Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Heyden, Karl Heinrich Georg von“ von Heinrich Gustav Reichenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 309–310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heyden,_Carl_von&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 17:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Heydemann, Heinrich
Nächster>>>
Heydrich, Moritz
Band 50 (1905), S. 309–310 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl von Heyden in der Wikipedia
Carl von Heyden in Wikidata
GND-Nummer 116787260
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|309|310|Heyden, Karl Heinrich Georg von|Heinrich Gustav Reichenbach|ADB:Heyden, Carl von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116787260}}    

Heyden: Karl Heinrich Georg von H., geboren am 20. Januar 1793 zu Frankfurt a. M., † am 7. Januar 1866 ebendaselbst, bedeutender Naturforscher und Sammler, entstammte einem alten Adelsgeschlecht und war Mitglied der adeligen Gesellschaft Frauenstein. Sein Vater war der Schöffe Heinrich Dominicus v. H., seine Mutter Luise v. Cloz. Nach damaliger Sitte von Hofmeistern unterrichtet, erhielt H. die ersten Anregungen für die Naturbeobachtung durch den Mitherausgeber der wetterauischen Flora Dr. med. Scherbius und seine ersten entomologischen Anschauungen durch die berühmte Sammlung des Herrn v. Gerning. Von 1810–1812 studirte er die Forstwissenschaften unter dem berühmten Naturforscher Bechstein zu Dreißigacker bei Meiningen und bis 1813 besuchte er die Universität Heidelberg. In diesem Jahre aber trat er bei den Freiwilligen Jägern ein, machte die Feldzüge gegen Frankreich mit, wurde 1815 Oberlieutenant und blieb nach seiner Rückkehr als Officier im Frankfurter Linienbataillon, bis er im J. 1827 zum Senator erwählt und als Deputirter zum Kriegszeugamt und Forstamt berufen wurde. Im J. 1836 war er jüngerer Bürgermeister, 1837 Schöff, und die Stelle eines regierenden Bürgermeisters bekleidete er in den Jahren 1845, 1848, 1850 und 1852. Besonders im J. 1848 trat er viel in Beziehung zu den damals maßgebenden politischen Persönlichkeiten, dem Erzherzog Johann von Oesterreich und dem Prinzen von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I. H. war vermählt mit der Tochter des Oberjägermeisters Frhrn. v. Dörnberg und hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. Die beiden Söhne widmeten sich dem Officiersberuf und der älteste von ihnen, Professor Dr. Lukas v. Heyden, Major a. D., setzte die bedeutenden Sammlungen des Vaters in rühmenswerther Weise fort.

v. Heyden’s hervorragende Bedeutung liegt auf dem Gebiet der Naturwissenschaften; [310] er war einer jener treuen und gewissenhaften Beobachter der lebenden Natur, die, angeregt durch tieferes wissenschaftliches Interesse, die Sammlungen nur als Mittel zum Zweck ansehen. Daher sind die von ihm hinterlassenen überaus reichhaltigen Sammlungen von besonders hohem Werth; denn überall sind den Objecten genaue biologische und andere Notizen beigefügt. Vorzugsweise Entomologe, beschäftigte er sich hauptsächlich mit den Kleinschmetterlingen und ihren biologischen Verhältnissen, sodaß er bald eine anerkannte Autorität auf diesem Gebiet war. Aber auch die übrigen Insectenordnungen waren Gegenstand seiner ausgebreiteten Forschungen und Sammlungen, und bald konnte er vielen Specialisten in uneigennütziger Weise sein reichhaltiges Material zu weiterer Verwendung zur Verfügung stellen, wodurch er der Entomologie außerordentlich wichtige Dienste leistete.

Wie vielseitig er aber sein Interesse bethätigte, zeigen seine Abhandlungen über die Reptilien in Rüppell’s Atlas zur Reise im nördlichen Afrika (1827) und über Insecten in der Braunkohle, die er in Gemeinschaft mit seinem Sohne Lukas v. Heyden in v. Meyer’s Palaeontographica herausgab. Die Zahl der von ihm veröffentlichten größeren und kleineren Schriften aus den verschiedenen Gebieten der Biologie beträgt 64. Die entomologischen Arbeiten (34) finden sich verzeichnet in Hagen, Bibliotheca entomologica Bd. I, S. 363. 364, die übrigen in der Berliner entomologischen Zeitschrift, 1866, S. 314 ff.

v. H. war Mitbegründer der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft (1817), des Physikalischen Vereins (1824) und des Vereins für Geographie und Statistik (1836) zu Frankfurt a. M., sowie der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte (1822). Gerühmt wird auch seine Thätigkeit im Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Einem solchen, auch von seinen politischen und wissenschaftlichen Gegnern hochgeachteten Mann, der durch sein feines, biederes und freundlich entgegenkommendes Wesen auf Jedermann Eindruck machte, konnte es an Anerkennung nicht fehlen. Fünfunddreißig wissenschaftliche Gesellschaften und Vereine zählten ihn zu ihrem Mitgliede, die Universität Gießen ertheilte ihm 1861 die Doctorwürde honoris causa und 3 Gattungen und 33 Arten von Thieren und Pflanzen tragen ihm zu Ehren seinen Namen. Die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft wählte ihn wiederholt für mehrere Jahre zum Mitgliede ihrer Direction.

Vgl. Zoologischer Garten, 1866, S. 40. – Mittheilungen d. Vereins für Geschichte und Alterthumskunde III, 56. – Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Heft 19 und 20, S. 511–516. – Berliner entomologische Zeitschrift, Jahrgang X, 1866, S. 314.