Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hennert, Karl Wilhelm“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 771–772, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hennert,_Karl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 16:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hennenberger, Kaspar
Band 11 (1880), S. 771–772 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Wilhelm Hennert in der Wikipedia
Karl Wilhelm Hennert in Wikidata
GND-Nummer 128790490
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|771|772|Hennert, Karl Wilhelm|Richard Heß|ADB:Hennert, Karl Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128790490}}    

Hennert: Karl Wilhelm H., Forstmann, geboren am 3. Januar 1739 zu Berlin, gest. am 21. April 1800 das. Seine Laufbahn begann H., auf Grund einer guten allgemeinen Bildung, als Lieutenant in der preuß. Artillerie. Später wurde er Schloßbauinspector in Rheinsberg bei dem Prinzen Heinrich von Preußen, in welcher Eigenschaft ihm auch die Aufsicht über einen Buchenwald („Borbero“) mit oblag. Dies veranlaßte ihn wol zuerst, dem Forstwesen näher zu treten. Seit etwa 1780 finden wir ihn nebenbei mit Forstvermessungen und einzelnen Untersuchungen aus dem Gebiete der Holzmeßkunst beschäftigt. 1785 wurde er als Oberforst-Bauinspector nach Berlin berufen und mit der oberen Leitung des Forstvermessungswesens in Preußen betraut. 1788 wurde er mit dem Prädikat „Forstrath“ zum Director der Forstkartenkammer befördert und 1791 endlich erhielt er die Stelle eines „Geheimen Forstraths im Forstdepartement und zugleich die Direction der Forstabschätzung der preußischen Staatsforste. In diesen letzten beiden Stellungen namentlich entfaltete er eine sehr große Rührigkeit. Auf Betrieb des dem Forstdepartement vorgesetzten Grafen von Arnim begann er die Vermessung und Abschätzung der Staatsforsten Preußens, mit Ausnahme der Provinz Schlesien, wo der Oberforstmeister von Wedel seine Proportionalschläge führte. Das Hauptfeld seiner Thätigkeit bildeten die Forste der Mark. Den Schwerpunkt seiner ganzen Methode verlegte er in die Flächentheilung, wobei er, wie Oettelt und von Wedel, die verschiedenen Standortsgüten berücksichtigte. Die vorhandene Jageneintheilung benutzte er zugleich zur Hiebsleitung. Die Abtriebserträge sämmtlicher Bestände wurden mittelst des Probeflächenverfahrens auf die ganze Umtriebszeit hinaus bestimmt. Da aber auch H. dem damals herrschenden Princip, keinen Bestand vor dem angenommenen Haubarkeitsalter zu nutzen, huldigte, wurde der summarische Materialertrag nicht etwa gleichmäßig auf die einzelnen Jahre der Umtriebszeit vertheilt, sondern vielmehr so lange mit jeder einzelnen (haubaren) Altersklasse Haus gehalten, bis die nächst jüngere haubar geworden war. Die Umtriebszeiten waren sehr hoch gegriffen, z. B. 140 Jahre bei Kiefern. Es ist hier nicht der Ort, näher auf diese Methode einzugehen. Wir verweisen in dieser Beziehung auf Hennerts Werk selbst (s. unten) und auf Pfeils Krit. Blätter (4. Band, 1. Heft, S. 118 und 13. Band, 2. Heft, S. 95). Nur so viel sei noch erwähnt, daß das begonnene Abschätzungswesen nach dem kurz geschilderten Verfahren unter dem Widerstand des Oberforstmeisters von Kropf, sowie durch die Unwissenheit des damaligen Forstpersonals, welches die Hennert’schen