sich um die Professur der classischen Sprachen am Elisabeth-Gymnasium zu Breslau bewarb und sie 1791 erhielt. Doch schon 1803 erlag er am 6. Februar einem Herzübel, nur 33 Jahre alt. F. war eine mit reichen Geistesfähigkeiten ausgestattete Natur. Seine gewandte Darstellungsgabe, verbunden mit großem Fleiße und ausgebreiteter Belesenheit ließ seine schriftstellerische Thätigkeit in ihrer verhältnißmäßig kurzen Dauer zu ansehnlichem Umfange gedeihen. Am fleißigsten und bedeutendsten war F. als Popularphilosoph. Seine Hauptarbeiten sind enthalten in seinen „Beyträgen zur Geschichte der Philosophie“, 12 Stücke, Züllichau 1791–99, von denen die beiden ersten 1796 neu aufgelegt wurden. Als Mitarbeiter waren dabei thätig: Reinhold, Niethammer, Forberg, Carus und später besonders Garve, doch den bei weitem größten Theil des Inhalts hat F. selbst verfaßt. Seine Aufsätze behandeln in populärer, freilich auch nur oberflächlicher Weise die Geschichte einzelner kleinerer Theile der Philosophie oder einzelner Philosophen. Zur Darstellung eines größeren Gebietes fehlte es ihm an Ausdauer. Sein eigenes Studium der Philosophie schildert er im 3. Stück. Als Herausgeber der Arbeiten Anderer war er mehrfach thätig. So erschien 1792 durch ihn der Nachlaß der Papiere Henoch’s, eines Vetters, ein buntes Gemisch moralischer, philosophischer und humoristischer Aufsätze, ferner die „Orationes funebres Georgii Gemisthii Plethonis et Michaelis Apostolii in quibus de immortalitate animi exponitur,“ 1793, die Uebersetzung der Politik des Aristoteles von seinem Freunde Garve mit Anmerkungen seiner Hand 1799 bis 1800, dann Lessings Nachlaß zur teutschen Sprache, alten Litteratur etc. 1795. – Seine philologischen und pädagogischen Schriften sind: eine Ausgabe mit Uebersetzung und Erläuterungen der Satiren des Persius, Züllichau 1794. Die Anmerkungen sind jedoch nur ein Auszug aus dem Commentar des Casaubonus, wie auch die Anmerkungen zur Uebersetzung des Aristoteles nicht ihm selbst, sondern anderen angehören. Ferner schrieb er eine „Kurze Theorie des lateinischen Stils, Breslau 1793, eine „Encyclopaedia philologica, sive primae lineae Isagoges in antiquorum studia etc.“, 1798, die 1805 von Kaulfuß von neuem herausgegeben wurde, endlich einen „Leitfaden der Rhetorik“, 1802. – [195] Noch weit fruchtbarer war F. als Unterhaltungsschriftsteller. Er verfaßte schon 1789 einen 6. Band von Musäus’ Volksmärchen der Deutschen, gab 1795 in Berlin unter dem Namen Edelwald Justus unter dem Titel „Bunte Blätter“ eine Sammlung von Erzählungen, Schwänken heraus, desgleichen Breslau und Leipzig 1797 und 98: „Kleine Schriften zur Unterhaltung“, 1. und 2. Sammlung; in den folgenden Jahren „Nebenstunden“, 1. und 2. Stück, Breslau 1799 und 1800, und endlich den „Breslauer Erzähler“, eine Wochenschrift, 1800–1803, welche er mit großem Geschick und Erfolg redigirte, die aber seine Zeit und Kraft bedeutenderen Aufgaben entzog. Aus seinem Nachlaß erschien später noch „Taschenbuch für Brunnengäste“ (1806), eine Sammlung von Predigten unter dem Titel „Kanzelreden“, 1807; außerdem lieferte er zahlreiche Beiträge für die schlesischen Provinzialblätter, die schlesische Monatsschrift, das Museum teutscher Gelehrten und Künstler, Gräter’s Bragur u. a. In ihnen hat er vielfach zuerst wieder an Werke der älteren deutschen Litteratur erinnert; seine eigenen Dichtungen haben keinen Werth; daher auch der dramatische Nachlaß mit Recht ungedruckt geblieben ist.

Schriftliche Nachrichten über Fülleborn enthalten: Schummel’s Breslauer Almanach Th. 1. Eigene Mittheilung Fülleborn’s: der Breslauer Erzähler 4. Jahrg. 1804. Gedächtnißrede von Schummel, 1803; Garve und Fülleborn von Schummel, 1804; Eunomia von Feßler und Fischer, 1803. Schlichtegroll’s Nekrolog der Deutschen, Bd. 3; Meusel, Gelehrtes Teutschland, Bd. II. IX. XI; Jördens’ Lexikon Bd. I und Ersch und Gruber’s Encyklopädie I. Sect. 50. Bd.