ADB:Jan von Calcar
[693] frühzeitig nach Italien. Einer anekdotenhaften Erzählung zufolge gerieth er auf seiner Reise nach dem Süden in Dordrecht in eine Mörderspelunke, aus der ihn die Tochter des Wirths befreite und mit ihm als seine Geliebte nach Italien ging. In den Jahren 1536 und 1537 hielt er sich in Venedig auf und wußte sich die Malweise Tizian’s so anzueignen, daß seine Bilder oft für Werke seines Vorbildes genommen wurden. Später siedelte er nach Italien über, wo ihn Vasari 1545 persönlich kennen lernte; dieser nennt ihn einen berühmten Meister in kleinen und großen Figuren und bewunderungswürdig im Bildniß. Nach Lanzi starb er in Neapel 1546. Von historischen Gemälden ist wenig bekannt. Das Hauptaltarbild in Calcar, das man ihm zuschrieb, ist nicht von ihm, sondern von Jan Joest von Calcar (s. o.). A. Pflugfelder hat nach ihm eine Erweckung des Lazarus gestochen; ob das Vorbild Original war, läßt sich nicht bestimmen. Rubens besaß von ihm ein kleines Bildchen: „Hirten bei der Krippe“, das er stets bei sich trug und sehr schätzte. Aus seiner Verlassenschaft erwarb es Sandrart, der es an Kaiser Ferdinand III. überließ. So kam es nach Prag und dann nach Wien, wo es noch ist. Ein männliches Porträt des Belvedere, das man ihm zuschreibt, hält Waagen für G. B. Moroni. Dagegen besitzt Berlin und Paris je ein vorzügliches männliches Bildniß, ersteres vom J. 1535, letzteres 1540 datirt.
Jan von Calcar (eigentlich Johann Stephanus genannt), Maler, der um 1510 zu Calcar oder im Clevischen geboren wurde. Er begab sich- Vasari. Waagen.