Taxationsgrundsätze nicht anzuwenden verstand und denselben auch keine Sympathie entgegenbrachte, zu leiden hatte und mit Hennerts Tod ins Stocken gerieth. Jedoch war hierdurch wenigstens für eine große Anzahl von Forsten eine feste Basis geschaffen worden und die Forstvermessungskunde überhaupt durch H. zu einer hohen Ausbildung gelangt. Auch als Schriftsteller hat sich H. einen achtbaren Namen erworben. Wie sich nach dem Vorstehenden annehmen läßt, gehören seine schriftstellerischen Leistungen vorzugsweise dem Gebiete der Forstvermessung und [772] Forsttaxation an. Er schrieb: „Beiträge zur Forstwissenschaft aus der praktischen Geometrie“ (1783); „Kurze Anweisung zu einigen geometrischen Hülfsmitteln, welche den Forstbedienten in Forsten, die in Schläge eingetheilt sind, bei verschiedenen Fällen nützlich und nothwendig sein können“ (1789); „Anweisung zur Taxation der Forste“, 2 Theile (1791–1795 und in 2. Auflage 1803). Diese ist Hennerts größte Leistung. – H. versuchte sich aber auch in andern Gebieten mit Erfolg, so im naturwissenschaftlichen, namentlich entomologischen. Während seiner Stellung als Schloßbauinspector schrieb er (anonym): „Beschreibung des Lustschlosses und Gartens des Prinzen Heinrich von Preußen zu Rheinsberg“ (1778). Im J. 1790 lieferte er: „Beiträge zur Brandenburgischen Kriegsgeschichte unter Kurfürst Friedrich III.“, welche von Interesse sind. Später (1792) folgten: „Bemerkungen auf einer Reise nach Harbke, ein Beitrag zur Forstwissenschaft und Gartenkunst.“ – 1799 gab er Fr. Dan. von Zanthiers „Abhandlungen über das theoretische und praktische Forstwesen“ in 3. Ausgabe mit Zusätzen und Anmerkungen heraus. Sein naturwissenschaftliches Hauptwerk endlich ist betitelt: „Ueber Raupenfraß und Windbruch in den Königl. Preuß. Forsten von dem Jahre 1791–1794 (1797, mit Kupfern; 2. Auflage 1798). Dieses Buch ist eigentlich geradezu eine Forstinsectenkunde, zu welcher der erwähnte Windbruch die Veranlassung gegeben hat. H. liefert in demselben nicht nur eine Beschreibung der schädlichsten Forstinsecten (mit Abbildungen), sondern auch eine Nachweisung des Schadens und zugleich der Maßregeln zur Bekämpfung, welche – wie man aus der ganzen Arbeit sieht – aus dem Leben gegriffen ist, auf eigenen Erfahrungen im Forste beruht. Sehr anerkennend über diese Leistung spricht sich u. A. namentlich Ratzeburg, im Gebiete der Forstinsectenkunde bekanntlich eine Autorität ersten Ranges (s. unten), aus, indem er sagt: „In allen Beziehungen leistete H. (in diesem Buche) etwas für jene Zeit Vorzügliches; er kann in vielen Stücken den Nachkommen gleich, in manchen muß er ihnen vorangestellt werden.“ Erwähnt muß noch werden, daß H. eine Zeit lang an der Forstakademie zu Berlin Forstmathematik docirte. Alles in Allem repräsentirte H. eine hoch begabte, überaus strebsame Natur, mit der Fähigkeit, sich überall rasch einzubürgern, ausgestattet und thatsächlich in den verschiedensten Zweigen des menschlichen Könnens und Wissens (Bau-, Gartenkunst, Forstwissenschaft, Mathematik, Entomologie) wohl bewandert.

J. S. Ersch und J. G. Gruber, Allgem. Encyklopädie II. Section, 5. Theil 1829, S. 334. – Allgem. Forst- u. Jagdz. 1860, S. 114. – Ratzeburg, Forstw. Schriftstellerlexikon 1872, S. – Bernhardt, Gesch. des Waldeigenthums etc. II. Bd. 1874, S. 79, 136 (Biographie) bis 139 u. 376.