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Artikel „Dilich, Wilhelm Schäffer, genannt“ von Carl Julius Caesar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 225–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dilich,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 10:52 Uhr UTC)
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Dilich: Wilhelm Schäffer (Schäfer, Scheffer), genannt D., Chronist und angesehener Kriegsschriftsteller, geb. zu Wabern in Hessen als Sohn des dortigen Predigers, wahrscheinlich zwischen 1570 und 1580, † 1655. Seine Studien hat er, wie mit Grund vermuthet wird, am Gymnasium zu Cassel und an der Universität zu Marburg gemacht. Ziemlich jung trat er in die Dienste des Landgrafen Moritz und erscheint bald als dessen Geographus und Historicus, eine Stellung, welche ihn zu Abfassung eines guten Theils seiner verschiedenen Schriften veranlaßt hat. Als sein bekanntestes Werk gilt seine „Hessische Chronik“, [226] deren erste Ausgabe im J. 1605 zu Cassel erschien. Der erste Theil derselben enthält die „Beschreibung und das Verzeichniß der Beschaffenheit des Landes Hessen“, mit Karten und Städteansichten, die sich zum Theil an S. Münster’s Cosmographie anschließen, der zweite handelt von „den Bewohnern des Landes Hessen“ und gibt die eigentliche Geschichte desselben bis 1605, mit Illustrationen und Abbildungen der hessischen Fürsten, die von Originalen entnommen sind. Auf die erste Ausgabe des Werkes sind noch 1606, 1607, 1608 drei weitere gefolgt, die wenigstens scheinbar zum Theil Umarbeitungen der ältesten sind. Der Werth der Chronik wird verschieden beurtheilt, eine bleibende Bedeutung kann ihr freilich nicht zugeschrieben werden. Eine andere Hauptschrift Dilich’s ist sein „Kriegßbuch“, darin „die alte und neue Militia eigentlich beschrieben und allen Kriegßneulingen, Bau- und Büchsenmeistern zu nutz und guter Anleitung in Druck geben und verfertigt“ durch W. D. Cassel 1607 u. 1608. D. hatte sich im Gefolge des ältesten Sohnes des Landgrafen, Otto, längere Zeit in den Niederlanden aufgehalten und dort das Kriegshandwerk praktisch erlernt. So hatte er eine Neigung zu diesen Dingen bekommen, und noch 40 Jahre später hat er eine beträchtliche Erweiterung jener seiner Schrift unternommen, die aber erst nach seinem Tode im Druck erschienen ist.[1] Ein anderes kriegswissenschaftliches Werk Dilich’s ist seine „Peribologia“, ein Lehrbuch vom Festungsbau, das sein Sohn Joh. W. D. im J. 1640 zu Frankfurt a. M. herausgegeben und mit 410 Kupfertafeln vermehrt hat. – Nicht minder schätzbar ist seine „Urbs et Academia Marpurgensis succincte descripta et typis efformata“, die noch vor 1625 vollendet war, aber wenn auch häufig im Manuscript benutzt, erst in neuester Zeit von Professor Caesar (Marburg) 1867 veröffentlicht worden ist. Die Schrift ist namentlich dadurch werthvoll, daß sie eine eingehende Beschreibung der Universität Marburg und Biographien der sämmtlichen Professoren enthält, freilich ist darin manches unausgeführt geblieben, woran zum Theil die ungünstigen Zeitverhältnisse, zum Theil des Verfassers im J. 1625 erfolgter Uebertritt in kurfürstlich sächsische Dienste als „Geographus, Historicus und Architectus“ Sr. Kfl. G. Schuld war. Das Werk bezeugt in Verbindung mit Dilich’s gesammter Thätigkeit seinen gewissenhaften Fleiß und seine große Arbeitskraft. In seiner neuen dienstlichen Stellung hat er eine topographische Beschreibung des kursächsischen und meißnischen Landes in lateinischer Sprache unternommen, deren Handschrift sich zu Dresden findet, wo D. im J. 1655 gestorben ist.

Strieder, Hessisches Gelehrten-Lexikon.
Nach Cäsar.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 226. Z. 18. v. o. hinzuzufügen: Als Hauptquelle für Bremische Geschichte ward lange Dilich’s „Urbis Bremae et praefecturarum, quas habet, typus et chronicon“ benutzt; nach der Vorrede ist dies in Cassel bei Wessel gedruckte Werk im August 1604 beendet. [Bd. 6, S. 795]