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Artikel „Hudelist, Josef von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 277–279, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hudelist,_Josef_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 03:01 Uhr UTC)
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Hudelist: Josef v. H., geb. 1759 zu St. Veit in Kärnthen, wurde, nachdem er seine Studien an der Wiener Universität mit vorzüglichem Erfolge vollendet und durch vier Jahre dem Cardinal Hrzan in Rom als Privatsecretär gedient hatte, im Sommer 1791 als kaiserlicher Legationssecretär in Neapel angestellt. Seit dem J. 1795 beurlaubt in Wien, ging er – 1798 – als Gesandtschaftssecretär nach Berlin; hier versah er in den J. 1799, 1800 und 1801 – bis zum Eintreffen des zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannten Grafen Stadion – die Funktion eines Geschäftsträgers. Im Sommer 1801 zum k. k. Botschaftsrathe in Rußland ernannt, [278] eilte H. nach Petersburg, um dort noch vor der Abreise des russischen Hofes einzutreffen und als Geschäftsträger den unmittelbaren Verkehr mit dem russischen Ministerium anzubahnen. Dann sollte er sich zur Kaiserkrönung nach Moskau verfügen und hier die Leitung der Gesandtschaft dem neu ernannten Botschafter Grafen Saurau übergeben. Es handelte sich damals darum, das seit dem Bruche der zweiten Coalition (1799) gereizte Petersburger Cabinet wieder für die österreichischen Interessen zu gewinnen. Durch wechselseitige Absendung des Fürsten von Schwarzenberg und des Herrn v. Murawieff und durch Ernennung der beiderseitigen Botschafter waren die ersten Schritte zur Wiederherstellung des guten Einvernehmens zwischen den beiden Kaiserhöfen gemacht worden. So günstig nun auch die Umstände für die Herbeiführung eines engeren freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden Kaiserhöfen schienen, so war doch die Lösung der Aufgabe, dem russischen Hofe diejenige Gesinnung und Stimmung beizubringen, welche der Lage Oesterreichs und seinen Bedürfnissen entsprachen, noch manchen Zweifeln und Schwierigkeiten unterworfen. Der russische Hof schien weiteren Eröffnungen über die Gesinnungen des Wiener Hofes begierig entgegen zu sehen. Jedenfalls kam sehr viel darauf an, daß gleich die ersten Besprechungen von angemessenen Gesichtspunkten aus und zweckmäßig eingeleitet wurden. Bei der Ungewißheit dessen, was man von der Gesinnungsfestigkeit der neuen russischen Regierung zu erwarten habe, bei der steten Spaltung und Gährung in den Petersburger Hof- und Ministerialparteien war die größte Behutsamkeit in Abwägung des Vertrauens, der Mittheilungen und Entschließungen auf österreichischer Seite geboten, um nicht eventuell in bedenkliche und compromittirende Verwicklungen zu gerathen. Mit Eifer und Geschicklichkeit unterzog sich H. dieser Aufgabe und Cobenzl anerkannte ausdrücklich die ausgezeichneten Beweise klugen Benehmens und vorzüglicher politischer Geschäftskenntnisse Hudelist’s. Im December 1803 erfolgte seine Ernennung zum Hofrathe bei der geh. Haus-, Hof- und Staatskanzlei in Wien. Durch eine Reihe von Jahren oblag er in diesem Amte der Erledigung wichtiger und schwieriger Angelegenheiten und versah die Stelle eines Directors der Staatskanzlei fast gänzlich, ohne den Titel eines solchen zu führen. Stadion zählte ihn in dieser Hinsicht unter die eifrigsten und nützlichsten Räthe seines Ressorts. Bei der Vermählung des Kaisers Franz I. mit der Erzherzogin Maria Ludovica von Este – (im Jänner 1808) – vertrat H. die Stelle des kaiserlichen Notars und fertigte als solcher alle darauf Bezug habenden Arten und Documente aus. – Die Rettung der Staatskanzleikasse und des wichtigeren Theiles der Archive, – deren Fortschaffung er in wenigen Tagen mitten im größten Andrange der Geschäfte bewirkte – während der feindlichen Invasion von 1809 war sein Verdienst. Während des Aufenthaltes in Ungarn in demselben Jahre führte H. mit dem in Ofen anwesenden diplomatischen Corps alle Verhandlungen im Namen des Ministers. Bei der Vermählung der Erzherzogin Marie Louise mit dem französischen Kaiser 1810 – vertrat H. abermals die Stelle des Notars. Im Entscheidungsjahre 1813 war er eines der thätigsten Mitglieder der engeren Conferenz. Im August 1813 erfolgte die von Metternich beantragte Beförderung zum Staatsrathe. An den Arbeiten des Wiener Congresses nahm er regen Antheil, führte als zweiter (Baron Barbier war erster) Bevollmächtigter die Verhandlungen wegen Regelung des belgisch-holländischen Schuldenwesens und unterzeichnete am 11. October 1815 den darüber mit dem Königreiche Holland geschlossenen Vertrag. Im J. 1816 zeichnete ihn Kaiser Franz I. durch Verleihung des Commandeurkreuzes des Stephan-Ordens aus. In den J. 1816–18 war H. besonders bei der Regulirung der Angelegenheiten der neu erworbenen und der wieder erlangten österreichischen Provinzen und ihrer Verhältnisse zum Auslande thätig. Am 3. Juli [279] 1818 übernahm H. während der Abwesenheit Metternichs die Leitung der Staatskanzlei. Während einer Conferenz in Postangelegenheiten mit dem sardinischen Gesandten und dem Postdirector wurde H. in seinem Bureau am 21. October 1818 vom Schlage gerührt und verschied am Abende desselben Tages.

Nach Acten des kaiserl. und königl. Haus-, Hof- und Staatsarchives in Wien.