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Artikel „Johannsen, Johann Christian Gottberg“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 484–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johannsen,_Christian&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:23 Uhr UTC)
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Johannsen: Johann Christian Gottberg J., berühmter Prediger seiner Zeit. Er war der Sohn eines Lehrers, geboren in Nortorf, Provinz Schleswig-Holstein, am 20. Juni 1793, studirte Theologie und promovirte zum Dr. phil. in Kiel 1817. Diss.: Veteris Massiliae res et instituta ex fontibus adumbrata. 1818 ward er Diakonus an der Stadtkirche und Prediger an der Strafanstalt in Glückstadt, auch Mitglied des Examinationscollegiums für Theologen. Er gehörte der damals herrschenden rationalistischen Richtung in der Theologie an, besaß aber eine ausgezeichnete rhetorische Begabung und wußte die Zuhörer an sich zu ziehen. Als Candidat schon betheiligte er sich an dem damaligen Harmsischen Thesenstreit als Gegner. Es erschien von ihm eine in Kiel gehaltene Predigt: „Von der Wichtigkeit des Gebrauchs der Vernunft in der Religion“, 1817; Reformationspredigt wider die Finsterniß, 1818, und „Versuch einer gründlichen Widerlegung und Berichtigung der von dem Archidiakonus Kl. Harms zu Kiel herausgegebenen Streitsätze“, 1818. 1820 bis 1823 erschien seine erste Predigtsammlung unter dem Titel: „Aufschwung zum Ewigen, in einer Reihe evangelischer Vorträge für die häusliche Andacht“, 2 Bde. Dann beschäftigte ihn vorzüglich die Abfassung eines Lehrbuchs der Religion für die Schulen und 1823 erschien sein ausführliches Werk: „Ueber die Grundsätze der Abfassung eines populären allgemein brauchbaren Lehrbuchs der christlichen Religion für die protestantische Jugend“, 526 S. Diese Schrift ist A. H. Niemeyer und G. Dinter dedicirt. In der Vorrede spricht sich der Verfasser über seinen Standpunkt aus: „Meine Grundsätze sind keine anderen als [485] die des Protestantismus und ich beharre dabei, unsere Kirche darf nicht aufhören eine protestantische zu heißen. Man hat zwar hier und da in unseren Tagen gewünscht und vorgeschlagen, jenen Namen aufzugeben und statt dessen sich lieber evangelisch zu nennen, weil durch das ewige Protestiren das Christenthum selber hinausprotestirt werde. Allein eben damit wir evangelisch bleiben, dürfen wir nicht aufhören zu protestiren. – Biblisches Christenthum ist allein das wahre Christenthum und an dieses eben hält sich unabweichlich der Protestantismus, indem er alleinige Autorität und freie Forschung der Schrift als seine beiden Grundpfeiler aufstellt. Wol hat man verschiedentlich versucht die freie Forschung in der Schrift zu binden durch Berufung auf die symbolischen Bücher als eine stereotype Auslegung.“ Er beruft sich dagegen auf die Aussage der Concordienformel selbst: Es bleibt allein die heil. Schrift der einige Richter, Regel und Richtschnur – die anderen Symbole und angezogenen Schriften sind nicht Richter, wie die heil. Schrift, sondern allein Zeugnisse und Erklärung des Glaubens. S. 5 ff. ist der Plan angegeben. S. 16–20 sucht er auszuführen, daß die Lutherischen Katechismen nicht mehr genügen. Ein biblisches Lehrbuch der christlichen Religion für die Oberklassen protestantischer Volksschulen gab er erst 1834 heraus. – 1825 ward J. Hauptprediger an der deutschen Petrikirche in Kopenhagen. 1826 daselbst Dr. theol. Diss.: Veterum Hebraeorum notiones de rebus post mortem futuris. In Kopenhagen gab er, außer einer Reihe von Casualreden, Predigtsammlungen heraus: „Religionsvorträge für denkende Verehrer Jesu“, 1828, 2 Bde., dänisch von Rahbek; „Predigten über den ersten Brief Johannes in seinem inneren Zusammenhang“, 1838, 2 Bde.; „Paulus in Athen, ein biblisches Gemälde nach Act. 17, 15–34 in 5 Pr.“ 1854. – Vorzugsweise beschäftigte ihn das fortgesetzte Studium der Reformationsgeschichte und der symbolischen Bücher. Darauf beziehen sich eine Reihe Schriften und Abhandlungen: „Die Entwickelung des protestantischen Geistes bis zu seiner völligen Darlegung auf dem Reichstage in Speyer 1529“, 1830; „Allseitige und historische Untersuchung der Rechtmäßigkeit der Verpflichtung auf symbolische Bücher überhaupt und die Augsburger Confession insbesondere“, 1833; „Die Anfänge des Symbolzwanges unter den deutschen Protestanten geschichtlich dargestellt“, 1847; „Die Augsburger Confession als Schutzwehr des freien Protestantismus“, 1847 „Schleswig-Holsteins Stellung zur Concordienformel im 16. Jahrhundert“ in Niedner’s Zeitschrift für historische Theologie, 1850; „Jacob Andreä’s concordist. Thätigkeit“, daselbst 1853; „Pfalzgraf Johann Casimir und sein Kampf gegen die Concordienformel“, daselbst 1861. Er blieb bis an sein Ende Vorkämpfer dieser freien Richtung in der Theologie. Dahin gehört auch: „Ueber das Treiben der Zeloten in Kopenhagen 1832 gegen die Grundvigianer“; „Der Protestantismus und die Augsburger Confession“ in Nordd. Monatsschr. von Schwartz und Greve, 1846; „Der Altmeister der Rationalisten Wegscheider“, daselbst 1847; „Die Grundwahrheit und Grundthatsache des Christenthums“, daselbst 1848. Zu Professor Eckermann’s Jubiläum verfaßte er eine lateinische Ode im alcäischen Versmaß, 1832. Auch übersetzte er aus dem Dänischen H. C. Oerstedt’s Gedicht „Das Luftschiff“, 1837. – 1836 ward er Ritter vom Danebrog. 1839 machte er auf Staatskosten eine pädagogische Reise. Er starb auf einer Badereise nach Marienbad begriffen in Lütjenburg in Holstein am 11. September 1854.

F. Lübker-Schröder, Schlesw.-Holstein. Schriftstellerlex., Nr. 576. Alberti, Schriftstellerlex. Nr. 972. Erslev, Dänisches Schriftstellerlex., I. 790 u. Suppl. I. 956.