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Artikel „Horn, Uffo Daniel“ von Hugo Schramm-Macdonald in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 145–146, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Horn,_Uffo_Daniel&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 11:00 Uhr UTC)
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Horn: Uffo Daniel H., Dichter, ein Sohn des ehemaligen kaiserlichen Officiers und späteren k. k. Tabacksdistrictsverlegers Ferdinand H. in Trautenau (Böhmen), geb. daselbst am 18. Mai 1817, kam im Alter von 7 Jahren nach Prag, wo er das Gymnasium auf der Kleinseite besuchte und 1833 die Rechte zu studiren begann. Dabei handelte es sich aber nur um ein Brodstudium, denn seine Neigung hatte eine schöngeistige Richtung, für die er schon als Gymnasiast durch mehrere dramatische Arbeiten Talent bekundete. An die Oeffentlichkeit trat er zuerst 1835 mit einem für das Benefice eines Schauspielers verfaßten Drama („Horomir“); obwol jedoch dasselbe gefiel, zog er selbst, die Mängel des Stückes erkennend, es von der Bühne zurück. Gemeinschaftlich mit W. A. Gerle (s. d.) schrieb er dann das zweiaktige Lustspiel „Die Vormundschaft“, welches 1836 bei einer von der Cotta’schen Buchhandlung in Stuttgart ausgeschriebenen Concurrenz unter 60 Stücken den Preis erhielt. Wie dieses in Lewald’s „Allgemeiner Theater-Revue“ veröffentlichte Stück, dessen Erfolg übrigens mehr für die geistige Armuth der dramatischen Autoren Deutschlands in den dreißiger Jahren, als für die geistige Bedeutung der Arbeit zeugte, wurde auch eine zweite Compagniearbeit Horn’s und Gerle’s, „Der Naturmensch“, auf fast allen deutschen Bühnen gegeben, doch verschwanden beide Stücke bald wieder. 1838 siedelte H. nach Wien über, um seine juristischen Studien zu beendigen. Daneben setzte er seine litterarische Thätigkeit fort, was ihn u. A. zu Saphir in Beziehungen brachte. Da aber diese bald in einen Streit ausliefen, der ihm den Aufenthalt in Wien nicht gerade angenehm machte, so ging er 1839 nach Hamburg, wo er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er half ein Journal, „Die Zeit“, begründen, schrieb für Gutzkow’s „Telegraphen“ und Herloßsohn’s „Kometen“ und, wie einer seiner Biographen berichtet, einige Broschüren für Hoffmann und Campe. Zu letzteren soll auch das „schneidigsatirische“, in Wahrheit unsaubere Pamphlet „Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“, gehören. Ist dies an dem, so hat H. darin sich selbst mit folgenden Worten geschildert: U. D. H. ist „lang, athletisch, grobe Züge, moderne Frisur, macht sich überall bemerkbar, leidenschaftlicher Mazurtänzer, tobt und rast im Leben wie in der Poesie, Dichternatur noch in der Brause, aus welcher sich vielleicht eine schöne Form absetzen wird, wenig Erfindung, schneller Versmacher, im Umgange angenehm, eitel darauf, viel Glück, besonders bei Frauen, schauspielt stets, citirt häufig, singt ohne musikalisches Gehör (entsetzlich), trinkt gerne Bier, ist burschikos und Tscheche. Zuweilen stolz und anmaßend, Händelmacher aus Bravour, lebt in Hamburg.