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Artikel „Julius Friedrich, Herzog von Würtemberg-Weiltingen“ von Paul Friedrich von Stälin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 684–685, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Julius_Friedrich&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:17 Uhr UTC)
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Julius Friedrich, Herzog von Würtemberg-Weiltingen, geb. zu Mömpelgard am 3. Juni 1588, † zu Straßburg am 25. April 1635, dritter Sohn des Herzogs Friedrich I. von Würtemberg (vgl. Bd. VIII, S. 45 ff.) und jüngerer Bruder des Herzogs Johann Friedrich (vgl. oben S. 441). Ein durch körperliche Schönheit, wie manche Geistesgaben ausgezeichneter Fürst, unternahm er in jüngeren Jahren weite Reisen, welche ihn in den höchsten Norden, bis Lappland, brachten, betheiligte sich auch an manchen kriegerischen Unternehmungen, wie er als Oberster der Union den Feldzug im Elsaß mitmachte (1610), im Jülichschen Erbfolgekrieg mitkämpfte, im J. 1613 den Johannitern Ephesus erstürmen half. Durch den fürstbrüderlichen Vergleich vom 28. Mai 1617 erhielt er die Herrschaften Brenz und Weiltingen mit einer jährlichen Apanage von 15000 Gulden zugewiesen und nahm nun seinen Sitz zu Weiltingen. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig Friedrich (26. Januar 1631) übernahm er die Vormundschaft und zugleich die Landesregierung für den Sohn und Nachfolger des ältesten Bruders Johann Friedrich, den jungen Herzog [685] Eberhard III. (vgl. Bd. V, S. 559 ff.), und zwar in einer für Würtemberg höchst mißlichen Periode des 30jährigen Krieges, als die siegreiche kaiserlich-katholische Partei in Folge von Kaiser Ferdinands II. Restitutionsedict vom 6. März 1629 die von den früheren Herzögen eingezogenen Klöster wieder in katholische Hände gebracht hatte. Er betheiligte sich alsbald an dem freilich schwachen Bunde der protestantischen Reichsstände, dem sogen. Leipziger Convent, wurde von den protestantischen Ständen Schwabens zum Director gewählt und betrieb die kriegerischen Rüstungen mit großem Eifer. Allein als ein neues kaiserliches Heer unter dem Grafen Egon von Fürstenberg ins Land einbrach, scheute er sich, mit seiner weniger zahlreichen Mannschaft den Kampf aufzunehmen und entsagte in dem Vertrage von Tübingen am 1./11. Juli 1631 dem Leipziger Bunde unter Entlassung seiner Truppen und Aufnahme der kaiserlichen in Quartier und Verpflegung (der sogen. Kirschenkrieg). Indeß bewog ihn der siegreich vordringende König Gustav Adolf von Schweden nach einigem Zögern zum Anschluß an seine Partei, der Herzog warb eifrigst Truppen für ihn, rückte selbst ins Rheinthal vor, wo er am 2. September 1632 mit dem General Horn Offenburg einnahm, und ließ in der oberen Neckargegend mit Glück operiren, z. B. die Reichsstadt Rottweil besetzen. Auch wußte er die Gewogenheit des schwedischen Königs für eigene Zwecke sich zu Nutze zu machen, indem er sich am 28. October d. J. von demselben alle in den Grenzen Würtembergs liegende Klöster und geistliche Güter, welche früher nicht unter württembergischer Botmäßigkeit gestanden, während seiner vormundschaftlichen Verwaltung jedoch occupirt worden, sowie die Grafschaften Sigmaringen und Bar, auch die Herrschaft Hohenberg schenken ließ, eine Schenkung, deren erster Theil namentlich im Lande übel aufgenommen wurde, so daß der schwedische Kanzler Oxenstierna später, den 29. April 1633, an dessen Stelle die Grafschaft Haigerloch, Landgrafschaft Nellenburg und das Amt Oberndorf setzte. Ueberhaupt aber wünschte nicht nur die Wittwe Herzog Johann Friedrichs ihren Sohn jetzt selbständig regieren zu sehen, sondern auch die geheimen Räthe und die Landstände waren mit der Amtsführung des Obervormünders unzufrieden, da die kriegerischen Unternehmungen auf Kosten des Landes geschähen und nur zu seinem Vortheil dienen sollten, er selbst lieber jage, als die Staatsgeschäfte besorge. So kam es zu längerem heftigem Streite, infolge dessen der Herzog zuletzt im März 1633 seine Stelle niederlegte. Nach der für Würtemberg so unheilvollen Nördlinger Schlacht vom 27. August–6. September 1634 floh er mit dem nunmehr regierenden Herzog Eberhard und dem ganzen herzoglichen Hause nach Straßburg, wo er schon im folgenden Jahre verstarb. Aus seiner Ehe mit Anna Sabina von Holstein-Sonderburg hatte er 9 Kinder, welchen er meist mehr oder weniger auffallende Namen gab, z. B. Roderich, Sylvius Nimrod, Manfred, Julius Peregrinatius, Sueno Martialis Edenulph etc. Während der erste seiner Söhne unvermählt starb, ging vom dritten die Weiltinger Unterlinie des herzoglichen Hauses aus, welche im J. 1705 erlosch und dadurch Brenz und Weiltingen der Hauptlinie des Hauses zurückfallen ließ; vom zweiten Sohne zweigte sich infolge von dessen Vermählung mit einer Oelser Erbtochter eine wiederum mehrfach getheilte schlesische Unterlinie ab, welche jedoch kein württembergisches Besitzthum erhielt und bei ihrem Erlöschen im J. 1792 das Fürstenthum Oels als Weiberlehen an Braunschweig-Wolfenbüttel brachte.

Vgl. Ch. Fr. Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtemberg unter der Regierung der Herzogen, Thl. VII. – Karl Pfaff, Geschichte des Fürstenhauses und Landes Wirtemberg, Thl. III. Abth. 1, S. 415 ff. – Derselbe, Württembergisches Heldenbuch, 1840, S. 14, 15.