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Artikel „Jäger, Rupert“ von Johann Josef Hermann Schmitt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 475–476, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:J%C3%A4ger,_Rupert&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:25 Uhr UTC)
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Jäger *): Rupert J., ein angesehener Speierer Schulmann, Sohn des bekannten Speierer Lyceal- und Gymnasialrectors Hofrathes Dr. Georg v. Jäger, war geboren am 1. Februar 1809 zu Kempten in Schwaben, wo sein Vater damals Gymnasialprofessor und später Gymnasialrektor war. 1817 siedelte er mit seinem Vater nach Speier über und besuchte das Gymnasium und das Lyceum (= Philosophische Facultät einer Universität) daselbst von 1818–1826. Im Alter von 17 Jahren bezog er die Universität München, wo er sich der besonderen Gunst des berühmten Humanisten Friedrich v. Thiersch erfreute; auch Schelling und Schmoller[WS 1] zogen ihn an. 1829/30 hörte er Niebuhr, Welcker und Näcke in Bonn, 1830 bestand er die philologisch-historische Lehramtsprüfung in München mit vorzüglichem Erfolg. Alsbald wurde er als Hilfslehrer an der Lateinschule in Frankenthal und dann in Speier verwendet, 1831 wurde er zum 2. Lehrer der Lateinschule in Kaiserslautern unter Balbier ernannt und 1833 zum Subrector und Oberlehrer in Frankenthal befördert, 1836 wurde er als Professor der damals 2. Gymnasialclasse (= Obersecunda) nach Speier berufen, 1838 wurde er Ordinarius der 3. Classe (= Unterprima) und 1842 der Oberclasse (= Oberprima) des Gymnasiums. Im Februar 1847 übernahm er nach dem Abgange Halms dessen Vorlesungen am Lyceum in Speier, und als Zeuß im Juni 1847 einem Rufe an die Universität München folgte, wurde er an dessen Stelle zum Lycealprofessor der Geschichte und Philologie in Speier befördert. Doch war es ihm nur drei Jahre vergönnt, an dieser schönen Stelle zu wirken, für die er trefflich vorgebildet war; schon am 30. April 1851 schied er aus dem Leben im Alter von erst 42 Jahren an den Folgen eines 1825 überstandenen Scharlachfiebers, die er bei seiner aufreibenden Thätigkeit nie ganz überwand, obwol er die Bäder in Ems und Homburg wiederholt besuchte. Diese immerwährende Kränklichkeit war auch die Ursache, daß J. litterarisch nicht so thätig sein konnte, wie er wollte; er hinterließ ein reiches Material, das er nicht zur Verarbeitung gebracht hatte. Von seinen gründlichen Studien Homer’s zeugt seine kritische Dissertation „De Glauci Diomedisque episodio“ (Il. 6, 119–237) aus dem Jahre 1829. 1838 schrieb er als Gymnasialprogramm eine Abhandlung „Ueber Folge und Methode bei Behandlung der lateinischen Classiker an Gymnasien“ unter der Aufschrift „Annotationum in Plutarchi vitam Caesaris specimen primum“, 41 Seiten in 4°. Zu Plutarch hatte er bedeutende Collectaneen gesammelt, die er jedoch keine Zeit fand wissenschaftlich zu verarbeiten.

Als 1839 der Historische Verein der Pfalz wieder ins Leben gerufen wurde, wählte man ihn zum Conservator des Kreisantiquariums und der reichen Sammlungen des Vereins. Eine Frucht dieser seiner Thätigkeit waren zwei antiquarische Abhandlungen im 1. und 2. Jahresbericht des Historischen Vereins der Pfalz 1842 (S. 25–69) und 1847 (S. 47–98); vgl. Heidelberger Jahrb. 1843, S. 144 ff. und 1848, S. 153 f. Diese Arbeiten brachten ihn in Verbindung mit namhaften Männern wie Creuzer und Bähr in Heidelberg, Lersch in Bonn, Pauly in Stuttgart.

[476] J. war wie sein Vater ein fein- und hochgebildeter Mann, der sich überall gern in den vornehmsten Kreisen der Gesellschaft bewegte, zu Speier in den Familien der Regierungspräsidenten v. Stichaner und Frhr. v. Stengel; ein Freund der Musik. Seine Biographen rühmen seinen hellen Verstand, seine strenge Sittlichkeit und seinen edeln Sinn, seine große Pflichttreue und Bescheidenheit. Er hinterließ einen Sohn Julius, der jetzt (1905) Generaldirectionsrath im Verkehrsministerium in München ist, und eine Tochter Lina, die ihren Vater nicht lange überlebte.

Prof. Joseph Fischer, Rupert Jäger, Professor der Geschichte und Philologie am kgl. Lyceum zu Speier, Conservator des Antiquariums und der Sammlungen des Historischen Vereins der Pfalz. Dem Jahresberichte des Gymnasiums zu Speier für das Schuljahr 1850/51 beigegeben. Speier 1851. 14 Quartseiten. – Prof. Georg Rau, Rede, gehalten bei der zum Andenken an den Verstorbenen kgl. Lycealprofessor Rupert Jäger von der kgl. Studienanstalt am 12. Mai angeordneten Trauerfeier. Speier 1851. 8 Quartseiten. – Jahresbericht über das Lyceum, Gymnasium und die Lateinische Schule zu Speier in der Pfalz für das Jahr 1850/51. – Rupert Jäger, 1809–1851, Professor in Speier, von Dr. Schmitt in Edenkoben im Pfälzischen Museum von 1905. Nr. 7, S. 101–104.

[475] *) Zu Bd. L, S. 625.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist wohl Johann Andreas Schmeller