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Artikel „Klengel, Caspar von“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 209–212, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klengel,_Wolf_Caspar_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:08 Uhr UTC)
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Klengel: Wolf Caspar von K., Baumeister und Ingenieur, ist am 8. Juni 1630 zu Dresden als Sohn des kursächsischen Rathes und Obersteuerbuchhalters Caspar K. geboren. In seiner Jugend wurde er durch Hauslehrer unterrichtet, die ihn soweit förderten, daß er bereits mit 13 Jahren die lateinische Sprache in Wort und Schrift geläufig beherrschte. Daneben erhielt er auch Unterweisung im Zeichnen und in der Geometrie, da er als Erbtheil seines Urgroßvaters mütterlicherseits, des Oberlandbaumeisters Paul Buchner, frühzeitig ausgesprochene Begabung für Mathematik und technische Künste verspüren ließ. Als er herangewachsen war, wurde er zu weiterer Ausbildung dem Mathematiker Christoph Pinker in Dresden übergeben, der ihn in die Elemente des Euklid, in die Kenntniß der Perspective, die Kunst des Feldmessens und die Theorie der Militärbaukunde einführte. Auch ließ er sich durch einige Officiere des kurfürstlichen Zeughauses über das Artilleriewesen und die Feuerwerkerei belehren. Da ihn aber ein unwiderstehlicher Drang erfaßte, die Welt zu sehen und sich im Auslande weiter in den Ingenieurwissenschaften [210] auszubilden, verließ er im Sommer 1647 seine Vaterstadt, fuhr zunächst die Elbe abwärts bis Hamburg und reiste dann über Amsterdam nach Leiden, wo er an der Universität mathematische Vorlesungen hörte und sich im Hause und unter Anleitung des Mathematikers Origanus mit dem Studium der Statik, Mechanik und Algebra beschäftigte. Hierauf begab er sich nach dem Haag, um die mustergültige Organisation des niederländischen Heerwesens kennen zu lernen. Da er sich die besondere Gunst eines Gardeobersten erwarb, durfte er den Exercirübungen der Truppen beiwohnen. Auch verschaffte er sich Empfehlungen, die es ihm ermöglichten, die wichtigsten niederländischen und belgischen Festungen zu besichtigen und ihre Bauweise genau zu studiren, sodaß er eine gründliche Kenntniß des Fortificationswesens gewann. Daneben unterließ er es auch nicht, die Meisterwerke der holländischen und flämischen Künstler zu besichtigen, die ihm reiche ästhetische Anregung gewährten. Dann setzte er seine Reise über Brüssel nach Paris fort. Hier besuchte er längere Zeit hindurch die Akademie eines Herrn de Beaufort, um sich im Gebrauche der französischen Sprache, sowie in allen ritterlichen Künsten, im Reiten, Fechten und Tanzen zu üben. Nachdem er den Sommer 1648 zu einer Rundreise durch Frankreich benutzt hatte, trat er, um das französische Heerwesen näher kennen zu lernen, als Volontär in ein Regiment ein, das in Abbeville in Garnison lag. Eine ihm angebotene Officiersstelle mußte er ausschlagen, da ihn sein schwer erkrankter Vater plötzlich nach Hause rief. Im Januar 1650 traf er wieder in Dresden ein und hatte die Freude, seinen Vater als Genesenden vorzufinden. Das ermuthtigte ihn zu neuen Reiseplänen. Seine Liebe zur Kunst, die in den Niederlanden erwacht war und in Paris neue Anregungen empfangen hatte, veranlaßte ihn, nach Italien zu pilgern. Im Frühjahr 1650 zog er über den Brenner nach Venedig. Im Hause Nicolo Cornaro’s, des Procurators von San Marco, lernte er die meisten berühmten Künstler der Lagunenstadt kennen. Dann begab er sich nach Florenz, wo die kunstliebenden Medicäer Malerei und Baukunst pflegten. Auch hier gewann er reiche Anregung und knüpfte werthvolle persönliche Beziehungen an. Endlich kam er nach Rom, wo er die Ueberreste des Alterthums und die Schöpfungen der Renaissance auf sich einwirken ließ. Von großem Nutzen war ihm die Bekanntschaft des gelehrten Jesuiten Athanasius Kircher, mit dem er sich namentlich über mathematische und mechanische Probleme unterhielt. Doch setzte er allen Versuchen, ihn von seinem lutherischen Glauben abzubringen, festen Widerstand entgegen. Nach einem flüchtigen Besuche Neapels und Siciliens fuhr er nach Malta über. Hier traf er einen sächsischen Landsmann, der ihm rieth, in den Dienst des Malteserordens zu treten. Von Abenteuerlust getrieben folgte er diesem Rathe und nahm nun drei Jahre hindurch an verschiedenen Kriegszügen der Ritter gegen die Barbaresken in Nordafrika theil. Als er 1654 die Nachricht vom Tode seines Vaters erhielt, kehrte er nach Dresden zurück. Nachdem die Erbschaftsregulirung vorüber war, zog es ihn abermals nach Venedig. Da ihm die militärische