ADB:Heller von Hellwald, Friedrich Jacob

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hellwald, Friedrich Jakob Heller von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 171–173, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heller_von_Hellwald,_Friedrich_Jacob&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hellriegel, Hermann
Band 50 (1905), S. 171–173 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Jakob Heller in der Wikipedia
Friedrich Jakob Heller in Wikidata
GND-Nummer 122764595
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|171|173|Hellwald, Friedrich Jakob Heller von|Oscar Criste|ADB:Heller von Hellwald, Friedrich Jacob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=122764595}}    

Hellwald: Friedrich Jakob Heller von H., k. k. Feldmarschalllieutenant, geboren am 3. Februar 1798 in Stuttgart als Sohn unbemittelter Eltern, kam durch die Gnade des Königs Friedrich von Württemberg in die bergmännische Abtheilung des kgl. Cadetteninstitutes, wo er sich eifrig militärischen Studien widmete. Durch Vermittlung des württ. GL. Grafen Dillen erhielt H. am 28. Januar 1814 eine Lieutenantsstelle im Infanterieregimente Nr. 8, in welchem er die Feldzüge der Jahre 1814 und 1815 mitmachte, wobei er auch zuerst mit der österreichischen Armee in Berührung kam. In die Heimath zurückgekehrt, oblag H., den der Dienst allein nicht genügend zu beschäftigen vermochte, historischen Studien und trug sich, voll heißen Dranges, fremde Länder zu sehen, schon mit dem Gedanken unter die in Batavia stehenden holländischen Truppen zu treten, gab aber diese Absicht wieder auf, nahm 1816 seinen Abschied und reiste nach Oesterreich, in dessen Armee er als Officier einzutreten hoffte. Aber die große Zahl von Officieren, welche nach Herabsetzung des Heeres unterzubringen war, vereitelte diese Hoffnung und H. entschloß sich als Cadet in das Sappeurcorps zu treten, 31. October 1818. Für sein jahrelanges Warten in dieser untergeordneten Charge fand H. reichliche Entschädigung in seinen Studien, als er im J. 1821 nach Neapel kam. Er machte Ausflüge nach Paestum, Capri, Ischia, trat in Berührung mit den hervorragendsten Gelehrten des Landes, besuchte Puzzuoli, Cumae, Amalfi, Sorrent und Capua, wo er als gewandter Landschafter die interessantesten Gegenden und Alterthümer aufnahm und mit erläuterndem Text versah. Zum correspondirenden Mitglied der Akademie von Herculanum ernannt, benutzte der gelehrte Cadet die reichen Fundgruben von Pompeji und Herculanum, sowie das Bourbonische Museum in Neapel zu wissenschaftlichen Arbeiten, von denen er einzelne in der „Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur“ veröffentlichte. [172] Als im J. 1825 eine Verminderung der Occupationstruppen in Neapel eintrat, kehrte auch H. mit seiner Compagnie nach Oesterreich zurück und wurde als Lehrer für Arithmetik und Zeichnen, für Militär- und Civilbaukunst, dann eine Zeitlang bei Vermessungen in Ungarn verwendet. Am 30. März 1828 zum Unterlieutenant befördert und am 19. November desselben Jahres zum Geniecorps versetzt, erregte H. durch einige Aufsätze in der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ die Aufmerksamkeit des Generalmajors und Chefs des Generalquartiermeisterstabes Grafen Rothkirch, der ihn am 27. Mai 1831 als Oberlieutenant in den Generalstab übernahm. Dadurch kam H. auch in Berührung mit dem damaligen Obersten Heß, der dem Generalquartiermeisterstab in Italien vorstand, arbeitete unter dessen Anleitung an den neuen Manöverinstructionen der Infanterie und Cavallerie und an der Feldinstruction, wurde am 15. Januar 1834 Hauptmann und kam im December des folgenden Jahres in das kriegsgeschichtliche Bureau in Wien, wo er bald eine rege