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Artikel „Hizler, Daniel“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hitzler,_Daniel&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 21:41 Uhr UTC)
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Hizler (Hitzler): Daniel H., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts, geboren zu Heidenheim im Herzogthum Würtemberg den 27. September 1576, † am 6. September 1635 zu Straßburg. Er durchlief die Würtembergischen Klosterschulen Blaubeuren und Bebenhausen, studierte in Tübingen 1594 u. folg., wurde Magister, Repetent, 1600 Diakonus in Waiblingen, führte im Auftrag des Herzogs Friedrich v. W. die Reformation in dem Priorat Reichenbach ein und wurde erster evangelischer Pfarrer daselbst, 1608 Stadtpfarrer in Freudenstadt, 1609 Stadtpfarrer und Special-Superintendent in Güglingen. 1610 verließ er nach langem Widerstreben den würtembergischen Kirchendienst, um einem Ruf der oberösterreichischen Stände zu folgen, als Oberpfarrer und Vorsteher einer evangelischen Erziehungsanstalt in Linz. Hier erwarteten ihn schwierige Verhältnisse und schwere Schicksale: nicht nur hatte er mit den Jesuiten zu kämpfen, die ihm auflauerten und ihn lebensgefährlich bedrohten, sondern auch die Ausbreitung einer calvinischen Richtung im Schoß der evangelischen Gemeinden Oesterreichs und die damit zusammenhängende Opposition gegen die lutherische Orthodoxie, an der auch der damals zu Linz lebende Astronom Joh. Keppler sich betheiligte, machte ihm viel Kummer und veranlaßte ihn zu Schritten, die ihm den unverdienten Ruf eines engherzigen lutherischen Fanatikers eingetragen haben. Er weist Keppler vom heil. Abendmahl zurück wegen seines Widerspruchs gegen den Lehrbegriff der F. C.; daß H. damit im formalen Rechte war, ja ratione officii et conscientiae nicht anders habe handeln können, wird vom Stuttgarter Consistorium ausdrücklich anerkannt (25. Sept. 1612); daß keine persönliche Feindschaft zwischen [513] Beiden bestand, zeigen die gegenseitigen Grüße und Zusendungen Beider (Opp. Kepleri. VI, 20. 634. 635). Endlich mußte H. der immer rücksichtsloser auftretenden Gegenreformation weichen; nachdem er wegen angeblicher Mitschuld an dem Aufstand gegen Ferdinand II. 30 Wochen harten Gefängnisses erduldet, muß er mit den übrigen evangelischen Predigern Oesterreich verlassen und kehrt in seine würtembergische Heimath zurück. Hier ward er 1625 zum Stadtpfarrer und Special-Superintendenten in Kirchheim u. T. ernannt, 1626 herzogl. Rath, General-Superintendent und Abt in Bebenhausen, 1630 durch das Restitutionsedict vertrieben, 1632 Stiftsprediger und Propst in Stuttgart. Aber auch hier sollte er noch nicht zur Ruhe kommen: nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 begleitete er seinen fliehenden Herzog Eberhard III. nach Straßburg. Hier war es, wo er am 6. September 1635 am Schlag starb. 23 Jahre nach seinem Tode hielt ihm Canzler Wagner in Tübingen eine Gedächtnißrede, die 1659 gedruckt wurde unter den Titel: „Memoria Hizleri resuscitata“. – H. besaß nicht bloß eine gründliche theologische Gelehrsamkeit, sondern auch Kenntnisse in der Mathematik und Musik, dichtete, componirte, verfertigte mathematische Instrumente, empfahl eine neue Bezeichnung der Tonleiter in seiner Musica nova und schrieb „de praestantia Theologiae“.

Vgl. Witte, Diar.; Fischlin, Mem. theol. Wirt.; Seybold’s Historienbüchlein; Frisch, Opp. Kepleri, Band IV. VI. VIII.; Paul Stark in der Zeitschr. f. histor. Theol. 1868; Baur bei Ersch und Gruber, Sect. II. Bd. 9, S. 75.