ADB:Heufler von Hohenbühel, Ludwig Freiherr
Bruck in das Handelsministerium und noch in demselben Jahre als Secretär in das Ministerium für Cultus und Unterricht. Nachdem er 1853 zum Sectionsrath befördert worden war, ernannte ihn der Kaiser 1857 zu seinem wirklichen Kämmerer und erhob ihn 1865 unter dem Namen „von Hohenbühel genannt Heufler zu Rasen“ in den Freiherrnstand. In seinen wissenschaftlichen Publicationen schrieb er sich Hohenbühel-Heufler. 1871 wurde H. zum Präsidenten der statistischen Centralcommission mit dem Titel und Range eines Sectionschefs ernannt, wurde jedoch schon 1873 genöthigt in den Ruhestand zu treten, da sich mit Beginn der siebziger Jahre die Anzeichen einer geistigen Störung bemerkbar gemacht hatten. Zwar trat nach dem Besuche einer Heilanstalt vorübergehende Besserung ein, doch brach Mitte der achtziger Jahre die Krankheit mit erneuter Heftigkeit wieder aus und führte zu einem schnellen Tode auf seiner Besitzung Altenzoll bei Hall in Tirol im 68. Jahre seines Lebens (1885).
Hohenbühel: Ludwig Ritter von H.-Heufler zu Rasen und Perdonegg, österreichischer Staatsbeamter, Botaniker, staatswissenschaftlicher Schriftsteller und Dichter; geboren zu Innsbruck am 26. August 1817, † bei Hall in Tirol am 8. Juni 1885. Vorgebildet auf dem Gymnasium und Lyceum in Klagenfurt, studirte H. zuerst von 1835–1837 in Innsbruck, darauf in Wien Jura und Cameralia und trat nach beendetem Studium 1842 in den Staatsdienst ein. Zunächst in Trient angestellt, durchlief er in glänzender Carrière die Staffeln seiner amtlichen Laufbahn, kam 1843 in das österreichisch-illyrische Küstenland und wurde 1846 Kreiscommissar für Istrien. Im Jahre 1849 trat er auf Veranlassung des MinistersH. war eine geistig hoch veranlagte Persönlichkeit von vielseitigen Kenntnissen. Seine umfassende litterarische Thätigkeit bewegte sich auf dem Gebiete der Geographie, Statistik, Politik, Geschichte, Genealogie, Heraldik, Poesie und nicht zuletzt der Botanik, und in dieser wiederum vorzugsweise auf dem Felde der Kryptogamenkunde. Ein Verzeichniß seiner, das österreichische Küstenland betreffenden botanischen Schriften findet sich in der unten angegebenen Bibliografia Botanica; seine sämmtlichen Druckschriften, nach der Zeit des Erscheinens geordnet und bis Ende 1855 fortgeführt, sind aufgezählt mit Titelangabe und Publicationsort in einem 1855 in Wien bei Leopold Grund erschienenen Sonderabdruck.
Die Neigung zur Botanik entwickelte sich in H. schon auf dem Gymnasium, angeregt durch seinen Lehrer, den verdienten Floristen Friedrich Kokeil, und wurde genährt durch vielfache Ausflüge in die Berge Tirols und der benachbarten Provinzen. Auf einer Reise nach München 1836 lernte er den Botaniker Otto Sendtner (s. A. D. B. XXXIV, 7) kennen, der sein Interesse für pflanzengeographische und kryptogamische Studien weckte und mit dem er bis zu dessen frühzeitigem Tode im J. 1859 in Freundschaft verbunden blieb. Die nächste Folge war die Erforschung der Laubmoose der Innsbrucker Gegend. Später, während seines Aufenthaltes in Wien faßte H. den Plan, mit seinem [439] Landsmanne und Studiengenossen, dem Geologen Dr. Stotter, eine naturwissenschaftliche Erforschung Tirols anzubahnen. Es erschien denn auch eine gemeinsame Arbeit beider Autoren unter dem Titel: „Geognostisch-botanische Bemerkungen auf einer Reise durch Oetzthal und Schnals“ (Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, VI. Band. Innsbruck 1840). Zu einer Bearbeitung der Tiroler Flora aus Hohenbühel’s Feder kam es aber nicht. Er überließ vielmehr bei seiner Uebersiedlung nach Triest seine schriftlichen Materialien mit Ausschluß der kryptogamischen Abtheilung dem