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Artikel „Kerlen, Gerhard“ von Wilhelm Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 629–630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kerlen,_Gerhard&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:07 Uhr UTC)
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Kerlen: Gerhard K., geb. am 29. Juni 1804 zu Münster in W. und auf dem dortigen Gymnasium vorbereitet, bezog zu Ostern 1823 die Universität Halle, studirte dort Philologie und promovirte 1825. Sein Probejahr hielt er am Gymnasium zu Hamm ab und ging als Magister nach Siegen an die lateinische Schule. Im J. 1835 wurde er nach Mülheim a. d. Ruhr berufen, um eine Bürgerschule zu begründen, die er bis zu ihrer Umwandlung in eine Realschule im J. 1851 mit großer Treue zu voller Zufriedenheit seiner Mitbürger geleitet hat. Im Ruhestande beschäftigte er sich mit heimatlicher Geschichte, insbesondere mit dem Leben und Schriften des berühmten Mülheimer Mystiker und Liederdichters G. Tersteegen. Er verfaßte eine Biographie Tersteegen’s, [630] die viele ganz neue Aufschlüsse aus handschriftlichem Nachlaß von Tersteegen selbst gibt (Mülheim a. d. Ruhr, 2. Aufl. 1853). Von bereits gedruckten Schriften Tersteegen’s besorgte er neue revidirte und mit Einleitung versehene Ausgaben, wie das „Geistliche Blumengärtlein inniger Seelen“ u. a. Eine treffliche Auswahl der Gebete Tersteegen’s erschien in mehreren Auflagen. Eine Schrift Tersteegen’s „Gedanken Gerhard Tersteegen’s über die Werke des Philosophen von Sanssouci“, Mülheim a. d. Ruhr, welche K., Bunsen gewidmet, mit einer Einleitung und Anmerkungen wieder herausgegeben hat, zeugt von Tersteegen’s großem Scharfblick. Als diese Schrift Friedrich dem Großen mitgetheilt wurde, äußerte sich dieser darüber sehr treffend: „Können das die Stillen im Lande!“ Am 5. August 1871 starb K. auf einer Reise ins bergische Land.

Vgl. das Mülheimer Schulprogramm von 1853.