ADB:Bechstein, Johann Matthäus

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Artikel „Bechstein, Joh. Matthäus“ von Victor Carus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 205–206, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bechstein,_Johann_Matth%C3%A4us&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:20 Uhr UTC)
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Bechstein: Joh. Matthäus B., wurde am 11. Juli 1757 in Waltershausen bei Gotha geboren. Ursprünglich zum Theologen bestimmt, studirte er doch, wie es scheint vom Anfang seiner Universitätszeit an, Naturwissenschaften neben der Theologie und wurde 1785 Lehrer an der im Jahre vorher von Salzmann gegründeten Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, wobei ihm besonders der naturgeschichtliche Unterricht oblag. Das Resultat seiner eingehenden Studien war nicht blos eine Reihe werthvoller naturhistorischer Schriften, sondern besonders die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, die gesammte Natur als einen einheitlich zusammenhängenden Organismus zu betrachten. Enthalten schon seine ersten Werke eine Fülle trefflicher Beobachtungen, so zeugt die Art, wie er jener Ueberzeugung praktischen Ausdruck verlieh, für seinen richtigen Blick. Für Forstwissenschaft war bis dahin nur Wenig gethan. Hans Dietrich v. Zanthier, welcher als gräflich Stolberg’scher Oberforstmeister 1749 nach Ilsenburg gekommen war, hatte dort zwar eine Forstakademie gegründet. Sie blieb aber lange Zeit die einzige, viel Nutzen stiftende Anstalt dieser Art. Erst 1795 rief Heinrich Cotta in Zillbach im Eisenach’schen eine zweite, 1810 von ihm nach Tharandt verlegte Lehranstalt für Forstkunde ins Leben, und in demselben Jahre gründete auch B. auf dem Freigute Kemnate bei Waltershausen eine Forstlehranstalt, welcher er bei ihrer Verlegung nach Dreißigacker bei Meiningen als Director folgte (sie wurde 1843 aufgehoben). Dieser Seite seiner Thätigkeit verdankt die Litteratur eine Anzahl vorzüglicher Schriften; so das „Handbuch der Forstwissenschaft“, „Die Forst- und Jagdwissenschaft“ (beide unvollendet, ersteres 1801–9, letzteres von Laurop und Behlen zu Ende geführt 1818–21) und die „Naturgeschichte der schädlichen Waldinsecten“ (Nürnberg 1797, 1. Heft, in 2. Aufl. 1800), welche später als Forstinsectologie in das Werk über Forst- und Jagdwissenschaft aufgenommen wurde. Schon hier ist es bemerkenswerth, wie er nach seiner „Musterung aller mit Recht oder Unrecht für schädlich geachteter Thiere“ (1792, 2. Aufl. 1805) noch seiner „Naturgeschichte aller schädlichen Forstinsecten“ (3 Theile, Leipzig 1804–5) einen Nachtrag über die schonenswerthen folgen ließ. Denselben Gesichtspunkt dehnte er auch auf andere Classen aus und er war es, der die erste Anregung zur Erhaltung nützlicher Vögel gab. Seine höchst sorgfältigen, für die vertrauteste Bekanntschaft mit den Vögeln sprechenden Beobachtungen über diese Classe gaben Veranlassung zu mehreren werthvollen Schriften, deren Bedeutung erst mit dem erwachenden Interesse an allgemeinen Fragen [206] hervortrat. Besonders ist hier seine „Naturgeschichte der Stubenvögel“ (Gotha 1795 zuerst) zu nennen, welche noch 1840 in neuer deutscher Bearbeitung, 1856 in neuer englischer Uebersetzung (1825 und 1829 auch französisch) erschien; ferner die „Naturgeschichte Deutschlands“, welche im 2.–4. Bande die Vögel umfaßt (Leipzig 1789–95, 2. Aufl. ebenda, 1801–9), sowie sein „Ornithologisches Taschenbuch von und für Deutschland“ (Leipzig 1802–12, 2. Aufl. ebenda, 1811–12). Auch für die Weiterverbreitung allgemeiner ornithologischer Kenntnisse hat er sich durch Uebersetzung des großen Latham’schen Werkes Verdienste erworben; dasselbe erschien als „Allgemeine Uebersicht der Vögel“ in 4 Bänden oder 8 Theilen mit 183 Kupfertafeln in groß 4. Nürnberg, 1793–1813; ebenso gab er die Naturgeschichte der afrikanischen Vögel von Levaillant deutsch heraus. Für die Kenntniß anderer Classen war er durch Uebersetzung der Werke von Pennant über Säugethiere und Lacépède über Amphibien in verdienstlicher Weise thätig. B. starb als Kammer- und Forstrath in Dreißigacker am 23. Febr. 1822.