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Artikel „Held, Friedrich Wilhelm“ von Emil Kneschke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 679–680, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Held,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 18:21 Uhr UTC)
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Held: Friedrich Wilhelm Alexander H., deutscher Publicist, populärer Historiker und Agitator, geboren 1813 in der schlesischen Stadt Neisse, † am 26. März 1872 in Berlin. H. gedachte zuerst die Militärcarriére zu machen, und so gehörte er 1831 als Lieutenant dem 36. Infanterieregiment in Mainz an. Jedoch nahm er nach einigen Jahren seinen Abschied, versuchte sich hier und dort als Schauspieler, ließ sich dann in Erfurt nieder, wo er seine schriftstellerischen Erstlinge erscheinen ließ, und verlegte 1843 seinen Wohnsitz nach Leipzig, wo er bald durch eine radicale Zeitschrift, die „Locomotive“, von sich reden machte. Das Blatt wurde in Sachsen endlich verboten, H. versuchte es in Halle und später in Schkeuditz fortzusetzen und taufte es dann in Berlin zu einem „Volksblatt“ um, wo er nun an den revolutionären Bewegungen und Vorgängen von 1848 in hervorragendster Weise theilnahm. Er wurde einer der ersten und einflußreichsten Führer der Extremen in der Hauptstadt, doch wollte man schließlich eine Zweideutigkeit in seiner Haltung erblicken und entzog ihm das bisherige blinde Vertrauen. In der Folge muß es zwischen der gegnerischen Seite und ihm wirklich noch zu einer Art Pact gekommen sein: denn der Radicale und Revolutionär von 1848 erschien 1850 als königl. Torfinspector in Ryno bei Freienwalde. Nicht lange indessen blieb er das; er lebte zurückgezogen einige Jahre in Frankfurt a. M., sowie in Hamburg, und siedelte Mitte der Fünfzig zum zweiten Mal nach Berlin über, wo er anfangs, der Politik noch fern, in einer von ihm ins Leben gerufenen Wochenschrift „Theatralia“ den Interessen der Bühne auf seine Weise zu dienen unternahm. 1863 erst lenkte er in die vormaligen Pfade wieder ein, als Redacteur an die Spitze der „Staatsbürger-Zeitung“, eines Organes der Arbeiterpartei und des der Bourgeoisie feindlich gesinnten kleinen Gewerbestandes, tretend. Er schuf das Blatt bald zu einer nicht zu verachtenden Macht innerhalb seiner Sphäre, ja wol auch vielfach noch über letztere hinaus, um. 1871 trennte er sich von dem Besitzer Daubitz und rief ein Concurrenzunternehmen „Staatsbürger-Zeitung (Alte Held’sche)“ ins Leben, welches Eigenthum einer Genossenschaft wurde, als deren Haupt und Seele natürlich er und kein Anderer figurirte. Als ihn im März folgenden Jahres der Tod abrief, war lange genug schon von Neuem der Verdacht rege geworden, daß H. seine demokratischen und socialistischen Agitationen doch vielleicht nur um sehr egoistischer Sonderbestrebungen willen ins Werk gesetzt habe. Jedenfalls war H. ein großes Talent und eine reichbegabte Persönlichkeit; es lag in ihm etwas von einem geborenen Volksmann und Führer der Massen, aber gewisse Schwächen der Individualität und Mängel im Charakter ließen keine vollkommene Entfaltung zu oder verhinderten den rechten edlen Gebrauch der bedeutenden Gaben. – Held’s erstes schriftstellerisches Erzeugniß waren „Preußens Helden“ (6 Bde., 1841). In den „Irrfahrten eines Comödianten“ (1842) beschrieb er einen Theil seines eigenen Lebens. Seine Hauptleistung dürfte die in Gemeinschaft mit Corvin herausgegebene „Illustrirte Weltgeschichte“ sein (8 Bde., 1844 ff.). Außerdem verfaßte er eine „Geschichte des Revolutionszeitalters 1789–1850“ (1850 ff.), „Deutschlands Lehrjahre 1848–50“ (1859 ff.) [680] und noch mehr dergleichen, was Alles freilich nicht sowol einer objectiven, wissenschaftlichen Geschichtschreibung, als der parteiischen agitatorischen Broschürenschreibung beizuzählen ist.