Thätigkeit wohlgefiel, bot er der Republik seine Dienste an. Auf Befürwortung des in Dalmatien und Albanien commandirenden Generals Marquis de Villeneuve wurde er zum Hauptmann ernannt und zu verschiedenen schwierigen Expeditionen nach der Levante, nach Corfu und den Dardanellen verwendet. Da er sich bei mehreren Gelegenheiten auszeichnete, wurde ihm die Inspection über die Festungen in Dalmatien und Albanien übertragen, die er nicht nur durch zweckmäßige Umbauten verstärkte, sondern auch in artilleristischer Hinsicht verbesserte. Dadurch gewann er das Wohlwollen des venetianischen Generalissimus Lazaro Mocenigo, der ihn dem Senate zu weiterer Beförderung empfahl. Er [211] wäre gern im Dienste der Republik geblieben, wenn er nicht 1655 einen Brief seines Landesherrn, des Kurfürsten Johann Georg I. erhalten hätte, der ihm Aussichten für eine gute Versorgung in der Heimath eröffnete. Er kehrte deshalb nach Dresden zurück und fand sogleich ein seinen Wünschen und Fähigkeiten entsprechendes Amt, indem er im Januar 1656 zum Nachfolger des soeben verstorbenen Oberlandbaumeisters Wilhelm Dilich und zugleich zum kurfürstlichen Ingenieur und Geographen mit dem Range eines Hauptmannes ernannt wurde. Diese Stellung behielt er auch unter den beiden folgenden Kurfürsten Johann Georg II. und III. Als Architekt folgte er theils den Traditionen seiner Vorgänger Lynar, Buchner, Nosseni und Dilich, theils den Anregungen, die er selbst in Italien gesammelt hatte. Den Bedürfnissen des nach französischem Vorbilde an Pracht zunehmenden Hoflebens entsprechend renovirte er mehrere Räume des Dresdner Residenzschlosses und das in unmittelbarer Nähe des Schlosses gelegene Reithaus, das bereits unter August dem Starken wieder abgebrochen wurde. Ferner erbaute er ein ebenfalls nicht mehr vorhandenes Komödienhaus, sowie wichtige Theile der Festungswerke von Altdresden. Auch in der Provinz besorgte er zahlreiche Um- und Neubauten, so namentlich an den kurfürstlichen Schlössern in Meißen, Torgau, Moritzburg und Stolpen, an den Festungswerken des Königsteins und des Sonnensteins, sowie am Grimmaischen Thore in Leipzig. Zu seiner Unterstützung bei diesen Arbeiten zog er sich zahlreiche Schüler heran, von denen namentlich Johann Friedrich Karcher und Johann Georg Starke, der Erbauer des Palais im Großen Garten bei Dresden, ihrem Meister Ehre machten. Der prachtliebende Kurfürst Johann Georg II. verwendete K. auch vielfach als Arrangeur glänzender Hoffeste. Außerdem ernannte er ihn zum Inspector der im Dresdner Schlosse befindlichen Kunst- und Raritätenkammer. Als solcher reiste er sechs Mal nach Italien, sowie auch nach Frankreich, Holland und England, um im kurfürstlichen Auftrage Gemälde, Bildhauerarbeiten, Bronzen, Alterthümer, Edelsteine, Erzeugnisse des Kunstgewerbes, Kupferstiche und seltene Bücher, sowie Naturmerkwürdigkeiten aller Art zu erwerben, die sich zum Theil noch heute in den Dresdner Museen befinden. 1664 verlieh ihm Kaiser Leopold den erblichen Adel. In demselben Jahre wurde er zum kurfürstlichen Kammerjunker, im folgenden, als er eine ehrenvolle Aufforderung, in den österreichischen Militärdienst zu treten, abgelehnt hatte, zum Oberstlieutenant, 1673 zum Obercommandanten der Festungen Sonnenstein und Stolpen und zum Oberinspector der Festungswerke und Civilgebäude, 1676 zum Obersten über die gesammte sächsische Artillerie, 1685 zum Obercommandanten der Festungen Alt- und Neu-Dresden, endlich 1689 zum Generalwachtmeister ernannt. Doch konnte er dieses letztere Amt nicht lange verwalten, da ihn schmerzhafte Gichtbeschwerden ans Bett fesselten. Am 10. Januar 1691 starb er zu Dresden und wurde in der Sophienkirche begraben. Sein lebensgroßes Bild, in Oel gemalt von dem Hofmaler Heinrich Christian Fehling, hängt im kgl. historischen Museum zu Dresden.

Bernhard Schmidt, Eines geplagten, doch unverzagten Christens … Hoffnung zu Gott, Bey dem … Leich-Begängnüs … Wolf Caspars von Klengel … fürgestellet … Dreßden [1691]. (Mit Bild, nach H. C. Fehling’s Gemälde gestochen von M. Bodenehr.) – Christoph Dietrich Bose, Kurtzgefaste Lob-Rede … des … Hn. Wolff Caspar von Klengel … [Dresden 1691]. – Christian Beuthner, Die Seelige Hoffnung, welche … ergriffen hat … Wolff Caspar von Klengel … Dresden [1691]. – Georg Kayser, Frommer Christen Glaubens- und Hoffnungs-Ancker … An … [212] Wolff Caspar von Klengel … fürgestellet … Dresden [1691]. – Heroa … Wolff Caspar a Klengel … venerabatur … Gothofredus Schmidius … Dresdae 1691. – ô Byrn, Wolf Caspar von Klengel (Mittheilungen des Kgl. sächsischen Alterthumsvereins XXII [1872], S. 29–51).