Naturforscher Franz v. Hausmann in Bozen, der sie in seiner 1851–1854 in Innsbruck erschienenen vortrefflichen „Flora von Tirol“, welche die Gefäßpflanzen des Landes umfaßt, verwerthete. Sein reichhaltiges Herbarium tiroler Pflanzen, abgesehen von den Zellenpflanzen, überwies H. öffentlichen vaterländischen Instituten, dem Gymnasium in Bozen, dem zoologisch-botanischen Verein und dem Tiroler Nationalmuseum, dem Ferdinandeum als Geschenk. Für das letztere erwies sich Hohenbühel’s Aufenthalt in Wien überhaupt von großem Nutzen. Das Herbar des Museums, welches bisher nur aus einzelnen kleineren Sammlungen bestanden hatte, wurde in zwei Haupttheile, ein allgemeines und ein tirolisches eingetheilt, wobei H. allein es in drei Jahren zu Stande brachte, den Bestand der Sammlungen von 4000 auf 18 000 Nummern zu erhöhen. Gleichzeitig fing man damit an, unter Zusammenwirken mehrerer tiroler Botaniker von der Landesflora 13 gleiche Sammlungen aufzustellen, von denen 12 zur tauschweisen Versendung an die bedeutendsten botanischen Museen Europas kamen. Daß H. bei seiner gründlichen Sach- und Litteraturkenntniß zur Herausgabe einer großen Kryptogamenflora seines Heimathlandes wohl geeignet gewesen wäre, unterliegt keinem Zweifel. Seine amtliche Thätigkeit aber, sowie die unheilvolle Krankheit der letzten Jahre hatten ihn an der Ausführung gehindert. Sein Kryptogamenherbar war seiner Zeit wol die reichhaltigste Privatsammlung dieser Art, welche existirte, da sie nahezu 3500 Arten, d. h. mehr als die Hälfte aller in der großen Rabenhorst’schen Flora beschriebenen Species enthielt. In seinen botanischen Schriften verband H. Schärfe der Beobachtung mit gutem kritischem Urtheil.
Wie oben angedeutet wurde ist Ludwig Freiherr v. Hohenbühel auch auf anderen Gebieten als Schriftsteller und zwar mit Erfolg aufgetreten, namentlich seine staatswissenschaftlich-statistischen Werke und die seinem Heimathlande Tirol gewidmeten Arbeiten verdienen volle Aufmerksamkeit. In dem Werke „Oesterreich und seine Kronländer“ (Wien 1854–56) schildert er die Gesammtmonarchie in ihren wesentlichen geographisch-statistischen und topographischen Beziehungen. Im J. 1853 gab er „Italienische Briefe“, im J. 1854 anonym „Historisch-politische Studien und kritische Fragmente aus den Jahren 1848–1853 von einem Tiroler“ heraus. Nachdem ebenfalls schon 1853 „Fragmente über das Unterrichtswesen“ erschienen waren, folgten 1861 die „Beiträge zur Geschichte des Unterrichtswesens in Oesterreich“ enthaltend 1. Die Reform der österr. Volksschulbücher. 2. Die öffentlichen Unterrichtsbibliotheken Oesterreichs. – Von den Schriften, welche sich mit Tirol beschäftigen, sind die an verschiedenen Orten veröffentlichten und auch in Separatabdrücken erschienenen „Untersuchungen über den tirolischen Ortsnamen Igls“ (1882), „Die Holzschnitte der Handschrift des Heilthumbüchleins im Pfarrarchive [440] zu Hall in Tirol“ (1884), sowie die „Kurze Geschichte des Ansitzes Taschenlehne bei Hall“ (1876) und „Beiträge zur Kunde Tirols“ (1885) zu nennen. – Was Hohenbühel’s Begabung als Dichter betrifft, so verstand er es in der Form des kurzen Epigramms seinen Gedanken über äußere Gegenstände hübschen poetischen Ausdruck zu geben, wobei er namentlich auch wieder Gegenstände, Flüsse, Ortschaften und Anderes aus seiner engeren Heimath zum Vorwurfe nahm. Hievon legen die Sammlungen dieser epigrammatischen Stücke: „Auf den Mai. Sinngedichte“ (1879), „Die Flüsse Tirols“ und „Hall am Inn“ (1882), sowie das Büchlein: „Mein Idyll“ schönes Zeugniß ab.
- Brümmer, Lexikon d. dtsch. Dichter u. Pros. d. 19. Jhs. Lpz., Bd. 2. – Leimbach, D. dtsch. Dichter d. Neuzeit u. Gegenw. Kassel 1886, Bd. 4.