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Artikel „Johann Wilhelm VIII.“ von Ernst Wülcker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 374–376, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Wilhelm_VIII.&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 06:19 Uhr UTC)
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Johann Wilhelm VIII., Herzog zu Sachsen, geb. am 4. Octbr. 1677 zu Gotha als zweiter Sohn Friedrichs I. zu Sachsen und der Sibylla Magdalena von Sachsen-Weißenfels, starb vor Toulon am 15. August 1707. Er erhielt im Hause seines Vaters eine sorgfältige Erziehung und da sich schon früh seine Vorliebe für Kriegswesen offenbarte, konnte hierauf besondere Rücksicht genommen werden. Nach dem Tode des Vaters übernahmen die Oheime, die Herzoge Heinrich und Bernhard die Vormundschaft über den noch unmündigen Prinzen. Bis 1692 lebte dieser in Altenburg. Im September dieses Jahres [375] besuchte er Holland und England, kehrte 1693 nach Deutschland zurück, wo er sich zur Reichsarmee, die gegen Ludwig XIV. im Felde lag, begab und kurze Zeit bei ihr verblieb. Aber schon im Januar 1694 treffen wir den Herzog in Rom, dann eilt er in die Niederlande, tritt in des Königs von England Dienste und kämpft für ihn in Holland gegen die Franzosen. Dann noch ehe der Friede geschlossen, verließ er die englischen Dienste und trat, nachdem er die Kriegsführung Wilhelms hatte kennen gelernt, in die Schule eines anderen gleichberühmten Feldherrn ein. Denn Kaiser Leopold, dem er im Januar 1697 seine Dienste angeboten, schickte ihn in der Eigenschaft eines Generalwachtmeisters zu Ludwig von Baden, unter dessen Fahnen er focht. Der Frieden von Ryswick beendigte bald den Krieg in den westlichen Gegenden. Ein neuer Schauplatz eröffnete sich darauf der Thätigkeit des Herzogs, als der Kaiser ihn im folgenden Jahre in dem Kriege gegen die Türken verwandte. Doch auch hier kam J. W. nur zum Ende langjähriger Kämpfe. Im October 1698 schloß der Kaiser einen Waffenstillstand mit der arg bedrängten Pforte, der am 26. Jan. 1699 zum Frieden zu Carlowitz führte. Nun kamen Tage der Ruhe für den Herzog: er benutzte sie zunächst zu Reisen nach Holland, England und Frankreich. Im J. 1700 findet er sich in Gotha ein. Aber dem kriegsgewohnten Fürsten wollte das Stillesitzen an dem kleinen thüringischen Hofe nicht gefallen. Es reizte ihn, den großen Kriegshelden Karl XII. kennen zu lernen, der damals Europa durch seine kühnen Thaten in Erregung setzte. Es ist bekannt, daß die drei Regierungen von Dänemark, Sachsen-Polen und Rußland sich gegen Karl verbunden hatten, in der Voraussetzung bei seiner unerfahrenen Jugend mit leichter Mühe der Schweden Herr zu werden. Wie erstaunte man aber, als Karl zuerst Dänemark durch die Belagerung von Kopenhagen zum Frieden zwang und dann in der Schlacht bei Narwa die Russen besiegte. Nach diesen Vortheilen galt es nun noch den wichtigsten Gegner Kursachsen zu besiegen. Livland und Kurland wurden zunächst ohne große Schwierigkeiten besetzt, und Karl gedachte nun in Litthauen einzudringen. In diesen Tagen war es, daß der ernestinische Herzog auf mancherlei Umwegen in dem Lager Karls XII. anlangte. Er begleitete den König aus seinem Feldzuge, besuchte auch einmal Schweden und kämpfte unter Karls Oberleitung gegen Kursachsen. Als sich aber herausstellte, daß, um die polnischen Eroberungen zu schützen der Krieg in wirklich deutsche Gebiete zu tragen sei, quittirte der Herzog den Dienst des Königs und eilte in das Heer des deutschen Kaisers. Leopold war gestorben, aber Josephs I. Kriegspolitik war dieselbe, wie die seines Vorgängers. Den erprobten Degen nahm man freudig in Dienst: als Generalfeldmarschall-Lieutenant ward er nach den Niederlanden geschickt. Hier war die Schlacht bei Ramillies geschlagen, das Feldherrntalent Marlboroughs hatte die Franzosen fast aus allen Theilen Brabants verjagt. Nun galt es auch in Italien die Franzosen zu besiegen. Alle überflüssigen Truppen, die bisher unter englisch-holländischem Commando gestanden, wurden nach Italien geworfen. Unserm Herzoge fiel es zu, die Soldaten nach dem Süden zu führen und er kam zur rechten Zeit, um an der ruhmvollen Schlacht vor Turin unter Eugen Theil zu nehmen. Den Winter verbrachte er in Gotha, es war zu der Zeit, da Karl XII. zu Altranstädt lag und August mit ihm über einen Frieden verhandelte. Der Herzog besuchte seinen ehemaligen Kriegsherrn und ward freundlich aufgenommen: aber die verlockenden Anerbietungen Karls, wodurch derselbe ihn für seine Dienste zu gewinnen hoffte, schlug er aus. Ihn zog es zum Heere des Kaisers nach Italien. Im Juni 1707 traf er bei Eugen ein. Bald brach man nach Südfrankreich auf. Der Plan war, vor allem die wichtige Hafenstadt Toulon zu nehmen, Eugens und Victor Amadeus’ Landtruppen wurden durch englische Schiffe unterstützt. Der [376] Herzog nahm mit Auszeichnung an der Belagerung Theil, da traf ihn bei einem Ausfalle der Besatzung eine Kugel, die seinem thätigen Leben ein rasches Ende bereitete. Der Leichnam wurde nach Gotha gebracht und auf dem Friedensteine beerdigt.