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Artikel „Junghans, Wilhelm“ von Georg Waitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 711–712, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Junghans,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 03:17 Uhr UTC)
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Junghans: Karl August Wilhelm J., Professor der Geschichte an der Universität Kiel, geb. am 3. Mai 1834 zu Lüneburg, † am 27. Januar 1865. Vorgebildet auf dem Gymnasium zu Lüneburg, wo sein Vater als Rector wirkte, studirte er seit Ostern 1853 in Bonn besonders unter Ritschl’s Leitung Philologie, seit Michaelis 1854 in Göttingen Geschichte. Hier verfaßte er die Schrift: „Die Geschichte der fränkischen Könige Childerich und Chlodovech kritisch untersucht“, die zunächst für die Promotion (Herbst 1856) bestimmt, im folgenden Jahre vollständig gedruckt ward und die seinem Namen einen ehrenvollen Platz unter den Forschern älterer deutscher Geschichte gesichert, auch anderswo verdiente Anerkennung gefunden hat (im J. 1879 veröffentlichte G. Monod eine französische Uebersetzung und empfahl die Schrift als Muster kritischer Behandlung). Nach Abgang von der Universität trat er in ein näheres Verhältniß zu Lappenberg in Hamburg und unterstützte ihn bei seinen Ausgaben der Quellen norddeutscher Geschichte, um sich dann seit 1860 ganz der von diesem bei der historischen Commission in München angeregten Ausgabe der Hansischen Recesse und Urkunden zu widmen: er arbeitete längere Zeit in London und Kopenhagen, besuchte später die wichtigsten norddeutschen, westfälischen, rheinischen und holländischen Archive, worüber ausführliche Berichte in den Nachrichten von der historischen Commission 1860–1863 veröffentlicht sind, auch eine Reise nach Schonen zum Besuch der Stätten, wo einst die hansischen Vitten lagen, geschildert wird. Der letzte Theil dieser Arbeiten fällt schon in die Zeit, da J. 1862 als Nachfolger von K. W. Nitzsch als Professor nach Kiel berufen war. Wenn seine Vorlesungen sich hier über ein weiteres Gebiet der Geschichte verbreiteten, so wandte er seine Thätigkeit besonders auch der schleswig-holsteinschen Landesgeschichte zu, wozu seine Stellung als Secretär der Gesellschaft für vaterländische Geschichte noch besondere Aufforderung gab: eine Denkschrift über die Archive des Landes 1864 zeigt eine umfassende Kenntniß der Verhältnisse und begründet Forderungen, die leider auch jetzt nur mangelhaft befriedigt sind. Aber da J. eben anfing sich in seiner amtlichen Wirksamkeit zu befestigen, an die Veröffentlichung der hansischen Sammlungen Hand legen wollte, sich einer glücklichen Häuslichkeit erfreute, ward er durch einen jähen Tod früh dahingerafft. - Seine Arbeiten sind in würdiger Weise von anderen weiter geführt; Lehrer und ältere Freunde bewahren ihm [712] das Andenken eines durch den Ernst seines Strebens, die Lauterkeit seines Wesens, die treue Anhänglichkeit ihnen werth und lieb gewordenen Genossen; Collegen im Amt, die ihm näher standen, haben die Gewissenhaftigkeit und die Gesinnungstreue, die zu bewähren in jenen Jahren an seiner Stelle wol Gelegenheit war, dazu die freie Liebenswürdigkeit seiner feinen Natur, die Tiefe seines kindlichen Gemüths gerühmt.

W(einhold) und R(ibbeck) in der Kieler Universitätschronik, 1865. – Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. VIII S. 291–296.