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Artikel „Johann VIII. Hugo“ von Bernhard Endrulat in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 428–430, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Hugo&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:44 Uhr UTC)
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Johann VIII. Hugo, Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1676–1711, stammte aus dem freiherrlichen Geschlechte von Orsbeck und war bereits unter dem 6. Jan. 1672 von seinem Oheim, dem Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen, zu dessen Coadjutor und Nachfolger angenommen worden. Nach dessen am 1. Juni 1676 erfolgten Tode bestieg er, 42 Jahre alt, den erzbischöflichen Stuhl. Wohl selten ist einem Regenten eine schwierigere Aufgabe gestellt gewesen, als ihm; er sollte sein durch die voraufgegangenen Kriege verwüstetes und verarmtes Land wieder in die Höhe bringen und dabei fielen in seine Regierungszeit drei der größten und verheerendsten Kriege, in deren Verlaufe auch das Erzstift von neuem schwer heimgesucht wurde: der holländische Krieg Ludwigs XIV. in seinem letzten Abschnitt bis 1679, der sogenannte Orleans’sche Krieg, der zu den furchtbarsten Raub- und Verheerungskriegen zählt, von denen die Geschichte weiß, von 1689–1697, und der spanische Erbfolgekrieg von 1701 an. Kurfürst J. mußte, so ungern er es that, seine Regierung [429] mit einer Neubelastung seines Landes beginnen; er forderte von den im Spätsommer 1676 nach Coblenz berufenen Landständen 150 000 Thaler, erhielt aber nur 86 000 Thaler, da das Land zur Aufbringung einer größeren Summe zu arm sei. Von den berüchtigten „Reunionen“, die Ludwig XIV. von 1680 an betrieb, wurden auch beträchtliche Gebiete und namhafte Ortschaften des Erzstifts Trier in Anspruch genommen. J. protestirte beim Kaiser Leopold unterm 22. Juli 1680 und rief den Schutz des Reiches gegen diese alles Recht verhöhnenden Gewaltthaten an, aber bei den damaligen Zuständen des deutschen Reiches und der zwieträchtigen Politik der deutschen Reichsfürsten ohne Erfolg. Im Juni des J. 1684, nach der Eroberung von Luxemburg, richtete der französische Marschall Crequi die Aufforderung an den Kurfürsten, die Befestigungswerke der Stadt Trier schleifen und die Gräben ausfüllen zu lassen, widrigenfalls er dies durch seine eigenen Leute ausführen lassen werde. Letzteres geschah in der That kurz darauf und die Franzosen hielten Trier bis zum 12. Juli besetzt. Als Ludwig XIV. durch den Abschluß der gegen ihn gerichteten sogenannten Augsburger Ligue im J. 1686 sich veranlaßt sah, dem Kaiser den Krieg zu erklären und ein Heer von 80 000 Mann gegen die Pfalz, das Erzstift Trier und die Rheinlande zu entsenden, fiel Trier abermals in die Hände der Franzosen und gegen Ende des Jahres war das ganze Erzstift mit Ausnahme von Coblenz in ihrer Gewalt. Letztere Stadt erfuhr eine kurze Belagerung und wurde bombardirt, konnte aber nicht eingenommen werden. Die schlimmsten Verheerungen und Ausplünderungen erlitt das Erzstift in dem wenige Jahre nachher ausbrechenden orleans’schen Kriege, da die Mordbrennereien Louvois’ in der Pfalz von den französischen Generalen auch an der Mosel vollführt wurden. So gingen Cochem, Mayen, Wittlich, Pfalzel und Ehrang in Flammen auf und Trier wurde nur wie durch ein Wunder vor dem gleichen Schicksale, zu dem es Louvois ausdrücklich verurtheilt haben soll, bewahrt. Der für die Verbündeten unglückliche Ausgang der Hauptschlachten dieses Krieges bei Fleurus, Steenkerken und Neerwinden verschuldete es, daß das Erzstift während des ganzen Krieges in der Gewalt der Franzosen blieb. Mitten im Kriege, am 24. Jan. 1690, fand zu Augsburg die Wahl des erst 11jährigen Joseph, des Sohnes Kaiser Leopolds I. zum römischen Könige statt, an welcher J. in Person Theil nahm. Als im J. 1692 sich im deutschen Kurfürstencollegium Zwiespalt über die von dem Kaiser errichtete und dem Herzoge Ernst August von Hannover übertragene neunte Kurwürde erhob, finden wir J. H. mit Köln und Pfalz in der Minderheit, welche gegen diese Einrichtung protestirte. Nach dem Beginne des spanischen Erbfolgekrieges war der Kurfürst durch ein am 8. Mai 1702 mit der Königin Anna von England und den Generalstaaten abgeschlossenes Bündniß, auf Grund dessen seinem Lande und namentlich der Stadt Trier der möglichste Schutz zugesichert worden war, der großen Allianz gegen Frankreich beigetreten, aber seine Hoffnung, dadurch sein Land am besten vor feindlicher Besetzung zu bewahren, erwies sich als eitel. Schon im October des Jahres 1702 bemächtigten sich die Truppen des französischen Generals Tallard der Stadt Trier, die nun von neuem allen mit einer französischen Occupation jener Zeit verbundenen Drangsalen und Erpressungen verfiel. Erst nach dem Siege von Höchstädt wurde Trier, Ende October 1704, nebst dem ganzen Mosellande durch den Herzog von Marlborough, freilich nur auf kurze Zeit, von den Franzosen befreit. J., der während der großen politischen und kriegerischen Begebenheiten seiner Zeit nur wenig Gelegenheit gehabt, persönlich hervorzutreten, nahm am 24. September 1710 einen Coadjutor in der Person des Bischofs Karl Joseph von Osnabrück und Olmütz, zweiten Sohnes des Herzogs Karl von Lothringen, [430] an und starb bald nachher, am 6. Januar 1711, zu Coblenz, 77 Jahre alt, nach 35jähriger freudloser Regierung.

Gesta Trevirorum etc. – Leonardy, Geschichte etc.