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Artikel „Kühner, Raphael“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 353–354, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%BChner,_Raphael&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:02 Uhr UTC)
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Kühner: Raphael K., ein tüchtiger Philolog und Schulmann der neueren Zeit, geb. den 22. März 1822 in Gotha, † den 16. April 1878 in Hannover. Er besuchte zuerst das Gymnasium seiner Vaterstadt, das damals an Döring einen trefflichen Rector, aber auch an Rost und Wüstemann bewährte Lehrer hatte. Dann ging er zur Universität Göttingen über, wo seiner namentlich Dissen in sehr förderlicher Weise sich annahm (s. Vorrede zur Ausgabe der Tusculanen, die dem geliebten Lehrer dedicirt ist). Nachdem er dort vier Jahre lang eingehenden Studien sich hingegeben hatte, übernahm er ein Lehramt am Lyceum in Hannover, das damals der Erklärer der Keilschriften Geo. Friedrich Grotefend leitete. Er erwarb sich in dieser Stellung besonders als genauer [354] Grammatiker entschiedene Verdienste, wie dies auch sein oberster Vorgesetzter Kohlrausch (Erinnerungen 271) anerkannt hat. Als Schriftsteller hat er sich zuerst besondere Verdienste um die Werke Cicero’s erworben. Schon 1825 war von ihm die Schrift „M. Tulli Ciceronis in philosophiam eiusque partes merita“ (Hamburg) erschienen; es folgte die Ausgabe der Tusculanen mit reichhaltigen lateinischen Anmerkungen, Jena 1829, wiederholt aufgelegt; Uebersetzungen der Bücher von den Pflichten und der Tusculanen, der BB. vom Redner u. A. Eine besonders lebhafte Anerkennung fand daneben seine „Elementargrammatik der lateinischen Sprache für die unteren Gymnasialklassen“, welche, 1841 zuerst herausgekommen, 1881 die 42. Ausgabe erlebte. Aber die umfassendsten Studien wandte er fort und fort der griechischen Sprache zu, und seine griechische Grammatik fand die bereitwilligste Aufnahme bei den Fachmännern, die seine ungewöhnliche Belesenheit wie seine gewissenhafte Beachtung des von Andern auf diesem Gebiete Geleisteten zu schätzen wußten. Auch eine „Kurzgefaßte Schulgrammatik der griechischen Sprache“ hat sich Anerkennung erworben und ist 1881 in sechster Auflage erschienen, in welchem Jahre auch Xenophon’s Memorabilien für den Schulgebrauch mit sorgfältigem Commentar in zweiter Auflage herauskamen. In seinen letzten Jahren schien er dann wieder alle Kraft und Theilnahme der lateinischen Sprache zu widmen, und welche Kenntnisse er auch auf diesem Felde erworben hatte, das bewies der 1877 erschienene erste Theil einer ausführlichen lateinischen Grammatik, die von bewährten Schulmännern als sehr brauchbar für die oberen Klassen der Gymnasien bezeichnet worden ist, auch deshalb, weil K. die Syntax nach der Satzlehre ordnen zu müssen glaubte. Er hatte bereits sein Schulamt niedergelegt und schien der Vollendung dieser Arbeit mit aller ihm gebliebenen Kraft zuzustreben, als der Tod ihn abrief.

Unsere Zeit, N. F. XIV, 2, 470 ff.