ADB:Kaunitz, Dominik Andreas Graf

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kaunitz, Dominik Andreas Graf von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 485–486, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kaunitz,_Dominik_Andreas_Graf&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 19:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kaulich, Wilhelm
Band 15 (1882), S. 485–486 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Dominik Andreas I. von Kaunitz in der Wikipedia
Dominik Andreas I. von Kaunitz in Wikidata
GND-Nummer 124899242
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|485|486|Kaunitz, Dominik Andreas Graf von|Anton Victor Felgel|ADB:Kaunitz, Dominik Andreas Graf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124899242}}    

Kaunitz: Dominik Andreas Graf von K., ein Enkel Ulrichs, des ersten Freiherrn von Kaunitz (1569–1617), wurde als der einzige Sohn des im J. 1642 in den böhmischen Grafenstand erhobenen Leopold Wilhelm v. K. (geb. am 16. Januar 1614), des Stifters der jüngeren mährischen, später fürstlichen, jetzt ausgestorbenen Linie – aus dessen zweiter Ehe mit Maria Eleonora Gräfin von Dietrichstein im J. 1655, dem Todesjahre seines Vaters – geboren. Er war bereits kaiserlicher Rath, Kämmerer und Landrechtsbeisitzer in Mähren, als ihn Kaiser Leopold I. am 25. Novbr. 1682 in den Reichsgrafenstand erhob. In demselben Jahre betrat er seine diplomatische Laufbahn als kaiserlicher Gesandter am kurbaierischen Hofe. Er eröffnete dem Kurfürsten die Absicht des Kaisers zu persönlicher Berathung mit den Kurfürsten den Reichstag in Regensburg zu besuchen und erlangte die Zusage des baierischen Kurfürsten sich bei dieser Zusammenkunft einzufinden. Er benachrichtigte denselben von dem Abschlusse eines Defensivbündnisses zwischen dem Kaiser und dem Könige von Schweden und bewog ihn zur Truppenstellung gegen die Türken. Im Juli 1683 kam die betreffende Convention zu Stande. Gegen das Ende des Jahres 1686 wurde K. mit einer Mission nach Brüssel, in den Haag und nach London betraut. Er sollte sich mit dem Gouverneur der spanischen Niederlande in das Einvernehmen setzen, über die zu Cleve zwischen Kurbrandenburg und dem Prinzen von Oranien getroffenen Verabredungen und über die wahren Gesinnungen des Prinzen sich informiren, am englischen Hofe aber im engsten Anschlusse an den spanischen Gesandten freundliche Beziehungen zu dem Kaiserhofe anzubahnen und zu erhalten suchen. Er hatte namentlich die Aufgabe, den König Jakob II. aufzuklären über die eigentlichen Pläne und Absichten des Königs Ludwig XIV., welche dahin zielten, Belgien an sich zu reißen, das römische Reich zu zerstückeln und sollte dem Könige Jakob II. eventuell ein Bündniß anbieten zu gemeinsamem Schutze des Friedens, zu gemeinsamer Vertheidigung gegen weitere verheerende und zerstörende Unternehmungen der französischen Krone. – Im folgenden Jahre finden wir K., dessen treue Dienste der Kaiser durch Verleihung der Würde eines geheimen Rathes und des Ordens vom goldenen Vließe anerkannt hatte, als kaiserlichen Gesandten an den kurfürstlichen [486] Höfen von Baiern und der Pfalz, von Mainz, Trier und Köln. Er sollte Ceremonialanstände beilegen, die sich beim Kurfürstencollegium in Regensburg erhoben hatten, suchte die Kurfürsten zu gemeinsamem Vorgehen zu bewegen, um die weitere Ausführung und Vollendung der von Frankreich geplanten Grenzbefestigungen zu verhindern, bemühte sich Mannschaften zur Ausfüllung der während der letzten Feldzüge in die Reihen der kaiserlichen Infanterie gerissenen Lücken zu erhalten, und trachtete die Wahl des ganz von Frankreich abhängigen Kardinals von Fürstenberg, des Bischofs von Straßburg zum Coadjutor von Köln zu vereiteln. Nach dem am 3. Juni 1688 erfolgten Tode des Kurfürsten Max Heinrich eilte K. als kaiserlicher Wahlbotschafter abermals nach Köln. Mit vieler Klugheit und Entschlossenheit wußte er die Wahl des vom Könige Ludwig XIV. unterstützten Kardinals von Fürstenberg zu vereiteln und die Wahl des vom Kaiser candidirten Prinzen Josef Clemens, des Bruders des baierischen Kurfürsten zum Erzbischofe in Köln (20. Septbr. 1688) zu fördern. Im J. 1689 wohnte er der Passauer Bischofswahl als kaiserlicher Commissär bei und im folgenden Jahre wurde er nach Mainz und Trier gesandt, um die Wahl des Hoch- und Deutschmeisters zum Coadjutor des kranken Kurfürsten von Mainz zu betreiben. Wiederholt finden wir ihn auch in den folgenden Jahren – namentlich 1694 und 1695 als kaiserlichen Gesandten in Köln, in Brüssel und im Haag. Als kaiserlicher Bevollmächtigter nimmt er an dem Congresse der Alliirten im Haag, als erster Bevollmächtigter des Kaisers an den Verhandlungen des Ryswicker Friedens regen Antheil. Seit dem J. 1698 leitete er als kaiserlicher Reichsvicekanzler und geheimer Conferenzminister die Staatsgeschäfte des deutschen Reiches. Mit aller Hingebung widmete sich K. den Pflichten dieses hohen und wichtigen Amtes, dem er vermöge seiner außerordentlichen Begabung vollkommen gewachsen erschien. Leider wurden seiner Thatkraft, seinem lebhaften Pflichteifer vielfach Schranken gesetzt durch seine Kränklichkeit. Er starb zu Wien am 11. Januar 1705. Seine am 25. Novbr. 1675 geschlossene Ehe mit Maria Eleonora (gest. am 2. Decbr. 1706), einer Tochter des Oberstburggrafen von Böhmen, Adolf Wratislaw Grafen von Sternberg, entstammten vier Söhne und vier Töchter. Der älteste Sohn Franz Karl wurde geboren am 2. Nov. 1676 und starb am 25. Septbr. 1717 als Bischof von Laibach. Der dritte Sohn Max Ulrich (1679–1746) ward der Vater des berühmten Staatskanzlers der Kaiserin Maria Theresia.

Nach Acten des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. Vgl. D’Elvert (Christian), Die Kaunitze (im Taschenbuche für die Geschichte Schlesiens und Mährens, hrsg. von G. Wolny. 2. Jahrg. 1827). – Arneth (Alfred Ritter von), Prinz Eugen von Savoyen, Bd. I (Wien 1858). – Wurzbach, Biogr. Lexikon, Theil 11. (Wien 1864).