schriftstellerische Thätigkeit entwickelte. So verfaßte er eine Darstellung der Feldzüge von 1756 und 1757, bearbeitete Theile des spanischen Erbfolgekrieges und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze kriegsgeschichtlichen und biographischen Inhalts. Nach einer Reise in seine Heimath, wo er zahlreiche wissenschaftliche Verbindungen anknüpfte, betheiligte er sich an der Verfassung der neuen Anleitung zum Felddienste, wohnte dann, 1837, den Waffenübungen in Südrußland, 1840 jenen des 8. deutschen Bundescorps am Neckar und Rhein bei, kam im Frühjahr 1841 als Chef des Generalstabes des 2. Armeecorps nach Padua und wurde am 12. August 1842 Major. In den Jahren 1843 bis 1845 wurde H. als Unterdirector bei der Landesbeschreibung in Oesterreich unter der Enns, dann in Bozen verwendet und kam im Frühjahr 1845 in das statistische Bureau nach Wien, wo er neben seiner dienstlichen Arbeit auch noch Zeit fand, eine von ihm mit großer Sorgfalt angelegte Sammlung militärischer Correspondenzen des Prinzen Eugen von Savoyen herauszugeben. Vom Beginn der Kämpfe in Italien 1848 angefangen, redigirte H. die für die Oeffentlichkeit bestimmten Armeebulletins; im Herbst jenes Jahres nahm er theil an der Bezwingung des Aufstandes in Wien und wurde dann im Hauptquartier des Fürsten Windischgrätz verwendet. Nach der Enthebung des Fürsten zum Chef des Generalstabes des im Marchfelde zu sammelnden Corps ernannt, später zuerst dem russischen General Paniutine, dann dem russischen General Berg zugetheilt, machte H. das Ende des ungarischen Feldzuges bis zur Waffenstreckung bei Világos mit und kehrte dann nach Wien zurück, wo er infolge der erduldeten Strapazen schwer erkrankte. Nach Beendigung des Feldzuges hatte H. geglaubt um Verleihung des Ritterkreuzes vom Maria Theresienorden einschreiten zu sollen, doch entschied die Minderheit des Capitels gegen ihn und auch das Ritterkreuz des Leopoldordens, für welches ihn der russische General Berg in Vorschlag gebracht hatte, erhielt er nicht. Ueberhaupt hat H., trotz seiner vielfachen Verdienste in Krieg und Frieden, welche von russischer, preußischer, hessischer, badischer, württembergischer und niederländischer Seite durch Decorationen anerkannt wurden, keine einzige österreichische Auszeichnung erhalten. Ob diese befremdende Thatsache auf die damals in höheren militärischen Kreisen vielfach vorherrschende Abneigung gegen schriftstellernde Officiere, oder vielmehr, was auch glaublicher erscheint, auf den Einfluß Welden’s zurückzuführen ist, der immer ein erbitterter Gegner Hellwald’s war, muß unentschieden bleiben. Nach seiner Genesung wurde H., am 20. April 1850, Generalmajor und Brigadier beim 3. Armeecorps in Prag und nach Verlegung seiner Brigade nach Kärnten Militärcommandant von Klagenfurt. Am 23. März 1856 [173] wurde H. in den Ruhestand versetzt mit dem Titel eines Feldmarschalllieutenants und bald darauf erfolgte seine Erhebung in den Adelstand mit dem Prädicat „von Hellwald“. Die Mußestunden benutzte H. zu zahlreichen wissenschaftlichen Ausarbeitungen, unter denen namentlich die Biographie des FML. Frhrn. v. Bianchi, der „Feldzug des Jahres 1809 in Süddeutschland“, dann die „biographische Skizze des FM. Grafen Radetzky“ hervorzuheben sind; dem letztgenannten Werk ließ H. auch eine Reihe militärischer Denkschriften und Aufsätze Radetzky’s folgen. H. starb am 16. Januar 1864 in Döbling bei Wien.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Wurzbach, Biogr. Lexikon VIII. 1862. – Weiland Friedrich Heller von Hellwald, k. k. Feldmarschall-Leutnant. Als Mscr. gedruckt. Wien 1864. – Hirtenfeld, Oesterr. Militär-Kalender f. 1865. – Militär-Ztg. vom 20. u. 23. Jan. 1864. – Wiener Zeitung vom 22. Jan. 1864. – Kamerad vom 26. Jan. 1864.