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Artikel „Köhler, Christian“ von Moritz Blanckarts in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 438–439, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6hler,_Christian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:05 Uhr UTC)
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Köhler: Christian K., Historienmaler, geb. am 13. October 1809 zu Werben in der Altmark, † am 30. Januar 1861 in Montpellier, wohin er sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit begeben hatte. Schon in Berlin mit Wilhelm v. Schadow bekannt geworden, folgte er demselben 1826 nach Düsseldorf und bildete sich hier zu einem der hervorragendsten Künstler der Schadow’schen Schule aus. 1855 wurde er zum Professor und Lehrer des Antikensaals und der Malklasse an der Düsseldorfer Akademie ernannt. Er vertrat eine ganz eigenartige Richtung in der Kunst, indem er in seinen großartig gedachten und fein empfundenen Compositionen das Hauptgewicht auf die Darstellung der Frauen legte und den Männern, wenn er sie überhaupt anbringt, nur eine untergeordnete Rolle zuwies. So hat er in einer stattlichen Reihe meist großer Bilder bedeutsame Frauengestalten der Bibel, der Geschichte und der Poesie gemalt, die sich durch Auffassung, Ausdruck und Bewegung ebenso sehr auszeichnen, wie durch die künstlerische Behandlung. Die Vorzüge aber, die K. in diesen Werken offenbarte, eigneten ihn auch ganz besonders zum Porträtmaler des weiblichen Geschlechts, unter denen er einen hohen Rang einnimmt. Doch hat er auch treffliche männliche Bildnisse gemalt, wie des Componisten Ferdinand Hiller u. A. Von seinen Gemälden sind namhaft zu machen: „Rebecca am Brunnen“ (1833); „Mirjam’s Lobgesang“ (1837, gestochen von Steifensand); „Die Poesie“ (1838, gestochen von Felsing); „Semiramis“ (halbe Figuren in Lebensgröße, 1843, im Besitz des Königs von Hannover, lithographirt von J. Giere); „Hagar und Ismael“ (1844, in der städtischen Gemäldegalerie in Düsseldorf); „Die Auffindung Mosis“ (mehrmals gemalt, lithographirt von Jentzen und von Wildt); „Die Aussetzung [439] Mosis“ (gestochen von Felsing); die großartige allegorische Darstellung der Germania, bei deren Erwachen die Gerechtigkeit die scheußlichen Gestalten der Knechtschaft und der Zwietracht in den Abgrund stürzt und der Genius der Freiheit das Banner der Einheit erhebt (1849), ein Bild mit überlebensgroßen Figuren, das leider in Deutschland keine Stätte fand und nach Amerika verkauft wurde; die veränderte und bedeutend vergrößerte Wiederholung der „Semiramis“ (1851, in überlebensgroßen ganzen Figuren, in der preußischen Nationalgalerie); „Julie auf dem Balkon“ nach Shakespeare’s Tragödie; eine äußerst poetisch aufgefaßte Mignon (gestochen von Massau); ein „Gretchen am Spinnrad“ u. A., denen sämmtlich neben ihren coloristischen Reizen ein Hauch dichterischer Verklärung zu nachhaltigem Eindruck verhilft.

Wiegmann, Die königl. Kunstakademie zu Düsseldorf (Düsseldorf 1856). Wolfgang Müller v. Königswinter, Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren (Leipzig 1854).