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Artikel „Kennedy, Ildefons“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 602–603, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kennedy,_Ildephons&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:06 Uhr UTC)
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Kennedy: Ildefons K., gelehrter Benedictiner, geb. am 20. Juli 1722 in der schottischen Provinz Perth, kam schon im 13. Lebensjahre in das Schottenkloster zu Regensburg, legte hier 1741 die Profeß ab und wurde 1747 mit der Leitung des Seminars betraut. Mit leidenschaftlichem Eifer widmete er alle Mußestunden dem Studium der Physik und Mechanik und galt bald in Süddeutschland als Autorität in diesen Disciplinen. Als Lori und Linbrunn 1758 mit dem Gedanken umgingen, in München eine Akademie der Wissenschaften zu stiften, wurde K., noch ehe das Institut wirklich ins Leben trat, als einer der ersten zum Mitglied gewählt. In einen bedeutsamen Wirkungskreis berief ihn 1761 seine Ernennung zum Secretär der Akademie; er siedelte nach München über und war hier bis an sein Lebensende der treueste Genosse jener hochverdienten Männer, welche mit Ueberwindung unsäglicher Schwierigkeiten deutsche Wissenschaft und Litteratur in dem noch ganz und gar im Mittelalter steckenden Baiern einbürgerten. Es galt als waghalsiges Beginnen, daß er, der Schotte, in seinen physikalischen Unterrichtsstunden nicht des herkömmlichen Latein, sondern der deutschen Sprache sich bediente; sein Vortrag war jedoch so faßlich und fesselnd, daß sich bald Angehörige aller Stände zu seinen Vorlesungen drängten. 1763 wurden seine „Hauptsätze und Erklärungen jener physikalischen Versuche, welche auf dem akademischen Saale in München öffentlich angestellt wurden“, im Druck veröffentlicht. Zahlreiche naturwissenschaftliche Aufsätze aus Kennedy’s Feder erschienen in der von Heinrich Braun herausgegebenen Zeitschrift „Der Patriot in Baiern“. Noch höher als der wissenschaftliche Werth dieser Leistungen sind der Freimuth und die Gesinnungstüchtigkeit zu schätzen, womit K., selbst ein frommer Ordenspriester von unangreifbarer Unbescholtenheit, in den Kämpfen, welche das aufblühende akademische Institut mit dem Obscurantismus auszufechten hatte, der Fahne der Aufklärung treu blieb. Auf specielle Anregung des Kurfürsten Max Josefs III. übertrug er mehrere gemeinnützige Werke aus dem Englischen ins Deutsche, z. B. W. Baily’s „Theoretisch-praktisches Werk, die Künste, die Manufacturen und die Handelschaft betreffend.“ 1769 wurde er Mitglied des Censurcollegiums, das, wie des toleranten Kurfürsten Mandat erklärte, „keineswegs [603] zur Unterdrückung der Denk- und Preßfreiheit, sondern vielmehr zum Schutze und zur Sicherheit derselben“ aufgestellt wurde. Auch der Nachfolger Max Josefs, Karl Theodor, schätzte das schneidige, offene Wesen des Gelehrten; zweimal rettete Kennedy’s Fürsprache die Akademie, die durch die Denunciation der P. Frank und Lippert in ihrer Existenz bedroht war. In späteren Lebensjahren wandte er sich freilich mit der ihm eigenthümlichen Heftigkeit – Westenrieder vergleicht ihn deßhalb mit dem Barbier in Paris, dessen Yorik in seiner empfindsamen Reise erwähnt – nicht nur gegen engherzige und zelotische Feinde der Wissenschaft, sondern auch gegen die „Einfälle von Kant, Fichte und Schelling“, welche „die gesunde Anschauungs- und Beurtheilungskraft unzähliger Leute verrücken und sie mit einem, dem ächten, freien Forschgeist höchst schädlichen Dünkel von sich selbst erfüllen würden.“ K. starb am 9. April 1804 zu München.

L. Westenrieder, Denkrede auf Ildephons Kennedy (1804). – Westenrieder, Geschichte der Akademie der Wissenschaften (1784).