ADB:Kaupert, Gustav
Ruhl und Henschel, kam K. 1844 in das Atelier Schwanthaler’s, der ihn vorübergehend als Gehülfen beschäftigte. Ein Relief für das Mozart-Denkmal Schwanthaler’s führte K. damals nach dem Entwurf des Meisters aus. Bald darauf war es ihm vergönnt, mit einem Preise der Kasseler Akademie die Reise nach Italien anzutreten, nicht ohne auf dem Wege dorthin nochmals für einige Zeit in Schwanthaler’s Atelier auf dessen Wunsch verweilt zu haben. 1845 traf K. in Rom ein, wo er alsbald mit einigen Compositionen, darunter eine Gruppe „Faun und Bacchantin“, Glück machte. Durch die lähmende Wirkung, welche die Revolution des Jahres 1848 in Rom auf den Fremdenverkehr und damit auf den Kunstmarkt ausübte, sah sich K. mit zahlreichen Genossen einer unentbehrlichen Einnahmequelle beraubt und in bittre Noth versetzt, aus der ihn nur ein besonderer Glücksfall rettete. In einer Concurrenz, welche die Accademia di San Luca ausschrieb, wurde die von K. eingesandte Gruppe: „Scene aus dem bethlehemitischen Kindermord“ mit dem Preise ausgezeichnet und dadurch gleichzeitig die Aufmerksamkeit des in Rom lebenden mit Aufträgen aus seiner Heimath reichlich versehenen amerikanischen Bildhauers Crawford auf ihn gelenkt. Dieser engagirte K. als Mitarbeiter für ein in Washington zu errichtendes Nationaldenkmal, das den Begründer der Unabhängigkeit Nordamerikas, umgeben von anderen Führern der Union, zeigt. Die Figuren dieser letzten sind sämmtlich von K. ausgeführt worden, der außerdem eine 25 Fuß hohe Colossalstatue der Amerika für das Capitol in Washington und ein Giebelfeld für den Bundespalast daselbst schuf. Nebenbei knüpften sich Beziehungen zu seiner deutschen Heimath an. Eine Frankfurter Dame, Frau Grunelius geb. Fecht, bestellte eine Marmorgruppe „Mutterliebe“, die inzwischen Eigenthum des Städel’schen Instituts geworden ist. Dieselbe Sammlung bewahrt als ein weiteres Vermächtniß aus Frankfurter Privatbesitz die Freifigur eines Blumen tragenden Kindes von Kaupert’s Hand, von dessen Thätigkeit dort außerdem verschiedene Gipsabgüsse nach Skizzen und Modellen Zeugniß ablegen. Ein an dem Studium antiker Werke geschulter Blick für Einfalt und Größe der statuarischen Wirkung, verbunden mit einem feinen und lebendigen Natursinn, kennzeichnet Kaupert’s Werke und insbesondere seine vortrefflich behandelten Marmorarbeiten.
Kaupert: Jakob Gustav K., Bildhauer, in späteren Jahren Professor der Bildhauerkunst am Städel’schen Kunstinstitut in Frankfurt a. M. Geboren in Kassel am 4. April 1819, † ebenda am 5. December 1897. Vorgebildet in Kassel durch den Unterricht der BildhauerIm J. 1867 wurde K. als Nachfolger von Joh. Nepomuk Zwerger mit der Professur für Bildhauerkunst an der Kunstschule des Städel’schen Instituts [89] betraut und blieb in dieser Stellung thätig bis 1892, in welchem Jahre er in den Ruhestand trat. In dieser späteren Zeit seines Wirkens entstanden neben verschiedenen Grabmonumenten für Kassel, Frankfurt und für amerikanische Besteller, an öffentlichen Denkmälern in Frankfurt die Büsten Börne’s und Lessing’s. Ferner gelangten Werke des Künstlers in Privatbesitz in Frankfurt, Homburg (Villa Meister) und Leipzig. Auch war K. betheiligt an der plastischen Ausschmückung von einigen der wichtigsten Frankfurter Monumentalbauten neuerer Zeit, der Börse, des Opernhauses und des Städel’schen Galleriegebäudes. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte die Marmorstatue Kaiser Wilhelm’s I. für den Römersaal.
- Berichte über das Städel’sche Kunstinstitut, durch die Administration veröffentlicht 1867, 1879, 1893. – Kaulen, Freud’ und Leid’ im Leben deutscher Künstler, 1878. – Frankfurter Zeitung 1897, Nr. 338. – Die Kunst für Alle, XII. Jahrgang (1898), S. 127.