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Artikel „Ketel, Cornelis“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 664–665, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ketel,_Cornelis&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 10:06 Uhr UTC)
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Ketel: Cornelis K., Maler von Gouda, wo er am Passionssonntag 1548 geboren wurde. Die Anfangsgründe des Zeichnens erlernte er bei einem Onkel, der auch Maler war: mit 11 Jahren kam er zum Glasmaler Dirick Pieters in die Lehre und ging nach sieben Jahren nach Delft, wo er von dem Maler A. Blocklandt (Montfoort) weiteren Unterricht in der Kunst erhielt. Darauf verließ er die Heimat und ging über Paris nach Fontainebleau, wo sich bereits einige flämische Künstler befanden, um nach den Werken von Rosso und Primaticcio sich auszubilden. Es herrschte ein edler Eifer unter den Kunstjüngern, einer wollte den Andern übertreffen, eine feste Freundschaft hielt Alle zusammen. Dieses thätige Leben dauerte nicht lange, K. mußte religiöser Verhältnisse wegen Frankreich verlassen, worauf er sich sechs Jahre in seiner Vaterstadt Gouda aufhielt und fleißig malte. Kriegsunruhen zwangen ihn zur Unthätigkeit, weßhalb er 1573 nach London ging. Da ihm hohe Bekanntschaften fehlten, so ging es ihm nicht zum besten; der Erlös einiger Bilder, die er noch in Gouda gemalt hatte, fristete ihm kaum das Leben. Er verlegte sich darum auf das Portrait und gewann damit bald Ansehen und gutes Einkommen, da sich seiner Kunst immer höhere Kreise näherten. Im J. 1578 malte er die Königin von England in Lebensgröße und viele andere angesehene Personen des Hofes. Acht Jahre brachte er in London zu, 1581 kehrte er in das Vaterland zurück und siedelte sich in Amsterdam an. Hier beschäftigte ihn der Schützenhauptmann Harman Rodenborg Beths, für den er in drei folgenden Jahren drei große Schützenbilder malte mit den Bildnissen aller Mitglieder der Gilden, dabei er auch sein eigenes anbrachte. Diese Aufträge entzogen ihn anderen Compositionen, [665] weßhalb nur wenige historische Bilder bekannt sind. In England malte er sein einziges Bild mit einer Allegorie, für die er eine ausgesprochene Neigung gehabt zu haben schien, „Die Gewalt wird von der Weisheit überwunden.“ In Amsterdam entstanden zwei allegorische Seitenstücke: Triumph der Tugend über das Laster und das Gegentheil. Auch malte er die Zwölf Apostel, jeder derselben war das Bildniß eines seiner Freunde. Als eines Curiosums sei erwähnt, daß er auch ohne Pinsel, mit dem Finger, zu malen verstand, worüber sich seine Zeitgenossen natürlich sehr wunderten. Zuerst malte er sich selbst mit dem Finger und da ein Narr viele macht, so wollten gleich Andere auf dieselbe Art von ihm gemalt sein. Diese bizarre Idee erzeugte eine andere, die die erstere noch überbot, im J. 1600 versuchte er sogar mit dem Fuße zu malen. So entstand ein „weinender Philosoph“ (der wol über diese Verirrung des Künstlers weinte). Ein Herzog von Nemours kaufte das Bild um schweres Geld, um damit prahlen zu können. Gestochen wurde wenig nach ihm, Saenredam gab ein allegorisches Blatt heraus, ebenso J. Sadeler und C. Boel eine Madonna. Das Sterbejahr ist unbekannt. (Kramm. Immerzeel.)