ADB:Hohenlohe-Ingelfingen, Friedrich Ludwig Fürst zu

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Artikel „Hohenlohe-Ingelfingen, Friedrich Ludwig Fürst von“ von Richard von Meerheimb in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 685–686, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohenlohe-Ingelfingen,_Friedrich_Ludwig_F%C3%BCrst_zu&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 21:18 Uhr UTC)
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Hohenlohe: Friedrich Ludwig Fürst von H.-Ingelfingen aus der Waldenburg-Bartenstein’schen, römisch-katholischen Linie, wurde 1746 als ältester Sohn des Fürsten Johann Friedrich, dem er 1796 succedirte, geboren. Im Contingent des fränkischen Kreises machte er bei der Reichsexecutions-Armee die letzten Feldzüge des siebenjährigen Krieges, fast noch als Knabe, mit. 1768 trat er in preußische Dienste, Friedrich der Große stellte ihn, mit Rücksicht auf seine Geburt, als Major im Regiment Tauenzien zu Breslau an, 1775 wurde er zum Oberstlieutenant befördert, zeichnete sich 1778 im baierischen Erbfolgekriege aus und wurde Oberst. Wenige Monate vor dem Tode des Königs erhielt der Erbprinz ein Regiment, das in Neiße seine Garnison hatte, und das Patent als Generalmajor. Friedrich Wilhelm II. verlegte das Regiment nach Breslau, der langjährigen, ihm liebgewordenen Garnison des Prinzen, der 1788 Brigadier wurde, 1790 den schwarzen Adlerorden erhielt und 1791 zum Gouverneur von Berlin ernannt wurde. In den Rheinfeldzügen führte der Prinz ein Armeecorps, nahm an den Treffen bei Oppenheim, Pirmasens, Hornbach, Limbach, besonders am Sturm der Weißenburger Linien Theil, führte oft die Avantgarde und siegte, an der Spitze des Heeres, in der dritten Schlacht bei Kaiserslautern am 20. September 1794. Ueberall war der kühne und ritterliche Prinz durch seine Herzensgüte, seine soldatische Offenheit, seine Freigebigkeit und Gastfreundschaft beliebt. Blücher nennt ihn in seinem Tagebuch aus den Rheinfeldzügen „einen Heerführer, auf den die preußische Armee stolz sein könne“. Nach dem Frieden zu Basel kehrte er nach Breslau zurück, wurde Inspecteur der niederschlesischen, der Ansbach-Baireuth’schen Infanterie und 1798 General der Infanterie. Durch seine 1782 erfolgte Vermählung mit Amelie Luise, Tochter des sächsischen Geheimraths Grafen von Hoym, kam er in den Besitz der Güter Slawentzitz, Oppury etc., während er die Herrschaft Koschentin Lassowitz etc. von seinem Vater ererbt hatte, dem er in der Regierung von Ingelfingen und eines Theils von Oehringen nachgefolgt war. 1805 befehligte er den Theil des preußischen Heeres in Franken, 1806 die Armee des rechten Flügels in Sachsen; Massenbach, der schon in den Rheinfeldzügen in seinem Stabe gewesen, war sein Generalquartiermeister. Prinz Louis Ferdinand führte die Avantgarde, die bei Saalfeld vernichtet wurde. Massenbach’s scheinbar wissenschaftliche Auffassung des Krieges und dessen Schulgelehrsamkeit wußten dem gescheiten und tapferen, aber ungelehrten Manne zu imponiren, er stand in Opposition zum Oberfeldherrn Herzog von Braunschweig, die Massenbach zu verschärfen suchte. Die zersplitterte Aufstellung des Heeres am 14. October war höchst ungünstig und trotz [686] bewiesener Tapferkeit wurde H. bei Jena vernichtend geschlagen. Ihm stand Napoleon mit einem sehr viel stärkeren Heere und mit einer weit überlegenen Taktik gegenüber, und keine Kunst eines Feldherrn konnte unter den Verhältnissen jener Tage den Sieg an die preußischen Fahnen knüpfen. Höpfner sagt in seiner Geschichte des Krieges 1806/07: „In der Schlacht bei Jena wurden einige 50,000 Preußen und Sachsen in Folge vorangegangener Fehler nach und nach in einem mehrstündigen Kampfe dergestalt gegen den Feind geführt, daß die anderen Abtheilungen nicht früher von den nachfolgenden aufgenommen werden konnten, bis daß sie von dem vielfach überlegenen Feind völlig überwältigt und in die Flucht geschlagen waren.“ H. suchte die Truppen am Webicht bei Weimar zu sammeln und führte sie über Nordhausen, Quedlinburg, Magdeburg nach der Uckermark, um von dort die Oder zu erreichen. Auch die Armee-Abtheilung unter Kalkreuth war ihm unterstellt worden. Auf dem anstrengenden Marsche, bei ganz unzureichender Verpflegung, schmolz sein Heer wie Schnee im Thauwetter. Murat und Launes verfolgten ihn und hatten ihn am 28. October fast erreicht. Oberst Massenbach, der, um zu recognosciren, vorausgeritten war, glaubte sich noch auf dem rechten Ufer der Ucker, während er schon auf dem linken war, und wähnte die französische Avantgarde im Vormarsch gegen die Prenzlau-Stettiner Straße. Obwol das sehr günstige Defilée eine gute Defensivstellung für eine Armee bot, die sich über Löcknitz nach Stettin zurückziehen sollte, gab H. doch der Autorität Massenbach’s, der sich für umgangen hielt, nach, um so mehr, als der tapfere Artillerieoberst Hüser ihm meldete, wie gering der Vorrath an Munition sei. Der Fürst hätte sich am liebsten auf jede Gefahr hin durchgeschlagen; leider war Prinz August, der schon früher durch seine energischen Worte Kalkreuth’s Capitulation bei Weißensee verhindert hatte, im Kriegsrath nicht gegenwärtig. So wurde denn am 28. October die Capitulation von Prenzlau abgeschlossen. Viele Officiere und Soldaten verließen das Heer noch vor und nach dem Abschlusse; im Ganzen fielen 10,000 Mann und 1800 Pferde in die Hände des Feindes. Diese traurige Capitulation gab das Signal zu allen anderen, sie wirkte um so verderblicher, je höher der Fürst H. in der Armee geachtet wurde. Er glaubte mit Unrecht an verrätherische Absichten bei Massenbach: die hat der eitle, hochmüthige, beschränkte Mann nie gehabt, aber sein militärisches Urtheil war befangen und seit Jahren sah er die Rettung Preußens nur in der Allianz mit Frankreich. Mit tief verwundeter Seele zog sich der Fürst, der sein ruhmreiches und thatenvolles Leben durch diese schmachvolle Capitulation beschlossen, nach seinen schlesischen Gütern zurück, legte seine Stelle nieder und ging dann als Kriegsgefangener nach Frankreich, von wo er 1808 zurückkehrte. Sein durch die Rheinbundacte mediatisirtes Fürstenthum hatte er schon im August 1806 seinem ältesten Sohn Friedrich August Karl übergeben, weil er nicht unter württembergischer Souveränität stehen wollte. Er lebte auf seinem Schlosse Slawentzitz, nahm bei seinem hohen Alter keinen Theil an den Freiheitskriegen; das Selbstvertrauen des edlen Mannes war gebrochen. Er starb am 15. Februar 1818.