ADB:Heß, Heinrich Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Heß, Heinrich Freiherr von“ von Wilhelm Edler von Janko in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 281–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:He%C3%9F,_Heinrich_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Heß, Heinrich von
Nächster>>>
Heß, Johann
Band 12 (1880), S. 281–283 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich von Heß in der Wikipedia
Heinrich von Hess in Wikidata
GND-Nummer 118550330
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|281|283|Heß, Heinrich Freiherr von|Wilhelm Edler von Janko|ADB:Heß, Heinrich Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118550330}}    

Heß: Heinrich Freiherr von H., österreichischer Feldmarschall. Dieser ausgezeichnete General wurde zu Wien den 17. März 1788 geboren und begann seine militärische Laufbahn 1805 als Fähnrich im Infanterie-Regiment Graf Gyulay. Vier Jahre später kam er als Oberlieutenant in den Generalstab und bot ihm der Feldzug 1809 Gelegenheit, sowohl Befähigung als Tapferkeit aufs glänzendste an den Tag zu legen. Noch im selben Jahre zum Hauptmann ernannt und dem Generalquartiermeisterstab zugetheilt war H. bei der Abfassung des Kriegsjournals, an der Ausarbeitung der Armeedislokation und Edirung von Memoiren der Landesbeschreibung thätig; begleitete auch den Grafen Bubna auf seiner Sendung zu Napoleon nach Dresden. In den Feldzügen von 1813 und 1814 leistete er neuerdings die ersprießlichsten Dienste. Nach dem ersten Pariser Frieden in besonderer Mission nach Piemont gesandt, wurde er beim Wiederausbruch des Krieges zum Major befördert und im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg verwendet. Nach Beendigung des Krieges in die Linie versetzt, kam er zur oberitalischen Armee und versah nach der raschen Unterdrückung der piemontesischen Unruhen des Jahres 1821 durch Bubna’s Einmarsch die Stelle des zweiten Militärcommissärs bei dem Occupationscorps, welches Alexandria und die Gegend von Stradella bis Vercelli 14 Monate besetzt hielt. 1829 in besonderer Bevorzugung zum Obersten und Commandeur des 2. Infanterieregiments ernannt, ward er, als Radetzky im März 1831 den Oberbefehl in Italien erhielt, auf Rath des Erzherzogs Karl zum Chef des Generalquartiermeisterstabs des oberitalischen mobilen Armeecorps ernannt. Der Entwurf einer neuen Feld- und Manövririnstruction für die drei Hauptwaffengattungen nach den Anträgen seines Marschalls war hier sein erstes Werk, das durch die berühmt gewordenen Herbstmanöver der kaiserlichen Armee in Italien praktisch erprobt ward. 1834 wurde H. Generalmajor und Brigadier in Mähren. 1840 mit der Leitung des Generalquartiermeisterstabes betraut, und mehrfach zu Sendungen an die süddeutschen und den Berliner Hof in Angelegenheiten der Organisation der Bundesarmee verwendet, ward er 1842 zum Feldmarschalllieutenant und bald darauf zum Inhaber des 49. Regimentes ernannt.

