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Artikel „Kerle, Jakob van“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 629, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kerle,_Jakob_van&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:57 Uhr UTC)
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Kerle: Jakob van K., ein niederländischer Componist des 16. Jahrhunderts, zu Ypern geboren, wie er selbst auf den Titeln seiner zahlreichen Musikdrucke schreibt. Er war Canonicus in Cambrai und später Kapellmeister Kaiser Rudolphs II., wie aus der Unterschrift seiner im Codex Ms. 84 der päpstlichen Kapelle eingetragenen Messe über die Scala hervorgeht. Er scheint in seiner Jugend Italien besucht und etwa zehn Jahre daselbst gelebt zu haben, da seine ersten Drucke von 1562–71 in Venedig erschienen sind. Proske ist es gelungen, in das Leben dieses Mannes einige Klarheit zu bringen, indem er in seiner Musica divina, Bd. II. p. XXXVII. schreibt: „Es wird allgemein angenommen, K. sei muthmaßlich vor dem Abschlusse der Trienter Kirchenversammlung im Gefolge eines hohen Prälaten auf dem Concil gewesen und habe daselbst seine Musik zu den Gebeten für einen glücklichen Ausgang dieses Concils componirt“. Bisher war nur die im J. 1569 erschienene Ausgabe derselben bekannt, erst Proske fand die erste Ausgabe von 1562 („Preces speciales pro salubri Concilii successu“ etc.) und ist dieselbe von Rom aus datirt. In der Dedication wird gesagt, daß der Verfasser auf ausdrücklichen Befehl seines Herrn, des Kardinalfürstbischofs von Augsburg diese Compositionen vollendet habe und sonach berichtigt sich die Angabe, K. sei im Gefolge eines hohen Prälaten in Trient gewesen, dahin: „daß er in Diensten des großen Otto von Truchseß gestanden und während eines mehrjährigen Aufenthaltes dieses Kardinals in Rom ebendaselbst geblieben sei“. Diese authentischen Momente berechtigen zu der Annahme, daß die dienstliche Stellung Kerle’s bei dem Kardinalfürstbischof von Augsburg spätestens mit dem J. 1562 begonnen habe. Dieselbe muß jedenfalls von längerer Dauer gewesen sein, denn wir ersehen aus Dedicationen späterer Werke, daß er noch im J. 1575 in Augsburg verweilte. Zu welcher Zeit er in die Dienste Kaiser Rudolphs II. gekommen, ist nirgends mit Bestimmtheit angegeben, ebenso ist er in dem kaiserl. Hofmusikkapellenregister in Wien nicht verzeichnet. Sein spätestes Druckwerk fällt in das J. 1583. Seine Compositionen sind uns auf den öffentlichen Bibliotheken zahlreich erhalten und zeichnen sich durch eine edle stilvolle Haltung aus. Ambros sagt von seiner Messe über das auf- und absteigende Hexachord, sie könnte nicht sinnreicher sein, wenn sie von dem großen Josquin herrührte, an dessen Weise sie sehr erinnert. Die Missa De Beata Virg. steht ganz würdig neben den verwandten Arbeiten der anderen Meister da, und das Requiem ist von großartigem Ernst. Großartiges, Kraftvolles und Ernstes, wiederum mit einem Anklange an die Weise der älteren Meister der niederländischen Schule, enthalten Kerle’s Motetten. Von letzteren veröffentlicht zwei vierstimmige Proske im zweiten Band seiner Musica divina, Nr. 29 und 30, die unter das beste gehören, was die damalige Zeit leistete.