“ 1841 nach Prag zurückgekehrt, stand er dem damaligen Kreiskommissar Paul A. Klar bei Begründung des Taschenbuchs „Libussa“ mit Rath und That zur Seite; auch war er 1842–58 ein treuer Mitarbeiter dieses Almanachs. Das Jahr 1843 sah ihn wieder in seiner Vaterstadt, wo er „sich leider nur zu sehr auf Kosten seiner poetischen Productivität in die Kommunalangelegenheiten einmischte und damit viel Zeit vergeudete“. Die künstlerischen Eindrücke, welche H. auf einer von ihm 1845 mit dem Musiker J. F. Kittl unternommenen Reise nach Oberitalien empfing, legte er in mehreren Gedichten und der Erzählung „Isola bella“ nieder. Vom Herbste 1846 bis ins Frühjahr 1848 hielt sich H. in Dresden auf. Hier beschäftigte er sich u. A. mit der Herausgabe seiner [146] Gedichte (Leipzig 1847), gerieth aber auch wieder in einen Streit (mit dem Maler Arthur Ramberg), der sogar zu einem Pistolenduell führte, in welchem H. am rechten Arm verwundet ward. Durch die politische Bewegung des Jahres 1848 ward er nach Böhmen zurückgetrieben, um für die Forderungen der Tschechen zu wirken. Bald indeß zerwarf er sich mit dem Nationalkomité und trat verstimmt von der politischen Schaubühne wieder ab, worauf er für seine körperliche und geistige Abspannung Heilung in Gräfenberg suchte. Dann nahm er seinen Aufenthalt abermals in Dresden, von wo er sich Ende 1849 nach Schleswig begab. Als Freiwilliger im 2. Regiment Holstein’scher Jäger machte er unter Willisen den letzten Theil des Krieges gegen Dänemark mit. Seine Kriegserlebnisse erzählte er in dem Buche „Von Idstedt bis zum Ende“ (Hamburg 1851). Daß er darin den deutschen Schriftstellern, die nicht, wie er, zur Waffe gegriffen, persönliche Tapferkeit abspricht und von ihnen behauptet, daß sie nur unmännlich und schlecht zu sterben wüßten, ist eine abgeschmackte Radomontade, der gegenüber C. v. Wurzbach mit Recht daran erinnert, daß H. keineswegs aus deutschem Patriotismus am Kampfe der Schleswig-Holsteiner theilnahm, sondern daß der Grund in einer tiefen Verstimmung und Verbitterung lag, die mit der Politik nichts gemein hatte. Nach seiner Rückkehr nahm H. endlich seinen bleibenden Wohnsitz in seiner Geburtsstadt, wo er sich auch 1856 mit einer böhmischen Adeligen verheirathete. Schon im nächsten Jahre aber traf ihn ein Schlaganfall, der sich in der Folgezeit wiederholte. Im Sommer von 1859 erholte er sich zwar genügend, um der Schillerfeier in Prag beiwohnen zu können, bei welcher Gelegenheit er noch am 14. November zum Schillerbankett auf der Sophieninsel eine begeisterungsvolle Rede hielt, kurz darauf aber begann ein rasches Siechthum, dem er am 23. Mai 1860 in Trautenau erlag. Seine Eltern überlebten ihn noch kurze Zeit. – Von H. als Dichter urtheilt Gottschall in zutreffender Weise: „Es ist eine thatkräftige Natur, deren unmittelbare Regungen sich rasch zu energischer Lyrik condensiren. Doch die leichte Erregbarkeit seines Talents, das sich auch im Drama und in der Novelle nicht ohne Glück versuchte, hemmt bei ihm die Ruhe künstlerischer Gestaltung.“ Reich an poetischen Stellen ist sein dramatisches Gedicht „Camoens im Exil“ (1839); wegen seiner patriotischen Tendenz wurde sein Trauerspiel „König Ottokar“ (1846; 4. Aufl., 1859) in Böhmen mit großem Beifall aufgenommen. Zu den besseren seiner erzählenden Schriften gehören die historisch-politischen Novellen „Aus drei Jahrhunderten“ (1851) und das letzte, bei Lebzeiten Horn’s im Druck erschienene Buch: „Bunte Kiesel“ (1859).

Const. v. Wurzbach, Biogr. Lex. des Kaiserthums Oesterreich, Bd. IX, S. 292–96. – Gottschall, die deutsche Nationalliteratur, Bd. II, S. 199. – Heinr. Kurz, Geschichte der neuesten deutschen Literatur, S. 39.