Schon vor 1848 nach Italien versetzt, ward H. beim Ausbruch des Krieges 18. März 1848 zum Chef des Generalstabes bei der Radetzky’schen Armee ernannt, seine Leistungen in dieser Eigenschaft bilden die Glanzepoche seiner Laufbahn. Er entwarf nach dem Eintreffen des Nugent’schen Corps jenen kühnen Plan zum raschen Marsche nach Mantua, Curtatone und Vicenza, wodurch die feindliche Hauptarmee von Verona abgelenkt und die Verschanzungen der Sarden nicht blos umgangen, sondern auch durchbrochen wurden. Radetzky vermochte zwar den Hauptzweck dieser Bewegung, die völlige Verdrängung des Feindes aus dem Mailändischen wegen der Unzulänglichkeit seiner Mittel nicht zu erreichen. Vielmehr sah er sich, weil nach dem Fall von Peschiera (30. Mai) und der Besetzung der Höhen von Rivoli durch die Piemontesen (11. Juni) Verona, der Stützpunkt der Oestreicher bedroht war, zum Rückzug genöthigt. Doch gelang es vollständig, den Feind hierüber zu täuschen, bei Mantua den Mincio, bei Legnago die Etsch zu überschreiten, hierauf nach Vicenza zu marschiren, [282] diesen Platz zu nehmen, das Venetianische von den päpstlichen Truppen zu befreien und dann ohne Ruhe und Rast am selben Tage in Verona einzutreffen, an welchem der Feind seinen schon besiegten Bundesgenossen zu Hilfe eilen wollte. Unter den Namen Derjenigen, welche sich bei dieser Operation durch Einsicht, Muth und Entschlossenheit hervorgethan hatten, nennt Radetzky Heß obenan. Bei den weiteren Kriegsbegebenheiten bis zum Schluß des Feldzuges hatte er im Auftrage des Feldherrn nach einer genauen Rekognoscirung der feindlichen Stellung den großartigen Plan zu der rein offensiven Bewegung vorgelegt, in Befolgung dessen das Centrum des Feindes durchbrochen, er in einem dreitägigen Kampfe bei Custozza am 25. Juli geschlagen und in steter Verfolgung über die Grenzen der Monarchie zurückgeworfen wurde. Es folgte der Waffenstillstand vom 9. Aug. 1848. Das Verdienst Heß’ wurde durch Verleihung des Maria Theresienordens belohnt. Bei Kündigung des Waffenstillstandes durch Karl Albert am 12. März 1849 legte H. den Entwurf jenes fünftägigen Feldzuges von der Ueberschreitung des Ticino am 21. März bis zum Waffenstillstand vom 26. März vor, welcher in den Annalen der Kriegsgeschichte zu den Meisterwerken der Kriegskunst gezählt werden muß. Wahr und treffend lauteten die Worte Radetzkys in seinem Berichte über diesen Feldzug: „In voller Anerkennung der gediegenen Dienstleistung der wirkenden Glieder meines Hauptquartiers nenne ich von selben vor Allen meinen Generalquartiermeister Feldm.-Lieut. H. Diesem – ich bezeuge es hiermit von ganzem Herzen – gebührt der bei weitem größte Antheil an den Erfolgen, den die Waffen des Kaisers bei dem letzten Feldzuge errungen haben. Alle Verhältnisse mit klarem Auge überschauend, den rechten Zeitpunkt schnell erkennend und rasch benützend, stets den höchsten Zweck vor Augen, hatte er mein volles Vertrauen und ich führte – ihn an der Seite – die Armeen zum gewissen Sieg; das Heer wußte dies, und siegte“. Das Großkreuz des Leopoldordens und 1850 auch das Commandeurkreuz des Theresienordens, die Erhebung zum Feldzeugmeister und Chef des Generalstabes der ganzen Armee sowie in den Freiherrnstand waren der Dank des Kaisers für so hohe Verdienste. Bei den östreichischen Truppenaufstellungen im Jahre 1850 und 1854 in Galizien und Siebenbürgen führte er das Commando der mobilen Armee, später ward er Chef der Centraloperationskanzlei. 1859 wurde H. zur Armee nach Italien entsendet, als dieselbe nach der Schlacht bei Magenta bereits im Rückzuge gegen das Festungsviereck sich befand, auch vermochte sein Einfluß den unglücklichen Ausgang der Schlacht von Solferino nicht abzuwenden. Nach der Rückkehr des Kaisers von der Armee aus Venetien führte H. den Oberbefehl über dieselbe und wurde Feldmarschall, doch legte er schon 1860 den Oberbefehl und die Stelle eines Chefs des Generalstabes nieder. Bei dieser Gelegenheit richtete der Kaiser ein Handschreiben an ihn, in dem es heißt: „Sie dienten als tapferer Soldat meinem Großvater, als Chef des wichtigsten Corps meinem Oheim. Unter diesem Letzteren, sowie beim Beginne Meiner Regierung waren Sie es, der an der Seite des unvergeßlichen Feldmarschalls Gf. Radetzky die Schlachten leitete, und mit ihm das Heer zum Siege führte, Ihr Name knüpft sich an die stolzen Erinnerungen der Geschichte Meiner Reiche“. – H. übernahm nun die Hauptmannschaft der Arcieren- und Trabantenleibgarde. 1861 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses und 1862 zum Kanzler des Leopoldordens ernannt. Am 13. April 1870 beschloß dieser ausgezeichnete Mann, welcher seinem Vaterlande 65 Jahre gedient und in mehr als 20 Schlachten und Gefechten sein Leben eingesetzt hatte, seine irdische Laufbahn. In Anerkennung seiner Verdienste befahl der Kaiser, daß das ihm schon 1843 verliehene Infanterieregiment für alle Zeiten seinen Namen führe.

[283] Gen. Heß in lebensgeschichtl. Umrisse, Wien 1855. Männer der Zeit, Biogr. Lexicon der Gegenwart, Leipzig 1860. Hirtenfeld, Milit. Maria Theres. Orden, Wien 1857.