ADB:Hille, Christoph Werner (1. Artikel)

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Artikel „Hille, Christoph Werner“ von Siegfried Isaacsohn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 414–415, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hille,_Christoph_Werner_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:19 Uhr UTC)
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Hille: Christoph Werner H.[WS 1], etwa im vorletzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geboren, erscheint zuerst als Rath und Mitglied der deutschen, preußischen Kammer zu Königsberg i. Pr., wo er bemüht war, die Verheerungen, welche Pest und Mißwachs im Lande angerichtet, wieder gut zu machen. H., ein von der Pike aufdienender Beamter von unverwüstlicher Arbeitskraft, stetem Schaffensdrange und klarem Blick, lenkte hier die Aufmerksamkeit des Ostpreußen öfters bereisenden Monarchen, Friedrich Wilhelm’s I., dermaßen auf sich, daß dieser ihn im Herbst 1719 „wegen seiner guten Qualitäten und Geschicklichkeit“ als Geheimen Secretär bei der General-Rechenkammer nach Berlin berief, wo er etwa drei Jahre später in eine der höheren Gehaltsstufen mit Charakter und Titel eines Hofraths einrückte. Nicht lange darauf muß er an die Neumärkische Kriegs- und Domänenkammer zu Cüstrin versetzt worden sein, wo wir ihn bereits 1730 als Director in einer hervorragenden Stellung finden. Als namhafter Cameralist wurde er vom Könige direkt in diesem Jahre beauftragt, den nach Cüstrin verbannten Kronprinzen Friedrich theoretisch und practisch in die Kameralwissenschaften einzuführen. Zu diesem Zweck arbeitete H., wieder auf direkten Befehl des Königs im J. 1731 einen „Kurzen Bericht von dem Finanz-Wesen in der Neumark und incorporirten Creisern“ aus, der eine klare Uebersicht [415] über Entstehung, Entwicklung und Bestand aller Steuern und Abgaben der Provinz, nebst ihrem Budget und eine Art statistischer Uebersicht gibt. Der König war mit Hille’s Anleitung sehr zufrieden, wie denn bekanntlich Friedrich’s des Großen Kenntniß und Eifer für Landwirthschaft und Kameralwissenschaften der hier empfangenen Anregung in erster Reihe zuzuschreiben sind. Insofern ist Hille’s Name mit der späteren Thätigkeit Friedrich’s auf diesem Gebiet ebenso innig verknüpft wie der König Friedrich Wilhelms I. Wie hoch Friedrich Talente und Charakter Hille’s geschätzt haben muß, geht am besten daraus hervor, daß er ihn unmittelbar nach seiner Thronbesteigung als Geh. Finanzrath ins Generaldirectorium berief, um ihn in seiner Nähe zu haben und ihm gleichzeitig einen ausgedehnteren Wirkungskreis zu verschaffen. H. lehnte indeß die ehrenvolle Berufung ab, es wird nicht recht ersichtlich, aus welchen Motiven. Möglicherweise fühlte er sich in seinem Alter der vermehrten Arbeitslast nicht mehr völlig gewachsen. Ueber die letzten Jahre seines Lebens und die Zeit seines Todes mangeln bestimmte Angaben. H. ist einer jener Männer, die dadurch, daß sie ihr ganzes Leben an die Erfüllung einer mühevollen, äußerlich wenig lohnenden Thätigkeit freudigen Herzens im Sinn an etwas Höheres daransetzten, zu Mustern für das preußische Beamtenthum des 18. Jahrhunderts wurden.

Acten des Geh. St.-Archivs zu Berlin, Förster, Fr. Wilhelm I., Beilagen. Grävell, Drei Briefe über Preßfreiheit und Volksgeist, Berlin 1815, darin der oben citirte Kurze Bericht.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 50 ein weiterer Artikel.