ADB:Jakob von Gouda (1. Artikel)

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Artikel „Gouda, Jakob von“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 518–519, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jakob_von_Gouda_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 00:25 Uhr UTC)
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Gouda: Jakob v. G.[WS 1] (fälschlich auch Ganda), nach seinem Heimathsorte in Holland genannt, mit seinem vollen Namen Magdalius J. G. Sein Geburts- und Todesjahr ist ungewiß, von seinem äußeren Leben sind nur die Thatsachen bekannt, daß er 1465 in den Dominicanerorden trat und bis zu seinem Tode 1520 in Köln gelebt und gelehrt hat. Als Lehrer der Dichtkunst und Musik wird er von Hutten gerühmt, als Dominicaner schloß er sich dem Ketzermeister Jak. v. Hogstraten an, dessen Schriften er Verse beigab, und schrieb, von ihm genöthigt, ein Gedicht gegen Reuchlin. Obwol er dies bereute, sich gern als Humanist bekennen mochte und von Einigen in diesem Versuche unterstützt wurde, blieb er gehaßt, wurde von Reuchlin angegriffen und von den epistolae obscur. vir. verspottet. Von seinen übrigens sehr seltenen Schriften, unter denen sich auch eine lateinische Uebersetzung eines Werkes des Josephus (Köln 1517) befinden soll, sind nur 2 bekannt. Die erste „Erarium aureum poetarum omnibus latinae linguae cujuscunque etiam facultatis fuerint professoribus accomodum (!) immo et omnium poetarum sine ipsis commentariis elucidativum“ (Köln 1501), handelt im ersten Buche über Quantität der Silben der Eigennamen, gibt im zweiten ein aus den römischen Classikern geschöpftes Verzeichniß von Epitheten zu einer großen Zahl alphabetisch geordneter Appellativa, in einem dritten Erklärungen schwieriger, meist poetisch gebrauchter Wörter und Aufzählung von Städte-, Fluß-, Berg- etc. Namen, lehrt im vierten die Orthographie griechischer und hebräischer Worte, in einer Weise, die doch eine gewisse Kenntniß dieser beiden Sprachen verräth und durch die kritische Rücksichtnahme auf den griechischen und hebräischen Bibeltext merkwürdig ist, und stellt im fünften einige poetische Umschreibungen aus römischen Dichtern zusammen. Am Schlusse des Werkes sind ein paar Gedichte des G. abgedruckt, meist geistlichen Inhalts, einige mit mittelalterlichen Spielereien, so daß aus einzelnen großgedruckten Buchstaben der verschiedenen Verse sich ganze Sätze zusammensetzen lassen, den Anfang macht ein empfehlendes Gedicht des Hermann Busch. Die zweite Schrift: „Stichologia gaudensis. Enchiridion poetarum. Homeomata eorumdem. Naumachia ecclesiastica cum carminibus diversis“ (Köln 1503), ist eine Sammlung von vier in diesem Gesammttitel zusammengefaßten Abhandlungen meist metrischen Inhalts. Die erste bespricht Länge und Kürze der fünf Vocale vor allen einzelnen Consonanten; die zweite stellt die verschiedenen Metren zusammen und gibt ein alphabetisches Verzeichniß poetischer Ausdrücke mit Nennung der Metren und Angabe der Quellenstellen; die dritte zählt Dichterstellen auf, poetische Umschreibungen der Unmöglichkeit, Unzähligkeit und Unersättlichkeit; die vierte theilt eine Reihe von Gedichten des G. mit, meist geistlichen Inhalts, einzelne an seine Freunde gerichtet. Auch diese Schrift ist, obwol sie keineswegs in classischem Latein abgefaßt ist, wichtig wegen ihres halb humanistischen Gepräges: sie tadelt die Geistlichen, welche absichtlich divinas sententias grammatices regulis subjicere nolunt, sie zählt die metrischen Verstöße auf, die Petrus de Riga in einem kleinen Theil seines großen Gedichtes sich hatte zu Schulden kommen lassen. Aber da G., trotz redlichen Willens, doch nur ein Halber geblieben war – er fängt z. B. seine Schriften mit dem mittelalterlichen: quoniam [519] quidem an, das den Modernen ein Greuel war – so wurde er von den Humanisten, die nur Ganze unter sich leiden mochten, rücksichtslos beiseite geschoben.

Ein anderer Jakob v. G. wird von dem Zeitgenossen Joh. Butzbach (s. oben Bd. III. S. 663 ff.) erwähnt. Mit ihm ist der unserige ebensowenig zu verwechseln, wie mit dem gleichfalls dem Dominicanerorden angehörigen Guilelmus de G. (seine Schriften bei Hain, Repert. II. S. 488–90) und dem gleichfalls den Kölnern und Reuchlin’s Gegnern zuzurechnenden Theodoricus de G.

Geiger, Reuchlin (Leipzig 1871), S. 285. 359–61 und die dort angeführten Schriften; Böcking, Opp. Hutteni VII., S. 374 ff. und Gouda’s Schriften.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 20 ein weiterer Artikel.